Raumschiff 5 - Carialle
»Heute nacht wärt ihr hier in Sicherheit. Ich halte jeden Zugang zur Festung unter Bewachung.«
»Nein, danke«, erwiderte Keff und nahm Plennafrey bei der Hand. »In meiner eigenen Kabine fühle ich mich sicherer.«
Chaumel verneigte sich. »Wie du wünschst. Und morgen setzen wir das gute Werk fort, wie?« Trotz der Gefahr bewies er eine gewisse, vorsichtige Fröhlichkeit. »Nokias steht auf unserer Seite, Freunde. Das spüre ich. Aber es ist durchaus vernünftig von ihm, sich vor den anderen zu fürchten. Wenn irgendeiner von uns Schwäche zeigt, ist das so, als würde er die nackte Brust dem Dolch darbieten.«
KAPITEL 12
Keff stieg auf die Plattform hinter Plennafreys Sessel und legte die Hände auf die Rückenlehne, als das blaugrüne Gerät dem Himmel entgegenstieg. Er beobachtete, wie sie einen
Schutzschirm wob und ihn um beide warf. Chaumel, der seine Pflicht als Gastgeber erfüllt hatte, begab sich wieder ins Gebäude. Mit einem endgültig wirkenden Knall schlossen sich die großen Türen. Keff vermutete, daß der silberne Zauberer wahrscheinlich jede noch so kleine Ritze gegen mögliche Eindringlinge versiegeln würde.
Vor ihnen war außer der unscharfen, zerklüfteten Silhouette der Bergkette nichts zu erkennen. Plennas Schwebesessel strahlte ein mattes Leuchten ab, das auf hundert Klicks von allen Richtungen aus zu sehen sein mußte. Der Gedanke an Gefahr jagte Keff ein Prickeln in die Beine, das durch die Lenden bis in die Wirbelsäule fuhr, doch zu seiner
Überraschung stellte er fest, daß er sich nicht fürchtete.
Er hatte die Arme auseinandergebreitet und von der
Rückenlehne abgestemmt, so daß er nicht abrutschen und um sein Gleichgewicht fürchten mußte. Er blickte in die Tiefe.
Plennafrey griff nach seinen Händen und zog sie an seine Brust, kehrte ihm das Gesicht zu, einen Kuß erheischend. Das Licht hob ihre Wangenknochen und den zarten Schnitt ihrer Kieferlade hervor. Keff meinte, noch nie im Leben etwas so Schönes gesehen zu haben.
»Ob ich dich wohl immer so aufregend finde, sobald wir in Gefahr schweben?« fragte Plennafrey schelmisch. Keff fuhr mit den Händen streichelnd ihre glatten Schultern herab, und sie erschauerte vor Freude.
»Ich hoffe nicht«, sagte er und quittierte ihr Dahinschmelzen mit einem Glucksen. »Dann wüßte ich ja nie, ob die Spannung von der Gefahr oder deiner Liebe herrührt. Und dieser Unterschied ist mir durchaus wichtig.«
Den Rest des Flugs sprachen sie kein Wort mehr. Keff lauschte mit neuentdeckter Begeisterung den Nachtvögeln und den leisen Geräuschen des im Schlaf seufzenden Ozran. Am Himmel um sie herum hing ein unsichtbares Gespinst aus Energie, doch tat es weder der Schönheit noch der Stille Abbruch.
Die Luke der Luftschleuse öffnete sich, und Plennafrey konnte ihren Schwebesessel geschmeidig in die Hauptkabine lenken. Diesmal durfte sie die Landestelle selbst bestimmen und parkte das Fahrzeug am gegenüberliegenden Schott genau neben Keffs Sportausrüstung. Keff hob Plenna vom Sessel und riß sie heftig in seine Arme. In feurigem Drängen trafen sich ihre Lippen. Plennas Hände fuhren ihm den Rücken hinauf ins Haar.
»Keff, können wir mal sprechen?« fragte Carialle in seinem Ohr.
»Jetzt nicht, Cari«, murmelte Keff. »Oder liegt ein Notfall vor?«
»Nein. Ich wollte nur mit dir darüber reden, was ich heute abend herausgefunden habe.«
»Jetzt nicht, bitte.« Keff keuchte laut, als Plenna ihm mit den Zähnen die Halssehne entlangfuhr.
Verärgert funkte Carialle ihm einem Stoß dissonanten Lärms in beide Gehörimplantate. Er zuckte leicht zusammen, weigerte sich aber, sich dadurch von Plennafrey ablenken zu lassen. Er schob die Daumen in das Leibchen der jungen Frau, streifte steife Brustwarzen und weiches, nachgiebiges Fleisch.
Er beugte den Kopf darüber.
Plennafrey stöhnte leise. »Carialle wird uns doch nicht beobachten, oder?«
»Nein«, sagte Keff beruhigend. Mit dem Ellenbogen stieß er gegen den Schalter, und die Kabinenluke öffnete sich.
»Ihr Reich endet an meiner Tür. Bitte, liebste Dame, tritt ein!«
Eingeschlossen in seinem Arm, betrat Plenna auf
Zehenspitzen Keffs Kabine.
»Die ist genau wie du«, sagte sie. »Sparsam, ordentlich und äußerst gutaussehend. Oh, Bücher!« Sie nahm eins von dem kleinen Regal neben seiner Koje und befingerte sanft die Seiten. »Natürlich kann ich es nicht lesen.« Mit einem betörenden Grübchen im Mundwinkel sah sie zu Keff auf. Da verfing sich ihr Blick in den
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