Raumschiff 4 - Channa
studierte sie. Groß, athletisch. In einen schlichten Einteiler gekleidet, aber sie besaß Ausstrahlung. Eine nette Figur. Ein Fuchs.
In überraschend kurzer Zeit signalisierte die Türglocke einen Zutrittsantrag. Simeon, der sich so nervös fühlte wie damals, als er seinen ersten Partner kennengelernt hatte, sagte:
»Herein«, und die Türen glitten auf.
Channa trat ein. Er stellte den Betrachter auf eine, wie er glaubte, übliche Gesprächsdistanz ein. Das war manchmal ein Vorteil, da Weichhüllen ja nicht dazu fähig waren, eine psychologisch behagliche Distanz zu einem herzustellen. Sie hatte feine, scharfe Züge und ernst dreinblickende dunkle Augen, das schwarze Lockenhaar war mit disziplinierter, keinen Unfug duldender Nüchternheit aus dem Gesicht
gebürstet. Die reinste Videoheldin. Perfekt! dachte er. Ich werde die Sache gleich richtig einläuten. Er schaltete auf einen Monitor mit seinem eigenen »Gesicht« – so, wie er es sich vorgestellt hatte, von bärbeißiger Attraktivität und
sonnengebräunt, mit einem Heidelberger Schmiß, gleichmütig dreinblickenden grauen Augen, dichtgeschorenem blondem Haar und einer Fanmütze der Centauri Jets –, dann sagte er laut:
»Aber hallo!«
Die dunklen Augen weiteten sich leicht. »Wie bitte?«
Er lachte. »In der Umgangssprache der alten Erde heißt das
›ganz schön sexy‹.«
»Ich verstehe.«
Die Worte kamen so abgehackt, daß Simeon beinahe das
leise Scheppern vernehmen konnte, als sie während der kurzen Gesprächspause zu Boden fielen.
Ach, herrlich, dachte er, das fängt ja gut an. »Äh, ich meinte es als Kompliment.« Warum haben die mir keinen männlichen Partner geschickt? fragte er sich selbst, wobei er bequemerweise seinen eigenen Antrag vergaß. Wie man mit Männern zurechtkam, wußte er.
»Ja, natürlich«, erwiderte sie kühl. »Es ist nur nicht die Art von Kompliment, die ich sonderlich schätze.«
Sie hat eine nette Stimme, dachte Simeon unbehaglich.
Schade, daß sie so ein Aas zu sein scheint. »Was für Komplimente schätzen Sie denn?« fragte er in einem Tonfall erzwungener Jovialität, was sich über einen digitalen
Lautsprecher allerdings nicht so leicht herstellen ließ.
»Nur solche, die sich entweder auf meine schnelle
Auffassungsgabe und meine Effizienz beziehen oder die
anerkennen, daß ich gute Arbeit leiste«, sagte sie, trat dabei ein Stück in den Raum hinein und nahm vor seiner Säule Platz.
Erst nachdem sie aufgehört hatte zu sprechen, blickte sie ihn direkt an.
»Also die Art von Kompliment, wie man sie
Servomechanismen machen würde, wenn man
Servomechanismen überhaupt welche machte«, bemerkte er.
»Ganz genau.« Sie lächelte lieblich und verschränkte die Hände.
»Sie haben eine interessante Einstellung, Miss Hap«, sagte er und legte dabei eine leise Betonung auf die uralte
Ehrenbezeichnung. Wenn sie förmlich werden will, werde ich ihr mal zeigen, wie das geht! »Die meisten Frauen, mit denen ich zusammengearbeitet habe, hatten keine Probleme mit einem gelegentlichen Kompliment über ihr Aussehen.«
Sie hob leicht die Augenbrauen und legte den Kopf schräg.
»Vielleicht haben Sie es ja als Teil einer ›Einstellung‹ abgetan, wenn sie vielleicht doch welche haben sollten.«
Wenn ich weinen könnte, ich täte es sofort, dachte Simeon.
Die letzten Wochen ohne Tell Radon war er einsam gewesen.
Er hatte sich schon auf den Spaß gefreut, den er mit einem neuen Partner haben würde. Jemand, mit dem man sich
unterhalten konnte… Wie konnten die ihm nur diese… diese Eisprinzessin zuteilen? Sicher, sie hatten schon gewußt, daß er recht umgänglich war, aber er hatte ihnen durchaus präzise Vorstellungen davon übermittelt, was er für einen Partner verlangte. Ganz genaue Spezifikationen, denen Channa Hap aber nicht ganz entsprach. Versuchte irgend jemand in der Zentrale, sein gutmütiges Wesen auszunutzen, hoffte gar jemand, daß er ihr den Kopf waschen oder sie vielleicht zu etwas mehr Lockerheit erziehen würde?
»Übrigens finde ich Ihre Einstellung recht interessant«, murmelte sie und verengte dabei die Augen. »Haben Sie in letzter Zeit einmal Ihren Hormonspiegel überprüft?«
»Das ist eine ziemlich persönliche Bemerkung…« Vielleicht wollen die ja auch nur, daß ich sie irgendwann aus einer Luftschleuse schmeiße, wenn gerade niemand hinsieht.
»Ach, und ›ganz schön sexy‹ soll das nicht sein?« Sie
lächelte und hob sarkastisch eine Augenbraue.
»Das war ein
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