Raumschiff 5 - Carialle
aufzusuchen. Einige von ihnen leben in Kästen. Warum sollten wir da nicht auch noch die Entdeckung machen, daß die Ahnen die ganze Zeit vor unserer Nase ausgerechnet in den Sümpfen gehaust haben?«
»Versuch mal, mit einem von ihnen zu sprechen«, bedrängte ihn Keff. Zweifelnd musterte Chaumel die drei Kugelfrösche, die Keff und Plenna in seine Festung mitgebracht hatten. Die Tiere rollten gerade durch den großen Saal und gaben sich vor jedem Artefakt oder Möbel heftige Handzeichen.
»Na ja…«, meinte Chaumel verlegen.
»Mach schon«, sagte Keff. Mit ein paar winkenden Gesten erregte Keff die Aufmerksamkeit der Frösche und signalisierte ihnen, zu ihm zurückzukommen. Der ›Hofstaat‹ überschlug sich zwar gelegentlich auf dem spiegelglatten Boden, aber der größere der Frösche hatte seine Kugel erstaunlich gut im Griff.
Nach seinen anfänglichen Kommunikationsversuchen hatte Keff Carialles Exemplare mit der Aufforderung fortgeschickt, einen ihrer Anführer zu ihm zu senden. Eine Stunde später war ein größerer Frosch mit gelben Altersflecken, die auf ein äußerst langes Leben hinwiesen, in einer zerbeulten Schale die Rampe hinaufgerollt. Zwei kleinere, jüngere Frösche, seine Wächter oder Diener, waren ihm dicht gefolgt. Der erste Amphibioide war sofort zu Plenna hinübergerollt und hatte nach ihrer Gürtelschnalle verlangt. Wegen seines herrischen Gebarens und seiner Körpergröße hatten Keff und Carialle ihn den Froschprinz getauft. Aus den beiden Symbolen, mit denen er seinen Namen angegeben hatte, war Keff zu dem Schluß gelangt, daß er ›Hohe Augenbraue‹ oder so ähnlich genannt wurde.
»Ich bin sicher, daß es durch die Übersetzung etwas verliert«, erklärte er.
Chaumel kniete nieder und machte ein paar höfliche
Begrüßungszeichen. Er war sich erst unsicher, entwickelte aber zunehmende Begeisterung, als seine Höflichkeitsgesten nicht nur erwidert, sondern aufgegriffen und sogar weitergeführt wurden.
»Das sind keine abgerichteten Kreaturen«, sagte er entzückt.
»Dieses Wesen versteht mich wirklich!«
»Gerade hat Augenbraue dasselbe über dich gesagt«,
bemerkte Keff erheitert.
»Es besitzt Füße. Wozu dienen die Kugeln?«
»Ozran hatte früher eine sehr viel höhere Luftfeuchtigkeit«, erklärte Keff. »Die Frösche haben eine sehr empfindliche Haut. Die Schalen schützen sie vor der trockenen Luft.«
»Wir dürfen den anderen Zauberern auf keinen Fall von ihnen erzählen, bevor wir nicht den ›Waffenstillstand‹ unter Dach und Fach gebracht haben«, teilte Chaumel ihm ernst mit.
»Nokias bedauert bereits, daß er seine Mitarbeit zugesagt hat.
Er hegt den Verdacht, daß Ferngal letzte Nacht diese Spähaugen vorbeigeschickt hat, und ich sehe keinen Grund, daran zu zweifeln. Wenn wir denen jetzt noch sprechende Tiere vorsetzen, die Schalenblasen brauchen, um existieren zu können, erklären sie uns allesamt für verrückt, – und dann ist es aus mit dem ganzen Einvernehmen.«
Weder Keff noch Carialle, die dem Gespräch durch die Implantatkontakte lauschte, konnten etwas dagegen
einwenden.
»Es ist viel zu wichtig, sie dazu zu bringen, keine Kraft mehr zu verbrauchen«, sagte Keff. »Es widerspricht zwar allen meinen Instinkten, aber es kann der Sache der Frösche nur nützen, wenn wir nicht versuchen, den Zauberern allzuviel Unmögliches auf einmal zuzumuten.«
In den folgenden Wochen reisten der Muskel und die beiden Zauberleute zu den Festungen aller anderen Zauberer, um sie dafür zu gewinnen, im Interesse des ökologischen Überlebens an einem Strang zu ziehen.
Keff brachte das Wenige, das ihm noch an Freizeit blieb, an den Abenden mit Plennafrey und am Morgen mit den Fröschen zu. Er mußte eine völlig neue Sprache erlernen, doch noch nie im Leben war er so glücklich gewesen. Seine linguistischen Fertigkeiten erlebten eine gründliche, handfeste
Herausforderung. Carialles Datenspeicher begannen sich mit Holos von Gesten unterschiedlichster Bedeutungen und Assoziationsinhalte zu füllen.
Da die Zauberer schon immer Zeichen als Mittel heiliger oder magischer Mitteilung verwendet hatten, mußte Keff mit den Fröschen wieder ganz von vorn anfangen. Die Zauberer hatten nur eine kleine Anzahl von Gesten verwendet, die sie den Alten im Alltagsleben abgeschaut hatten, was Keff nur ein sehr begrenztes Ausdrucksvokabular bescherte. Chaumel kannte nur ein paar hundert Zeichen, Plenna einige Dutzend. Auf dieser Grundlage tastete Keff sich an eine
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