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Raumzeit - Provokation der Schoepfung

Raumzeit - Provokation der Schoepfung

Titel: Raumzeit - Provokation der Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes von Buttlar
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zweidimensionale Flachland-Parlament diskutiert die anstößige, aufgetauchte dreidimensionale Kugel.
    »Müsste es nach ihrer Theorie, Professor, nicht auch einen eindimensionalen Kosmos geben? Und wenn ja, wie sähe dieser aus?«
    »Nun«, Zweistein zögert kurz, »möglich wäre es schon. Nennen wir doch dieses Land ›Linienland‹. ›Linienland‹ bestünde nur aus einer Dimension, vorwärts und rückwärts. Nicht mehr. Die ›Linienländer‹ kennen nur die Länge. Ihre Körper würden aussehen wie hauchdünne Fäden, denn sie besäßen ja nur Länge. An jedem Ende wäre ein punktförmiges Auge, wobei das eine nur starr nach vorne blicken kann, das andere nur rückwärts. Von ihren Mitbewohnern würden sie immer nur das Auge wahrnehmen. Sie kämen nie aneinander vorbei. Im Linienland sind alle Bewohner als eindimensionale Kette gruppiert.
    Ich möchte nun meine Ausführungen beenden und bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.«
    Verlassen wir nun die Dringlichkeitssitzung im Flachlandparlament, um uns näher mit den Dimensionen der RaumZeit zu befassen.
    In der Bemühung, bestimmte Gegebenheiten zu verstehen, versuchen wir meist, den Ursprung – den Ausgangspunkt – zu finden. Das aber ist nicht immer leicht, vor allem dann, wenn der Ursprung weit in die Vergangenheit zurückreicht. Über den Anfang von Raum und Zeit haben sich Philosophen und Naturwissenschaftler nicht nur den Kopf zerbrochen, sondern sich auch hitzige Debatten geliefert.
    Für die Kirche war und ist die Schöpfung freilich weniger problematisch, denn hier ist der Schöpfergott der Verursacher. Er hat das Universum mit all seinen Facetten durch seine Allmacht erschaffen. Für die kirchlichen Gelehrten war deshalb die einzige und wichtigste Frage, wann Gott das Universum entstehen ließ. So analysierten Theologen einschlägige Bibelstellen der Genesis, addierten Zahlen und Zeitabschnitte, angefangen bei Adam, über die Propheten und die Zeit der Könige, bis sie schließlich zum Anfang der Schöpfung vorgestoßen waren. Danach entstand das Universum 6904 v. Chr. Der Erzbischof von Armagh, James Ussher (1624), war da wesentlich präziser. Nach seinen sehr komplizierten Berechnungen datierte er den ersten Tag der Schöpfung auf den Samstag, 22. Oktober 4004 v. Chr. Dass diese Datierungen Astrophysiker und Kosmologen nicht überzeugen konnten, ist einleuchtend.
    Die Datierung sieht inzwischen ganz anders aus. Die meisten Kosmologen vertreten die Ansicht, dass unser Universum in der Tat einen Anfang hatte, mit dem Beginn einer dynamischen Entwicklung, die sich auch heute noch fortsetzt. Die Theorie geht heute davon aus, dass das gesamte Universum – Raum, Zeit, Materie, Energie – vor 13,7 Milliarden Jahren aus einem winzigen Punkt hervorgegangen ist, dem sogenannten »Big Bang«, dem Urknall.
    Die Entstehung aus dem Urknall bedeutet zunächst einmal nicht das Erscheinen von Materie und Energie, sondern von Raum und Zeit. Nach dieser Vorstellung gab es kein Vorher vor dem Urknall. Das Universum wäre damit nicht in der Zeit, sondern mit der Zeit erschaffen worden. Wobei der Begriff »mit der Zeit« nicht »nach und nach« bedeutet, sondern durch die Entstehung der RaumZeit manifestierte sich Energie, das Quantenvakuum mit wechselwirkenden Feldenergien und schließlich Materie.
    So könnte man sagen: Im Anfang war die RaumZeit, und damit auch die Entstehung der sogenannten Dimensionen.
    Dimensionen: Rauf – runter, links – rechts, rückwärts – vorwärts. Eine Linie ist eindimensional, ein Blatt Papier zweidimensional, ein Würfel dreidimensional. Ein solides Objekt besteht aus drei Dimensionen, Höhe, Breite, Tiefe. Das klingt einfach und einleuchtend. Aber trifft das wirklich zu? Entfernen wir zum Beispiel die Dimension der Höhe vom Würfel, würden die meisten von uns feststellen, dass dann eine Fläche übrig bleibt. In Wirklichkeit ist es so, dass, wenn wir die Dimension Höhe entfernen, gar nichts übrig bleibt. Denn eine Fläche ohne Höhe, zum Beispiel ein Blatt Papier, ist nicht möglich.
    Wenn von drei Dimensionen eine entfernt wird, verschwinden die übrigen. So könnten wir im Prinzip auch argumentieren, dass alles in Wirklichkeit nur eine Dimension ist, die RaumZeit, in der wir uns als Wesen mit einer bestimmten Ausdehnung in verschiedene Richtungen bewegen können. Somit ist der Begriff »Dimensionen« ein Konstrukt unseres Geistes, um Koordinaten festlegen zu können.
    Es trifft schon zu, dass durch ein Koordinatensystem die

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