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Raumschiff 4 - Channa

Raumschiff 4 - Channa

Titel: Raumschiff 4 - Channa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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um in die anderen Schächte spähen zu können.
    »Du lernst ziemlich schnell«, meinte sie. »He, und du zuckst auch nicht zurück, wenn es mal haarig wird.«
    Ein raubvogelartiges Lächeln überzog Josephs kantiges
    Gesicht. »Joat-meine-Freundin, dort, wo ich aufwuchs, hat man entweder schnell gelernt oder man war tot. Und ich habe auch viel Zeit an engen Orten zugebracht. Mehr in Kanälen und Tunnels, nicht in Schachtsystemen, aber das Prinzip ist dasselbe.«
    »Ja, ich denke, wir haben eine Menge gemeinsam«, sagte sie.
    Du armes Schwein, fügte sie bei sich hinzu. Nicht laut.
    Offensichtlich waren diese Typen ziemlich empfindlich, wenn es um Sprache ging.
    »Aber ich bin überrascht, daß du dich mit solcher Freiheit umherbewegen kannst, wo sich doch jeder Abschnitt
    versiegeln und entlüften läßt«, fuhr Joseph fort. Nachdenklich knackte er seine dicken Finger und holte ein langes, gebogenes Messer hervor, um eine Schwiele zu stutzen. »Und außerdem gibt es noch die Wartungsservos, die ebenfalls zentral kontrolliert werden.«
    »Na ja, man muß sich die Sache mal von unten anschauen«, erwiderte Joat. »Komm mit.«
    Sie stemmten sich hinauf, den Rücken und die Beine gegen die gegenüberliegende Seite des Schachts gepreßt, dann krochen sie in eine etwas breitere Verbindungsröhre hinein.
    »Siehst du? Da ist das Siegel«, sagte sie und fuhr mit einem Finger den Rand der achteckigen Öffnung entlang, wo die beiden Schächte sich kreuzten.
    »Aha.« Joseph spähte genauer hin. »Ich verstehe – eine dünne Schicht?«
    »Nö, verzahnte Spitzkeile, das ist irgendwie stärker. Komm bloß nicht dazwischen, wenn es sich gerade schließt. Hier, wo eigentlich keine Leute sein sollten, gibt es auch keine Sicherheitsdruckbremsen, die schneiden dich also glatt in zwei Stücke.«
    Joseph nickte und setzte dabei seine Untersuchung fort. »Und das hier?« Er berührte eine kleine Ausbuchtung.
    »Zugangspaneel. Hier.«
    Joat holte ein eckiges Stück Elektronik aus ihrem Geschirr und berührte es. Die Ausbuchtung verschwand in der Wand.
    Im Inneren waren Anzeigen, eine Tastatur und eine
    Datenschnittstelle zu erkennen. Sie zappelte umher, bis der Rucksack zwischen ihren Knien auf dem Boden stand, dann holte sie ein Zugkabel hervor und stöpselte es in die Dose.
    Die Maschine leuchtete auf. Hallo, Joat, spulte darauf ab.
    Simeon macht ciao-ciao knurps!
    »Was ist das denn?« fragte Joseph fasziniert.
    »Ich habe zuerst geglaubt, daß das Simeon in einer griesig merkwürdigen Laune ist«, antwortete Joat, während ihre Finger in einem schnellen Tapptapptapptipptipptipp über die Tasten huschten. »Aber das ist es nicht. Es ist nur so ein wirklich raffiniertes KI-Programm, das auf den Hauptrechnern der Station läuft. Legt dich rein, verstehst du? Da glaubst du schnell, daß es eine echte Person ist, ist es aber nicht. Schlaues Stück Blech, aber ich kann es umgehen. Wenn es dich für Simeon hält, wird es richtig zahm wie ein Tier.«
    Hallo, Simeon, erschien auf dem Schirm. Was gibt’s, Boß?
    Hä? Hä?
    Joats Finger rasten. Nicht viel, gab sie ein. Update von Schande über mich, fügte sie hinzu.
    Den kenne ich noch nicht, Kumpel, erwiderte die Maschine.
    Yippy! Joat hatte vor Konzentration die Zunge zwischen die Zähne gepreßt. Endlich lehnte sie sich zurück und seufzte, ließ die Finger beider Hände knacken.
    »Jetzt hält es mich wieder für Simeon«, sagte sie.
    »›Schande über mich‹?« fragte Joseph.
    »Legst du mich einmal rein«, zitierte Joat, » – Schande über dich. Legst du mich zweimal rein – Schande über mich.«
    Joseph lachte leise und anerkennend. Joat spürte das ruhige Glühen der Befriedigung, wie man sie nur bei einem anderen Gleichgesinnten bekommen konnte. Seld war ja nett, aber er war kein… Na ja, er war eben nicht erwachsen, nicht auf jene besondere Weise, wie Joseph es war. Sie hatte zwar viele Leute gekannt, die auf diese Weise erwachsen waren, aber Joseph war der erste, den sie jemals gemocht oder dem sie vertraut hatte.
    »Dann manipulierst du das System also durch den
    Zentralcomputer?« fragte er.
    »Nö, die meiste Zeit nicht. Zu auffällig. Verdammt
    offensichtlich, um genau zu sein. Es gibt hier ein verteiltes Netzpunktsystem, praktisch Tausende von kleinen Compies, und alle mit
    Stellvertreterautorisierung, sofern man
    hineinkommt. Und niemand kommt dort hinein wie ich, guter Mann.«
    Joseph schlug ihr mit der Hand auf die Schulter. Sie versteifte sich und starrte sie an. Er

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