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Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane

Titel: Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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Charivari lächelnd. »Was da draußen alle Welt alarmiert hat, soll ein fremdes U-Boot gewesen sein, das mit Übungsraketen schoß. Ich denke, man wird sich bald beruhigen. Der Vizeadmiral hat sich schon über das alberne Theater im Hochmoor geärgert.«
    »Soso!« grunzte der schnauzbärtige Arzt. »Wie dem auch sei – Sie haben jedenfalls etwas abgekriegt, Professor. Das sehe ich!«
    Er versorgte die Platzwunde an der Stirn. »Die ist nicht das Schlimmste. Aber immerhin waren Sie bewußtlos, wie ich hörte – nun, es ist ja schließlich auch kein Kartenhaus gewesen, das da über ihnen einstürzte. Ihre Gesichtsfarbe gefällt mir nicht. Hatten Sie bis jetzt noch keinen Hunger?«
    »N-n-nein ...«, gab Professor Charivari zögernd zu. Er war so sehr mit Wichtigerem beschäftigt gewesen, daß er an seinen Magen überhaupt nicht gedacht hatte.
    »Ha!« rief der Arzt fast triumphierend. »Ein sicheres Anzeichen für einen starken Schock! Sie sind total durcheinander, verehrter Professor, total! Ihre äußere Ruhe täuscht mich nicht darüber hinweg, mich nicht, nicht den Arzt von Marac!«
    »Ihre Bemühung ist sehr freundlich«, lächelte Professor Charivari. »Ich brauche nur ein wenig Ruhe, und ich bin davon überzeugt, daß weder ich noch die Wirtin heute abend über meinen mangelnden Appetit klagen werden!«
    »Schön!« Der Arzt erhob sich und öffnete seine Tasche. »Haben wir irgendwo ein Wasserglas? Ja, da - im Halter am Waschbecken. Einen Moment – so ...« Er nahm das Glas, träufelte aus einem Fläschchen mehrere Tropfen einer stark duftenden Kräuterarznei hinein, ließ Wasser aus dem Hahn dazufließen und schüttelte das Ganze. »Trinken Sie!« befahl er in seiner rauhbautzig-freundlichen Art.
    »Das wird Ihnen guttun! Ein Stündchen Schlaf – und Sie erwachen wie neugeboren!«
    Der Professor legte das Brillengestell und das lose Brillenglas auf den Nachttisch und griff seufzend nach dem Glas.
    »Ärzten soll man gehorchen«, sagte er lächelnd. Er tat, als nähme es einen Schluck.
    »Holla, nicht schummeln!« rief Doktor Pont. »Trinken, richtig trinken! Sie sind doch kein Kind mehr, Herr Professor, daß Ihnen bitterer Pflanzensaft widersteht! Das Zeug ist sowieso harmlos genug. Wenn Sie's nicht einnehmen, machen Sie alles nur noch schlimmer! Ich bin ja nicht dumm, he? Als ich hereinkam, war ich entsetzt!«
    »Entsetzt?« fragte Charivari ahnungsvoll.
    »Über Ihren starren Blick!« rief der Doktor. »Sie haben die kaputte Brille vor Ihre Augen gehalten wie ein Menschenaffe ein Spielzeug. Entschuldigen Sie den Vergleich. Aber Sie wirkten wie ein Irrer, Herr Professor!«
    Charivari wußte jetzt, daß er dem Arzt nicht ausweichen konnte. Lachend sagte er: »Wenn einem Forscher die Lesebrille kaputtgeht, ist das ein Unglück. Es ist, als zerbräche einem Jäger das Gewehr – oder Ihnen ein ärztliches Instrument. Stimmt, ich war verzweifelt, als ich die Brille betrachtete!«
    »Solange sie entzwei ist, können Sie sowieso nicht arbeiten«, meinte der Arzt. »Trinken Sie das Säftchen, und schlafen Sie sich erst einmal aus.«
    Um keinen Verdacht zu erregen, mußte der Professor wohl oder übel den Kräutertrank schlucken. Es dauerte kaum drei Minuten, und er lag mit friedlichem Gesichtsausdruck tief schlafend auf dem Bett.
    »Der Mann muß total erschöpft gewesen sein«, murmelte der gute Doktor Pont. Vorsichtig griff er nach dem Gestell und dem losen Brillenglas auf dem Nachttisch.
    So – und das bring ich jetzt zum Optiker Long, dachte er. Professor Charivari wird mir dankbar sein, wenn er morgen seine Lesebrille heil zurückbekommt.
    Ohne daß Charivari es ahnte, nahm der Arzt – der auf seine Weise nicht weniger ahnungslos war – die telepathische Brille mit sich, die einzige Verbindungsmöglichkeit zwischen dem Professor und der jungen Besatzung des Monitor ...
    Im Raumschiff Monitor herrschte große Aufregung über den Ausfall der Stichworttafel und über das neuerliche Schweigen des Telepathors.
    »Kaum ist man mit den Füßen auf dem Boden, schon passiert wieder was!« schimpfte Gérard.
    »Superhirn! Der Professor hat doch Befehl gegeben, den Gedankenstrahlverstärker einzustellen! Vielleicht hast du das Ding kaputtgemacht!«
    »Ich habe den Ring in Pfeilrichtung gedreht«, erwiderte Superhirn. »Wenn Charivari uns was zu sagen hätte, würdet ihr es jetzt alle merken!«
    Plötzlich schlug in der Backbordwand eine Glocke an: »Bing!« Knapp, echolos und schaurig: »Bing – bing – bing –

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