Raumschiff der Generationen
Rennens gewesen war.
Wenn er jetzt die Stimulatoren einsetzte, würde sich sein Vorsprung vermutlich so sehr vergrößern, daß der zweite resignieren würde und Tanne ihn passieren könnte. Marcs Finger suchten die Taste, die sich im Sattelgriff befand, fand sie und drückte sie ein.
Sekunden später bemerkte Marc, wie der Reitbarsch tatsächlich noch schneller wurde. Allerdings nur für kurze Zeit. Dann geschah etwas gänzlich Unerwartetes. Der Fisch begann plötzlich vom Kurs abzuweichen. Er begann zu schlingern, taumelte zwischen den Begrenzungswänden hin und her. Dabei verlor er immer mehr an Geschwindigkeit. Marc spürte, wie der Körper des Tieres unter ihm zu zucken begann, sich krümmte in wilden Krämpfen, die den Reiter durchschüttelten. Schwanz und Flossen peitschten das Wasser zu Strudeln, wirbelten Fisch und Mensch herum. Marc verlor die Orientierung. Mehrmals streifte er eine der Trennwände, wobei ihn die Tauchkombination vor Verletzungen bewahrte.
Allmählich ließen die heftigen Bewegungen nach. Marc, halb betäubt, versuchte durch sanftes Streicheln über den breiten Rumpf das Tier zu beruhigen. Dabei überlegte er, was geschehen sein konnte.
Die Elektroden …?
Da fühlte er, wie ein Zittern den Körper des Barsches durchrann. Im nächsten Augenblick brach der Fisch zur Seite weg. Getrieben von einem einzigen Schlag seiner langgestielten Schwanzflosse, schnellte er durch das Wasser auf die rechte Trennwand zu. Er prallte mit voller Wucht auf das Visicon. Bei der Kollision mit dem unelastischen, harten Material mußte der Mechanismus der Gurteverriegelung beschädigt worden sein. Die Halterung schnappte auf, und Marc wurde aus dem Sattel geschleudert. Er sah, wie der Stelzbarsch sich mit gebrochenem Rückgrat langsam auf die Seite drehte und an der Wand entlangtaumelte.
Marc bremste den Stoß, der ihn in Richtung Boden trieb, mit den Händen ab. Die Distanzmarkierungen zeigten ihm, daß er sich 1550 Meter von der Startkammer entfernt befand. Er hatte keine Ahnung, ob irgend etwas zu seiner Bergung geschehen würde. Der Helmsprecher blieb stumm. Vielleicht hatte es bisher noch niemals einen solchen Zwischenfall gegeben. Er beschloß, zur Startkammer zurückzuschwimmen. Doch als er wendete, bemerkte er etwas sehr Merkwürdiges: Der tote Stelzbarsch, den er momentan aus den Augen verloren hatte, tauchte plötzlich wieder auf. Und zwar sank er, schräg von oben kommend, auf die Stelle zu, an der er, Marc, sich selbst befand. Und dieser Vorgang allein machte ihn auf eine Tatsache aufmerksam, die er bislang übersehen hatte.
Marc befand sich noch immer am Boden des Rennstollens. Den physikalischen Gesetzen zufolge hätte er sich längst in Richtung Wasseroberfläche, das hieß in diesem Falle, zur Decke bewegen müssen. Selbst mit der installierten Elektronik besaßen die Tauchanzüge ein so geringes Gewicht, daß sie den Schwimmer nicht zu Boden ziehen konnten.
Was war geschehen?
Noch während er über dieses rätselhafte Phänomen nachdachte, spürte Marc, wie sein Gewicht zuzunehmen begann. Eine starke, vom Boden her wirksame Schwerkraft drückte ihn mit sanfter Gewalt hinab. Über ihm schaukelte der tote Fisch durch das Wasser und fiel dann, etwa einen halben Meter von ihm entfernt, ebenfalls zu Boden.
Und dann geschah alles sehr schnell.
Unter ihm entstand eine kreisrunde Öffnung, die sich schnell auf einen Durchmesser von zwei Metern erweiterte. Ein starker Sog, von irgendwo dort unten her kommend, ergriff ihn und den Tierkadaver und zog sie beide in eine schwarze Räumlichkeit hinunter.
Als Marc den ersten Schock überwunden hatte und versuchte, durch Schwimmbewegungen dem Sog entgegenzuwirken, war es schon zu spät. Über ihm verschwand der blaue Lichtschein der Rennbahn. Das hieß, das Schott hatte sich wieder geschlossen.
Marc unterdrückte die aufkommende Panik. Er gab seinen Widerstand auf und ließ sich treiben. Er stellte fest, daß eine Strömung ihn in eine bestimmte Richtung trieb. Mehrmals streifte er glattes Material, mal über ihm, mal links und mal rechts von ihm, woraus er schloß, daß er sich in einer Art Kanal befand.
Kanäle hatten die Eigenschaft, irgendwo einzumünden; sei es, in einen anderen Kanal, sei es, in ein Bassin. Irgendwo würde es also sicherlich eine Möglichkeit geben, das Kanalsystem wieder zu verlassen und an die Oberfläche zurückzukehren. Die Frage war nur, wo war dieser Ort, und – würde er ihn, bei der absoluten Dunkelheit, die hier
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