Raus aus der Suchtfalle
für die Phase der Aufrechterhaltung? Zunächst einmal ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass das Suchtgedächtnis niemals ganz gelöscht wird, sondern – wenn auch abgeschwächt – lebenslang vorhanden ist.
Vermeiden Sie den Geschmack von Alkohol in jeglicher Form
Aus dieser Erkenntnis leiten sich einige Schlussfolgerungen ab. Zunächst einmal kann es wichtig sein, bestimmte Aspekte des Suchtgedächtnisses möglichst ruhen zu lassen, sie nicht mehr zu aktivieren. Dazu gehört zum Beispiel im Falle der Alkoholabhängigkeit, künftig jeden Geschmack von Alkohol im Mund zu vermeiden. Informationen des Geschmacks- und des Geruchssinns werden im Gehirn in solchen Zentren verarbeitet, die relativ wenig durch die bewusste Verarbeitung kontrolliert werden. Sie sind also ganz besonders stark in der Lage, die impliziten Anteile des Suchtgedächtnisses zu aktivieren; sie machen es also dem Bewusstsein und dem Willen schwer, in die ausgelösten Gefühle einzugreifen. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, die Geschmacksaspekte des Suchtgedächtnisses möglichst nicht mehr zu aktivieren. Hieraus leitet sich die Empfehlung ab, in der Phase der Aufrechterhaltung – also lebenslang – auch ganz konsequent selbst die kleinsten Mengen von Alkohol, zum Beispiel in Pralinen, in Kuchen oder sonstigem Essen, zu meiden.
Info
Warum es sinnvoll ist, auch auf kleine Mengen zu verzichten
Auch kleine Alkoholmengen, wie zum Beispiel in einer Praline, im Kuchen oder in sonstiger Nahrung, aktivieren das Suchtgedächtnis und können Suchtdruck auslösen. Wissenschaftlich ist es jedoch nicht bewiesen, dass sich hierdurch schlagartig ein großer Rückfall (im Sinne des »relapse«) ereignet. Doch die Gefahr besteht, den Alkoholkonsum durch schleichende Gewohnheitsbildung zu steigern. Wer die Erfahrung macht, dass der alko holhaltige Kuchen doch ganz gut und »ungefährlich« ist, könnte vielleicht auf die Idee kommen, dass doch ein Schluck Bier oder Wein auch wieder möglich sein könnte. Die Erfahrung lehrt (leider), dass dann irgendwann eine Mauer gebrochen ist und Betroffene recht schnell wieder in alte Verhaltensmuster zurückfallen. Aus diesem Grund wird einheitlich empfohlen, den Suchtstoff ganz konsequent zu meiden.
Sie brauchen Bewältigungsstrategien für den Alltag
Im Alltagsleben lassen sich allerdings bei Weitem nicht alle inneren und äußeren Situationen vermeiden, die das Suchtgedächtnis aktivieren. Wer bei der Arbeit konsumiert hat und wieder an den alten Arbeitsplatz zurückkehren möchte, wird ganz schnell mit der kritischen Situation »Arbeitsplatz« konfrontiert. Wer im Alleinsein und der Langeweile konsumiert hat, wird auch in der Zukunft die Langeweile nie ganz vermeiden können, sondern auch weiterhin immer wieder erleben. Also ist es wichtig, für diese Risikosituationen angemessene Bewältigungsstrategien zur Verfügung zu haben und auch »Notfallpläne«.
Gruppenpsychotherapie spielt eine wichtige Rolle bei der Entwöhnungsbehandlung.
Unserer Erfahrung nach sind Betroffene überfordert, wenn sie einen einsamen Kampf gegen die Sucht kämpfen, wenn sie alleine sind. Das liegt im Wesen der Erkrankung. Deshalb spielt bei nahezu allen wirksamen Behandlungsverfahren die Gruppenpsychotherapie eine ganz zentrale Rolle bei der Entwöhnungsbehandlung: In der Gruppenpsychotherapie könnenBetroffene lernen, sich mitzuteilen, Verantwortung zu teilen, Rückmeldung zu geben und einzuholen. Auch wenn es am Anfang schwer ist, andere einzubeziehen, sich zu öffnen und zunächst ja auch einmal verletzlich zu machen: Es lohnt sich. Deshalb empfehlen wir es ganz nachhaltig: Trainieren Sie, sich anderen mitzuteilen, andere zu Ihren Unterstützern zu machen. Natürlich kommen nicht alle Menschen wahllos infrage für diese Rolle. Es müssen Menschen sein, die Ihnen gegenüber offen und wohlwollend sind, die die geforderte Stärke aufbringen können. Unserer Erfahrung nach können zum Glück viele Menschen diese Fähigkeiten entwickeln und sind deshalb für diese Rolle geeignet.
Tipp
Andere einbeziehen – holen Sie sich starke Unterstützer
Wir ermutigen Betroffene, sich starke Helfer an die Seite zu holen. Diese Unterstützer sollten sicher, stark und wirklich hilfreich sein. Sie müssen von der Sucht wissen und die kritischen Situationen kennen. Meist ist es hilfreich, Arbeitskollegen zu gewinnen, vielleicht auch Vorgesetzte, ferner Freunde und Bekannte. Betroffene sollten in kontinuierlichem Kontakt mit diesen
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