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Raumstation Erde

Raumstation Erde

Titel: Raumstation Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
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sich nicht gut gehalten.
    Der erste Schuß auf das angreifende Wolfswesen mit dem Gesicht eines alten Mannes war danebengegangen, und irgendwo in dieser Dimension der Unwirklichkeit fauchten und rauften sich die beiden Bestien über der zerfetzten Masse aus Fleisch und gebrochenen Knochen, die einmal Enoch Wallace gewesen war.

30
     
     
    Er ging zurück durch die Galerie mit ihren Geschenken, die dort verwahrt lagen, wie andere Geschenke in trockenen, staubigen Speichern lagern mochten.
    Der Trefferstreifen beunruhigte ihn, das kleine Stück Papier, das ihm sagte, daß alle Schüsse getroffen hatten, bis auf den ersten. Es kam nicht oft vor, daß er verfehlte. Vielleicht hatte er sich in der letzten Zeit nicht genug geübt im Jagen.
    Am Ende der Galerie sah er einen großen, schwarzen Schrankkoffer unter dem Regal.
    Er ging daran vorbei, dann kehrte er plötzlich um. Dieser Koffer, dachte er - es war der Koffer, der dem in der Station verstorbenen Hazer gehörte. Das Erbe jenes Wesens, dessen entwendete Leiche heute abend zurückgebracht werden sollte.
    Er ging zum Regal, lehnte das Gewehr an die Wand, bückte sich und zog den Koffer heraus.
    Schon einmal, bevor er ihn hierhertrug, hatte er den Inhalt besichtigt, aber ohne besonderes Interesse, wie er sich erinnerte. Jetzt spürte er plötzlich den Wunsch, sich alles genauer anzusehen.
    Er klappte ihn auf.
    Obenauf lag ein schimmernder Mantel, säuberlich zusammengefaltet, vielleicht eine Art zeremonieller Hülle, obwohl er nichts Genaueres wußte. Auf dem Mantel eine winzige Flasche, in der sich das Licht tausendfach brach, als habe man einen großen Diamanten ausgehöhlt, um eine Flasche daraus zu fertigen. Neben dem Mantel lag eine Anzahl Bälle, dunkelviolett und stumpf, die aussahen wie normale Tennisbälle, zusammengefügt zu einer Kugel. Aber Enoch wußte, daß sie nicht zusammengeklebt waren, sondern gegeneinander verschoben werden konnten, wenn auch nie aus dem Gefüge ihrer Form. Man konnte keinen Ball herausbrechen, soviel Mühe man sich auch geben mochte, aber er bewegte sich, wie auf Flüssigkeit, unter den anderen Bällen. Vielleicht eine Rechenmaschine, dachte Enoch, aber das war unwahrscheinlich, denn ein Ball glich dem anderen, man vermochte sie nicht voneinander zu unterscheiden.
    Er streckte die Hand aus, nicht nach der Kugel aus Bällen, sondern nach der schimmernden Flasche aus dem Mantel. Er betrachtete sie aus der Nähe und sah Schriftzüge auf dem Glas oder dem Diamanten. Langsam entzifferte er die Buchstaben. Vor langer Zeit hatte er die Sprache der Hazer lesen können, wenn auch mit Mühe. Aber er hatte sich seit einigen Jahren nicht mehr damit befaßt, vieles vergessen, und er mußte sich sehr anstrengen, um den Sinn der Inschrift zu erfassen. In mehr als freier Übersetzung lautete sie: >Bei den ersten Symptomen zu nehmen.<
    Eine Medizinflasche! >Bei den ersten Symptomen zu nehmen. < Die Symptome waren so schnell aufgetreten, daß der Eigentümer dieser Flasche keine Gelegenheit mehr gefunden hatte, sich ihrer zu bedienen.
    Beinahe ehrfürchtig legte er die Flasche an ihren Platz zurück.
    Sie sind verschieden von uns, dachte Enoch, und doch in mancher Weise so ähnlich, daß man erschrecken könnte. Flasche und Aufschrift glichen den Produkten, die jede Apotheke abgab.
    Neben der Ballkugel lag eine Schachtel aus Holz, mit einfachem Verschluß. Er klappte den Deckel auf und sah den metallischen Schimmer des Materials, das die Hazer als Papier benutzten.
    Vorsichtig nahm er das Blatt heraus und sah, daß es eigentlich kein Blatt, sondern ein ziehharmonikaartig zusammengefalteter Streifen war. Darunter lagen weitere Streifen.
    Enoch beugte sich darüber, denn er sah schwache, verblaßte Schriftzeichen.
    >An meinen. Freund< - obwohl es nicht >Freund< hieß. >Blutsbruder< vielleicht, oder >Kollege<. Und die Adjektive davor entzogen sich seinem Begriffsvermögen.
    Die Schrift war schwer zu lesen. Enoch studierte langsam die Seite, vieles überspringend, aber er erfaßte den Sinn des Geschriebenen.
    Der Schreiber war auf irgendeinem anderen Planeten zu Besuch gewesen. Den Namen konnte Enoch nicht entziffern. Dabei hatte er irgendeine Funktion erfüllt, die mit seinem herannahenden Tod zusammenhing.
    Enoch las erstaunt den Satz noch einmal. Obwohl vieles unklar oder unverständlich war, dieser Ausdruck ließ keine Mißdeutung zu. >Mein herannahender Tod< hatte er geschrieben.
    Er drängte seinen guten - Freund? - dasselbe zu tun. Er sagte, es

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