Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane
verebbte mit einem scheppernden Geräusch. Wieder hatte das Gerät ausgesetzt. Henri achtete darauf, daß der grüne und der rote Zeiger der Landeuhr genau übereinander lagen. Die Bremsraketen waren gezündet, und nach einer Weile öffnete sich automatisch das Cockpit für die Handsteuerung. Selbstverständlich waren die Hitzeschilde geschlossen. Nur auf dem Panoramabildschirm vorn und auf dem Himmelsvisor konnte man sehen, daß man sich einer Wolkendecke näherte.
»Wir landen auf einem fremden Stern?« rief Micha. Er vergaß das Unheimliche. Der Gedanke schien ihm sogar zu gefallen.
»Ein Weihnachtssternchen wird das nicht sein!« murmelte Gérard.
»Wie konnten wir nur so weit vom Kurs abkommen und in so kurzer Zeit?« fragte Prosper, der neben Henri im Cockpit saß.
»Das frage ich mich auch«, brummte Henri. »Es gibt nur eine Möglichkeit: Die Piraten haben uns zum Teufel sausen lassen!«
Und damit hatte Henri recht! Meteor hatte seinen Verfolger abgeschüttelt! Im Raumschiff der Piraten herrschte grimmige Freude. Chef-Astro Dr. Muller grinste kalt vor sich hin, während er den Monitor absinken sah.
»Wette, die Instrumente dieser Halbwüchsigen spielen jetzt verrückt«, meinte er, wobei er allerdings nur die halbe Wahrheit traf.
Dr. Dr. Capuso, Professor Viechsbrunn und die anderen brüllten vor Lachen.
»Die sind wir los!« wieherte Fadango. »Haha, Professor mit Ihrem Narrenpositor haben Sie die ganz schön in die Irre geschickt!«
»In die Irre?« lachte Viechsbrunn. »Sie meinen, in die Hölle! Haha, hoho – und wir nehmen uns jetzt die Unterwasserstation vor!«
Das Raumschiff löst sich auf
Als Professor Charivari im Hotel »Zu den Drei Enten« erwachte, schien die Abendsonne in den Garten.
Charivari brauchte nicht lange, um sich zu besinnen, wo er war. Er erinnerte sich auch daran, daß der Arzt ihm einen Schlummertrunk gegeben hatte, damit er nach all den Aufregungen für ein paar Stündchen zur Ruhe käme. Nun, das war nicht zu vermeiden gewesen. Er tastete auf der Nachttischplatte nach der telepathischen Behelfsbrille – dem Gedankenstrahler, der über das Schicksal des Monitor entschied. Ihn durchzuckte es eiskalt. Soviel er auch tasten mochte – seine Finger glitten ins Leere! Die Brille war weg! Wie von einer Wespe gestochen, fuhr er hoch. Kein Zweifel, das Gestell und das lose Glas lagen nicht mehr auf dem Nachttisch!
Hätte der schnauzbärtige Arzt den Professor jetzt beobachtet – er hätte meinen müssen, sein Patient sei tobsüchtig geworden.
Charivari riß die Nachttischschublade heraus, fand sie leer und ließ sie einfach zu Boden fallen. Er schüttelte Bettdecke, Laken, Kissenrolle, kroch auf der Erde herum, blickte unter das Bett und kehrte Teppich und Läufer um.
»Die Brille!« ächzte er. »Die Brille! Tod und Teufel Monitor ist verloren ... Ohne die Brille keine Verbindung mit den Kindern!«
Er griff in sämtliche Taschen seiner Jacke und seiner Hose.
Er fand die für Monitor so lebenswichtige Brille nicht, nicht einmal das eine herausgebrochene Glas.
»Das kann doch nicht sein!« rief er laut, wobei er verzweifelt die Arme zur Zimmerdecke reckte.
»Was kann nicht sein?« ertönte es mißtrauisch von der Tür her. »Und mit welchen Kindern haben Sie keine Verbindung? Wo sind denn Superhirn und die anderen, die im Hochmoor gezeltet haben?«
Professor Charivari traute erst seinen Ohren und dann seinen Augen nicht. Es war noch hell genug im Zimmer, um zu sehen, daß jemand in der Tür stand.
»Gérard!« rief der Professor. »Du bist es? Wo kommst du – ich, ich dachte, du seist noch im Monitor! Seid ihr gelandet? Wo denn – und wie? Und wo hast du Superhirn, Prosper, Henri, das Mädchen und den Kleinen mit dem Hund gelassen?«
»Sie sind wohl sehr durcheinander?« fragte der stämmige Junge. »Sonst würden Sie mir nicht mit einer Frage antworten, die ich Ihnen gestellt habe! Was führen Sie denn da für einen Affentanz auf? Reden Sie sich ja nicht heraus! Sie haben sich längst verraten! Sie wissen, wo die verschwundene Feriengruppe ist! Sie kennen jeden einzelnen! Sie haben mich Gérard genannt!«
»Ja, bist du denn nicht ...?«
»Ich bin Gérards Vetter und sehe ihm allerdings zum Verwechseln ähnlich«, erwiderte der Junge.
»Darf ich reinkommen und die Tür zumachen? Oder wollen Sie, daß ich die Polizei hole?«
»Nein – äh, ja. Nicht die Polizei. Komm herein, schnell! Und schließ die Tür.« Charivari war vollkommen verwirrt. »Also, du bist ein
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