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Raumschiff 4 - Channa

Raumschiff 4 - Channa

Titel: Raumschiff 4 - Channa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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diesem
    Zusammenhang – ›nicht zu griesig‹ – spießig, konventionell, langweilig, fantasielos.«
    »Nein, nein. Um die Wahrheit zu sagen und dem Teufel die Schamröte ins Gesicht zu treiben, als ich Joseph kennenlernte, war er tatsächlich ein Desperado«, warf Arnos ein.
    Joats Miene hellte sich auf, und ihr verschmitztes Lächeln raubte ihr ein oder zwei von den Jahren, die das Leben ihr zusätzlich gegeben hatte, so daß sie nun tatsächlich aussah wie zwölf. »Na klar! Ich werde Joseph gern herumführen. Wann immer du magst.«
    »Danke. Und jetzt muß ich mich wieder über meine Studien hermachen.« Er seufzte theatralisch und stand auf.
    »Ich weiß, wie du dich fühlst«, meinte Joat und schüttelte resigniert den Kopf.
    »Da hat er eine Eroberung gemacht«, sagte Channa subvokal. »Ich frage mich, wie er das geschafft hat?«
    »Joat ist kein bloßer Wildfang mehr«, erklärte Simeon. »Wir haben den Boden für ihn vorbereitet. Glamourös zu sein schadet nichts. Und außerdem hört er ihr zu. Er interessiert sich von Natur aus für Leute, denke ich mir, nach alldem merkwürdigen sozio-religiösen Zeug, das man ihm
    eingetrichtert hat.«
    »Du hast recht«, sagte Channa laut und blickte verträumt zu der inzwischen verschlossenen Tür von Arnos’ Unterkunft hinüber.
    Na ja, Simeon-Arnos, dachte Simeon, jetzt bist du gleich bei beiden meiner Mädchen ein Heuler. Eine kleinkarierte Beobachtung, aber durfte er sich etwa nicht im stillen Kämmerlein so etwas erlauben?
    »Natürlich hab ich recht«, warf Joat ein. Sie verhalf sich gerade zu einer weiteren Portion Ananasscheiben, die sie großzügig mit Eiskrem ergänzte. »Flatterst du mit ihm schon durch die Laken?«
    »Joat!« sagte Channa in einem warnenden Ton und beugte sich vor, um ihr mit Daumen und Zeigefinger gegen das Ohr zu schnippen.
    »Paß bloß auf!« entgegnete Joat und rieb sich das malträtierte Ohrläppchen. »Sonst melde ich dich Gorgan dem Organ.« Sie grinste unreumütig. »Ich weiß nämlich alles darüber, weißt du.«
    »Du magst es vielleicht beobachtet haben – und das würde ich keine Nanosekunde bezweifeln, wie ich dich kenne, aber du verstehst nicht, was du gesehen hast. Und außerdem hast du keine Manieren.«
    »Ja, das stimmt«, meinte Joat zufrieden.
    »Wegen eines Mangels brauchst du gar nicht so selbstgefällig zu tun«, warf Simeon ein.
    »Warum nicht?« wollte Joat wissen. »Es gibt einen Haufen wahnwitziger Sachen, die man nicht tun darf, wenn man
    Manieren hat.«
     
    Mein Gott, dachte Channa, als sie von ihrem Notizschirm aufblickte.
    Sie sahen ja alle schrecklich aus, aber Doktor Chaundra wirkte richtig alt. Und heimgesucht. Channa war ein bißchen überrascht. Sie hätte gedacht, daß er einer von jenen Leuten war, die mit Angst umgehen konnten.
    »Hier ist es«, sagte er verbittert und hielt einen kleinen Synthetikbehälter hoch.
    Channa blickte wie automatisch auf die Schachtel hinunter, es war ein Kapselspender, ein Standardmodell. Doch dann sah sie Chaundra näher an.
    »Geht es Ihnen nicht gut, Doktor?« fragte sie besorgt. Es gab zwar noch andere Ärzte auf der Station, aber nur einen Chaundra. Abgesehen von persönlichen Faktoren war er
    zugleich der einzige Spezialist, der über Erfahrung auf dem Gebiet echter Virenforschung verfügte.
    »Nur müde«, erwiderte er. Der Nichtstandardakzent war
    stärker als sonst, eine Spur von fließendem Singsang. Einen Augenblick blieb er neben ihrem Schreibtisch stehen und sah auf die Schachtel hinunter, die er in den Händen hielt, dann stellte er sie vor ihr ab. »Sie sind bereit«, sagte er und zeigte darauf.
    Channa berührte den Spenderschlitz, worauf ihr eine
    Gelatinekapsel mit einer klaren Flüssigkeit in die Hand fiel.
    »Der Virus«, sagte sie.
    »Ja«, murmelte er. »Ich, der ich ein Heiler bin, habe für Sie eine Waffe erschaffen.«
    »Eine nichttödliche Waffe zur Selbstverteidigung«, berichtigte sie ihn sanft.
    »Hoffentlich nicht tödlich. Wie kann ich mir dessen sicher sein, bei einer Population, die nicht dem genetischen Standard entspricht. Ich kann mir nicht einmal absolut sicher sein, daß niemand auf der Station daran sterben wird!«
    »Die Wahrscheinlichkeit…«, begann Simeon mit fester
    Stimme.
    »… ist verschwindend gering«, ergänzte Chaundra. Dann
    seufzte er. »Es hat keinen Sinn, sich im nachhinein zu beschweren. Wir haben genügend angefertigt, um jedermann auf der Station fünf Stück zu geben. Ich kann mir nicht vorstellen, daß

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