Raumschiff 4 - Channa
ganz definitiv labil«, sagte er, und seine Schultern fielen hoffnungslos ein. »Zu all den anderen Problemen muß ich mir jetzt auch darüber noch Sorgen machen! Es ist so… so kleinkariert.«
»Die Menschen können eine beachtlich kleinkarierte Art sein«, meinte Channa philosophisch. Vor allen Dingen dieses hysterische Aas Rachel! »Wenn man sich mal die Fälle im einzelnen anschaut, stellt man fest, daß viele sogenannte
›große Dinge‹ schließlich auf rein persönlicher Basis
entschieden wurden. Von Harmodias und Aristogetion bis heute.« Arnos sah sie verständnislos an. »Zwei alte Griechen.
Egal. Kurz zusammengefaßt, damals ist eine Regierung über ein Dreiecksverhältnis gestürzt.«
Arnos seufzte erneut und griff nach seinem
Branntweinschwenker. »Ich mache mir nichts aus ihr, aber mein bester Freund würde sein Leben für sie hingeben«, sagte er kopfschüttelnd. »Channa…«
»Ja?«
»Ich weiß zwar hier…« Er faßte sich an den Kopf. »… daß diese… daß ihre Fixation nichts mit mir zu tun hat. Aber hier…« Nun berührte er sein Herz. »… habe ich einfach das Gefühl, daß ich irgendwie daran schuld sein muß. Ich war ein… Rufer des Geistes – Sie würden sagen, ein Prediger. Ja, ich wußte natürlich, daß die Hälfte der Frauen in diesen Menschenmengen in mich verliebt waren. Na und? Ich hätte nie eine von ihnen angerührt, denn das wäre unehrenhaft gewesen und hätte meiner Sache sicherlich mehr Schaden zugefügt als jedes andere Vergehen. Die Bevölkerung von Bethel ist… unflexibel, was solche Dinge angeht. Aber wenn ich Liebe als solche erkannte und akzeptierte, weil sie meiner Eitelkeit schmeichelte, bin ich dann nicht auch irgendwie dafür verantwortlich? Wie verzweifelt muß sie sein, und wie einsam.
Es ist traurig.«
Channa tätschelte seinen Arm und lächelte tröstend. »Ihrer Beschreibung nach war es früher nie so schlimm wie jetzt.
Wenn Ihnen ein Vorwurf zu machen ist, dann muß man den auch jedem charismatischen Politiker und Holostar seit Anbeginn der Zeiten machen. Ihre… Fixation… wurde
möglicherweise von diesen Drogen verschlimmert, obwohl sie nicht auf Medikamente anschlägt. Simeon, hat irgend jemand schon mit Chaundra darüber gesprochen?«
»Noch nicht«, sagte er nach einer taktvollen Pause, um anzudeuten, daß er nicht zugehört hatte.
»Ich habe beschlossen, ein Auge auf sie zu halten«, sagte Arnos und fügte zögernd hinzu, »geistige Fürsorge, das Heilen der Seele. Es ist Teil unserer Religion, daß nur die Geweihten die menschliche Seele heilen können.«
Deine Religion ist der letzte Blödsinn, dachte sie stumm.
Natürlich hatte es keinen Sinn, Arnos zu verärgern. Menschen sollten nicht dazu gezwungen werden, eine Religion
anzunehmen. Das sollte eine Sache der freien Wahl bleiben.
»Vielleicht sollten wir Chaundra mitteilen, daß Rachel nicht auf die Behandlung reagiert. Möglicherweise braucht sie stärkere Beruhigungsmittel. Machen wir uns doch nichts vor –
wenn die Piraten eintreffen, haben Sie sowieso schon mehr als genug Probleme, die Sie im Auge behalten müssen.«
»Ich kann mehr als eine Sache gleichzeitig im Auge behalten, Channa«, unterbrach Simeon abrupt. »Simeon-Arnos?«
Er nickte. »Ich stimme Channa zu. Ich werde mit dem Doktor darüber sprechen. Das ist meine Last, meine Pflicht. Ich werde es tun.« Er stand auf und verschwand mit eingefallenen Schultern in seinem Zimmer.
Channa schüttelte den Kopf. »Man könnte denken, daß er sie zur Hinrichtung schickt.«
»Wer weiß schon, wie sein Volk psychiatrische Behandlung sieht? Die Beichte scheint in ihrer Religion eine herausragende Stellung einzunehmen. Für ihn könnte es gleichbedeutend mit Blasphemie sein, die Sache als medizinisches Problem zu behandeln.«
Mit schräggelegtem Kopf blinzelte sie seine Säule an. »Ach, noch etwas, versuch gar nicht erst mir weiszumachen, daß du diese kleine Unterbrechung nicht genossen hast, Simeon.
Inzwischen kenne ich dich zu gut dafür.«
»In Ordnung.« Seine Stimme war unverschämt fröhlich.
Sie lächelte wehmütig. »Aber laß es dir nicht zur Gewohnheit werden, ja?«
»Im Leben gibt es niemals Garantien, Channa.«
»Ach, wirklich nicht? Sollte ich jemals auf den Gedanken kommen, daß du noch weitere kleine Störungen meines
Liebeslebens inszenierst, garantiere ich dir aber, daß es dir leid tun wird.«
»He, sei doch vernünftig, Channa! Was soll ich denn wohl damit zu tun haben, daß Rachel
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