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Raus aus der Suchtfalle

Raus aus der Suchtfalle

Titel: Raus aus der Suchtfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Dehner-Rau , Harald Rau
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vielleicht etwas länger und so fort.
Im vierten Schritt ist es hilfreich, sich für den gelungenen Umgang mit einer kritischen Situation angemessen zu belohnen – ohne das Suchtmittel!
    Nach erfolgreichen Übungen sollte auch die Anerkennung der eigenen Leistung genügend Raum haben. Seien Sie stolz auf sich, vergegenwärtigen Sie sich das Geleistete und bleiben Sie über die neue Erfahrung mit nahen Menschen im Gespräch!
    Viele Betroffene erleben in dieser Phase der Verhaltensänderung, dass sie in der vergangenen Zeit ganz offensichtlich ihre Fähigkeit zum Genießen verlernt und vernachlässigt haben. Das Suchtmittel hat die Genussfähigkeit irgendwie blockiert und regelrecht erstickt. Aus diesem Grund ist ein wichtiger Ratschlag, sich ganz systematisch mit dem Genießen zu beschäftigen und das Genießen wieder zu lernen (siehe →  S. 145 ff.).
Stufe 5 – Aufrechterhaltung: Ich lebe ohne Suchtmittel
    Abstinent zu leben, ist weniger eine Frage des Willens, sondern eher ein Prozess des aktiven Umlernens.
    Wer in diesem Stadium der Aufrechterhaltung angekommen ist, hat bereits mit der Konsumreduktion oder der Abstinenz begonnen und sich vorgenommen, dieses Verhalten möglichst lange, im Idealfall lebenslang, aufrechtzuerhalten.
    Wir wiederholen noch einmal: Eine Suchterkrankung ist nicht alleine Folge eines zu schwachen Willens. Das gilt auch für das Stadium der Aufrechterhaltung. Das heißt ganz konkret: Alleine der Entschluss, abstinent bleiben zu wollen, reicht in der Regel nicht aus, um dieses Ziel zu erreichen. Das Suchtgedächtnis wurde in den vergangenen Jahren intensiv trainiert; viele Automatismen im Erleben und Verhalten haben sich entwickelt und gefestigt; Kompetenzen und hilfreiche Fähigkeiten wurden kontinuierlich vernachlässigt. Wir haben bei der Vorstellung des Suchtgedächtnisses (auf →  S. 61 ) beschrieben, dass dieses Suchtgedächtnis nicht zum bewussten Gedächtnis, sondern zum sogenannten »impliziten Gedächtnis« gehört. Also zu dem Gedächtnisteil, der mehr oder weniger »automatisch« funktioniert und sich nicht willentlich kontrollieren oder beeinflussen lässt.
    Diese Automatismen wirken noch lange. Bestimmte äußere und innere Situationen werden immer wieder Suchtdruck auslösen. Aus diesem Grund gilt leider die folgende Regel:
Sucht bleibt eine lebenslange Erkrankung – auch in der Abstinenz
    Wer einmal abhängig von Suchtmitteln war, ist auch in der Phase der Abstinenz weiterhin suchtkrank. Der Begriff »trockener Alkoholiker« kennzeichnet diese Regel recht gut: jemand ist trocken, also abstinent, und dennoch »Alkoholiker«. Darin kommt zum Ausdruck, dass auch in der Phase der Abstinenz jederzeit die Gefahr des Rückfalls besteht. Genau wie jemand, der einen Herzinfarkt überlebt hat, lebenslang besondere Regeln beachten muss, um einen weiteren Herzinfarkt zu vermeiden, muss jemand mit einer Abhängigkeitserkrankung die Abstinenz dauerhaft sehr aktiv betreiben.
    »Ich weiß, dass die Krankheit nie ganz überwunden ist«
    Herr K., der Orchestermusiker, sagt im Rückblick: »Obwohl ich drei Anläufe brauchte und dazwischen Rückfälle erlebte, bin ich jedes Mal ein Stück weiter gekommen. Und jetzt bin ich seit vier Jahren trocken, weiß aber, dass die Krankheit nie ganz überwunden ist. Ich darf nie übermütig werden: Kontrolliertes Trinken funktioniert bei mir nicht. Und ich brauche weiterhin den Kontakt zu Gleichgesinnten. Da hilft mir die Selbsthilfegruppe sehr.
Man muss Abstinenz »aktiv betreiben«
    Dieses Verständnis der Sucht als lebenslange Erkrankung zeigt einerseits, wie mühsam es ist, Abstinenz aufrechtzuhalten. Andererseits ist genau dies auch die große Chance dieser Erkrankung: Die besondere Situation verlangt, stets besonders achtsam mit sich umzugehen, das Leben besonders bewusst zu gestalten und einen besonders weiten Blick auf sich und das Leben zu pflegen. Genau das ist wohl der Grund für unsere häufige Beobachtung: Von Suchterkrankungen Betroffene sind,wenn sie die aktive Konsumphase überwunden haben, Menschen, die besonders achtsam mit sich selbst und ihrer Umgebung umgehen, die sich weniger von kurzfristigen Anreizen leiten lassen, sondern darauf achten, dass ihre Beschäftigungen mit ihren bewussten Lebenszielen vereinbar sind.
    Das Suchtgedächtnis wird immer irgendwie aktiv bleiben. Es kann sehr wohl geschwächt werden – gelöscht wird es zu Lebzeiten niemals sein.
    Was bedeutet aber nun diese Sicht der lebenslangen Erkrankung ganz konkret

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