Raumzeit - Provokation der Schoepfung
angetreten und suchte den Himmel weiter nach Doppelsternen und Nebelflecken ab. Zudem hatte er durch die Methode der Spektralanalyse herausgefunden, dass die Glut jedes erhitzten chemischen Elements ein ureigenes Spektrum aufweist.
Einer der bedeutendsten Naturforscher des 19. Jahrhunderts, der in Göttingen geborene Chemiker Robert Bunsen (1811 bis 1899), verglich dann 1859 in Gemeinschaftsarbeit mit Gustav Kirchhoff Laborspektren mit einem Sonnenspektrum. Dabei stießen die Forscher auf Linien, die Eisen, Kalzium, Magnesium, Natrium, Nickel und Wasserstoff in der Sonne anzeigten. Die so lange offene Frage, woraus Sterne denn bestehen, konnte nun mithilfe des Spektroskops endlich beantwortet werden. Der englische Astrophysiker Sir William Huggins (1824 –1910) war einer der Begründer der Sternspektroskopie. Als wohlhabender Mann konnte er sich ein eigenes Observatorium auf dem Dach seines Londoner Hauses leisten. Chemiker von Haus aus, stattete er sein Teleskop mit einem Spektroskop aus, um so den Sternen »zu Leibe zu rücken«. Jeder ferne Stern enthüllte seinem Spektroskop die chemischen Elemente, aus denen er sich zusammensetzt. Und fast in jeder Nacht entdeckte er, begleitet von seiner Frau Margaret und seinem Hund »Kepler«, etwas Neues. Als er schließlich genug hatte, wandte er sich 1864 den ominösen »Nebeln« zu. Er kam zu Ergebnissen, die Kants Hypothese bestätigten.
Er analysierte unterschiedliche Spektren von »Nebeln«: Solche, die offensichtlich aus Gas bestanden, und andere, die dem Spektrum unserer Sonne gleichen, sich also aus Sternen zusammensetzen mussten.
Die von Huggins untersuchten Spiralnebel hatten alle sonnenähnliche Spektren. Was die Spiralnebel anbelangt, setzten sich zwei Theorien durch. Während einige unbeirrt den Standpunkt vertraten, es handle sich dabei um selbstständige Sternensysteme außerhalb der Milchstraße, betrachtete die überwiegende Mehrheit der Astronomen diese Spiralnebel als relativ nahe gelegene Gasstrudel, die sich gerade zu Sternen formierten.
Da die Wissenschaftler vorerst diese Frage nicht beantworten konnten, beschränkten sie sich auf das Katalogisieren von Sternen und »Nebeln«. Einen Rekord erzielte dabei der Deutsche Friedrich Wilhelm August Argelander (1799 –1875), der Mitte des 19. Jahrhunderts mit seinem Linsenfernrohr in Bonn den Himmel durchmusterte und dabei sage und schreibe 324189 Sterne für seinen Katalog registrierte. Seitdem wurde das Wort »Durchmusterung« zum internationalen Fachbegriff. Die präzise gezeichneten Argelander’schen Sternkarten werden übrigens auch heute noch von Observatorien in aller Welt benutzt. Sie sind inzwischen durch hervorragende fotografische Sternenkataloge ergänzt worden.
Damals war allerdings nicht bekannt, welche Position unser Sonnensystem im Kosmos einnimmt. Die endgültige Klärung dieser Frage sollte einem amerikanischen Astronomen vorbehalten bleiben, Harlow Shapley (1885 –1972). Seine Wiege stand in Missouri. Dort trat er auch als fünfzehnjähriger Zeitungsreporter erstmals an die Öffentlichkeit. Da er schon früh erkannte, dass ihm eine gute Ausbildung bessere Berufschancen sichern würde, entschloss er sich, 1907 an der Universität Missouri Journalistik zu studieren. Doch zu seinem Leidwesen stellte sich heraus, dass diese Fakultät erst ein Jahr später eröffnet werden sollte. Um überhaupt zu studieren, schrieb er sich für Astronomie ein, angeblich, weil dieses Studienfach am Anfang der Einschreibungsliste stand. Zumindest behauptete das Shapley.
Er verbrachte vier Jahre an dieser Universität und gewann dann ein Stipendium, das ihn nach Princeton führte. Der Direktor des dortigen Observatoriums, Henry Norris Russell (1877 –1957), mühte sich damals gerade mit der Bedeckungsveränderlichkeit von Doppelsternen ab. Aber diese Doppelstern-Systeme waren zu weit entfernt, um teleskopisch aufgelöst werden zu können. Außerdem ließ sich ihre Existenz nur aufgrund ihrer veränderten Lichtabgabe bei der Bedeckung des einen Sterns durch den anderen während ihres Umlaufs feststellen.
Es galt also, von diesem Licht auf die Lebensgeschichte des Gestirns zu schließen. Auf sein Aussehen, seine Zusammensetzung und sein Verhalten. Das war keine geringe Herausforderung für Shapley, der sich umgehend an die Arbeit machte. Aus seinen Beobachtungen mithilfe von Teleskop, Spektroskop und Fotometer zog er sorgfältig ausgearbeitete Schlussfolgerungen, von denen er schon bald ableiten und eine
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