Raumschiff 5 - Carialle
Kunstwerken an den Wänden.
»Die sind ja wunderschön! Geradezu gespenstisch! Wer hat sie gemalt?«
»Du stehst mitten in ihr«, erwiderte Keff grinsend. »Carialle ist eine Künstlerin.«
»Sie hat wirklich ein wunderbares Talent«, meinte Plenna mit entschiedenem Nicken, »aber du gefällst mir besser.«
Darauf wußte Keff nur eine einzige Antwort: Er küßte sie.
Nachdem sie sich geliebt hatten, stemmte Keff sich auf den Ellenbogen, um Plennafrey bewundernd zu betrachten. Ihr gelöstes Haar umgab die weißen Schultern und den Busen wie ein schwarzes Mieder.
»Du bist wunderschön«, sagte Keff und spielte mit einer verirrten Strähne. »Es wird mir das Herz zerreißen, wenn ich wieder gehen muß.«
»Aber warum sollte ich nicht mit dir zu deinem Planeten zurückkehren?« fragte Plenna und zog mit den Fingern komplizierte Muster auf seinen Unterarm.
»Weil ich achtzig Prozent meines Lebens im Weltall
zubringe«, antwortete Keff. »Und wenn ich mal auf einem Planeten lande, dann nur selten in der Nähe irgendeiner Zivilisation. Normalerweise besteht meine Arbeit darin, Erstkontakt zu fremden Rassen aufzunehmen. Das ist eher fremdartig und voller Gefahr. Du machst dir keine
Vorstellungen davon. Nein, mein Lebensstil würde dir bestimmt nicht behagen.«
»Aber hier bin ich doch auch nicht glücklich«, sagte Plenna in klagendem Tonfall und legte flehend die Hände zusammen.
»Wenn du mich mitnimmst, würde ich meinen Machtanspruch an Brannel abtreten und so mein Versprechen halten, das ich ihm gegeben habe. Es gibt hier nichts, was mich noch halten könnte, keine Familie, keine Freunde. Ich würde gern andere Völker und Welten kennenlernen.«
»Ja, aber…«
Sie berührte sein Gesicht, und ihre Augen suchten die seinen.
»Wir passen doch zueinander, nicht wahr?«
»Ja, aber…«
Mit einem Kuß brachte sie ihn zum Verstummen.
»Dann denk doch bitte mal darüber nach«, sagte sie und schmiegte sich in seine Arme. Keff drückte sie fest an sich, verlor sich in ihrem Duft, verlor sich in ihr.
Am frühen Morgen überprüfte Carialle gerade ihre externen Bewegungsmelder, als sie in dem Sumpfgebiet unterhalb ihres Berghangs Lebenszeichen bemerkte. Sie ließ ihre Rampe herunter und schickte die beiden Servoroboter ins rosa Licht der Morgendämmerung hinaus. Die kastenförmigen
Apparaturen verschwanden durch die Schneise im Gesträuch und hinter der Felskante. Während Carialle beiläufig ein halbes Dutzend Spähaugen registrierte, die hundert Meter von ihr entfernt in der Luft schwebten, vernahm sie Scheppern und schrilles Quieken, als die Roboter ihr Ziel erreichten. Kurz darauf kehrten die Servos wieder, zwei Kugelfrösche vor sich hertreibend. Die Amphibioiden versuchten mit
Zeichensprache, ihre Empörung kundzutun, mußten aber ständig im Innern ihrer Plastikkugeln weiterpaddeln, damit die Kästen sie nicht von hinten anrempelten. Mit einiger Mühe schafften die Servos ihre Opfer die Rampe hinauf. Carialle versiegelte die Luftschleuse und zog die Rampe wieder ein.
Als die Frösche in die Hauptkabine kamen, stellte Carialle Verbindung zum IÜP her, um sämtliche
Zeichensprachenproben aufzurufen, die sie und Keff in den vergangenen Tagen hatten dokumentieren können.
»So, meine kleinen Freunde«, sagte sie. »Jetzt wollen wir doch mal sehen, ob eure vermeintliche Zeichensprache nur ein Zufall war oder nicht.« Sie manifestierte das Bild eines anderen Froschs auf dem Seitenmonitor in ihrer Höhe, ein Exemplar wie sie, aber von Färbung und Körperbau her doch hinreichend verschieden, um ihn als Fremden auszuweisen.
»Dann plaudern wir mal ein wenig.«
Einige Stunden später öffnete sich Keffs Kabinentür, und der Muskel kam gähnend heraus, nur in seine Uniformhose
gekleidet. Plenna folgte ihm, in seinen Bademantel gehüllt, und fuhr ihm dabei mit einem trägen Finger den Nacken entlang.
»Guten Morgen, ihr Jungverliebten«, sagte Carialle fröhlich.
»Wir haben Gäste.«
Rote Lichter jagten einander an den Wänden und formten einen Pfeil, der auf zwei Kugelfrösche zeigte, die ganz in der Nähe der Ecke der Luftschleuse lagen. Keff riß erstaunt die Augen auf.
»Wie sind die denn durch Plennas Abwehr gekommen? Sie hat mir gesagt, daß sie das ganze Gebiet abgeschirmt hat. Jeder Eindringling hätte sofort Alarm auslösen müssen.«
»Wir sind nur gegen Magie geschützt«, warf Plenna ein und musterte die Sumpfwesen angewidert. »Nichts gegen
Ungeziefer.«
»Sie sind kein
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