Raus aus der Suchtfalle
Unterstützern bleiben und sie über das eigene Ergehen auf dem Laufenden halten. Mit den Unterstützern kann auch vereinbart werden, was im Falle einer Krise zu unternehmen ist – sie können in den Notfallkoffer einbezogen werden.
Ob Angehörige für die Rolle eines Unterstützers geeignet sind, hängt davon ab, wie sie zur Sucht stehen. Wenn sich bei ihnen über die Jahre ein co-abhängiges Verhalten eingeschliffen hat, brauchen sie zunächst selbst Hilfe und sind ungeeignet für diese Rolle. Auf die Fragen, welches Verhalten von Angehörigen förderlich und welches eher kontraproduktiv ist, gehen wir auf → S. 127 ff. ein.
Erstellen Sie sich einen persönlichen Krisenplan
Auch wenn andere Menschen einbezogen sind, auch wenn sich Betroffene auf ganz unterschiedliche Situationen und Krisen vorbereitet haben: Schwierige Lebenssituationen, Krisen, vielleicht sogar Rückfälle (als Ausrutscher und als »richtige Rückfälle«),können sich prinzipiell jederzeit ereignen und werden sich wohl auch ereignen. Deshalb ist es in der Phase der Aufrechterhaltung ratsam, Pläne für solche Situationen vorzubereiten. In der Psychotherapie nennen wir solche Krisenpläne auch anschaulich »Notfallkoffer«: Der Notfallkoffer soll im übertragenen Sinn Werkzeuge enthalten, die in der Not hilfreich sind, sodass Betroffene für alle Eventualitäten gewappnet sind. Deshalb laden wir Sie an dieser Stelle ein, einen persönlichen Notfallkoffer zu »packen«, das heißt, als einen Plan schriftlich zu notieren und ihn auch mit den Unterstützern abzusprechen.
Tipp
Ein Krisenplan hilft nur, wenn er in guten Zeiten geplant wurde
Die Erfahrung lehrt, dass hilfreiches und stärkendes Handeln in Krisen umso besser gelingt, je besser es in guten Zeiten vorbereitet wurde. In der Krise selbst geht schnell die Orientierung verloren, entsteht eine Art Tunnelblick (auch im übertragenen Sinne). Deshalb: Erstellen Sie Ihren persönlichen Krisenplan, packen Sie Ihren Notfallkoffer in einer stabilen Phase, also zum Beispiel während einer Entwöhnungsbehandlung.
Telefonseelsorge. Neben den bisher aufgeführten Institutionen (Beratungsstellen, psychiatrische Institutsambulanzen, Haus- und Facharztpraxen, Selbsthilfegruppen, betriebliche Suchthilfe) gibt es noch weitere Möglichkeiten, Hilfe zu erhalten. Diese Hilfemöglichkeiten können für die Krise eine wichtige Rolle spielen und können deshalb auch im Notfallkoffer auftauchen. Als eine sehr leicht erreichbare, anonyme und sehr wirkungsvolle Hilfequelle bietet sich die Telefonseelsorge an (siehe → S. 154 ). Gerade dann, wenn niemand für ein Gespräch erreichbar ist und ein Gespräch nötig wäre, um aus einer Krise zu kommen, ist diese Möglichkeit sehr wertvoll.
Krisendienst. In einigen Regionen existieren außerdem Krisendienste mit unterschiedlichen Bereitschaftszeiten. Die meisten Krisendienste sind telefonisch erreichbar, einige Krisendienste können auch kurzfristig nach Hause kommen. Auch die Krisendienste haben die Möglichkeit der anonymen Beratung und arbeiten ohne Wartezeiten und ohne feste Termine.
Beispiel für einen Notfallkoffer. Das folgende Beispiel für einen Notfallkoffer ist als Anregung gedacht, die Sie als einen möglichen Anfang für den eigenen Notfallkoffer benutzen können. Haben Sie ruhig Mut, zunächst einen nur kleinen Notfallkoffer zu packen und diesen dann immer wieder zu aktualisieren und vielleicht auch zu erweitern.
Richten Sie den Blick auf Ihre Stärken
Spätestens in der Phase der Aufrechterhaltung ist es sehr hilfreich, sich noch einmal intensiv mit der eigenen Vorstellung vom Leben zu beschäftigen. Es gibt viele Hinweise, die uns lehren, dass Menschen mit einer genauen Vorstellung vom Leben leichter mit Lebenskrisen fertig werden und wahrscheinlich auch ein glücklicheres Leben führen als Menschen, die »in denTag hineinleben«, die häufig reagieren, also nicht selbst Dinge in die Wege leiten, sondern sich passiver verhalten. Wir halten die Hinweise, die der Medizinsoziologe Antonowsky aus seiner Forschung von Überlebenden von Konzentrationslagern erhalten hat, für bedeutsam. Antonowsky hat sich die spannende Frage gestellt: Was half jenen Überlebenden der Konzentrationslager, die trotz der unbeschreiblichen Belastung relativ stabil und psychisch gesund geblieben sind? Was hat ihnen Stabilität und Kraft gegeben? Mit diesen Fragen gründete Antonowsky die »Salutogenese«.
Info
Salutogenese: Was schafft Stärke und Gesundheit?
Die
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