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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Raven. Er stieß einen gellenden Kampfschrei aus, riss seine Waffe empor und drang wütend auf den wie erstarrt dastehenden Dämon ein.
    Die Reaktion des Riesen kam zu spät. Er fuhr herum, ließ den Bogen fallen und griff nach seinem Säbel.
    Er führte die Bewegung nie zu Ende ...
    Ravens Waffe bohrte sich durch den Brustharnisch des Dämons. Der Riese erstarrte. Ein dunkles, gequältes Stöhnen entrang sich seiner Kehle. Seine Hände griffen nach oben, verkrampften sich um die schwarze Klinge und zerrten verzweifelt daran.
    Dann erschlafften seine Finger. Er taumelte, krachte gegen die Wand und rutschte haltlos daran zu Boden. Seine Augen brachen.
    Raven riss seine Waffe aus dem leblosen Körper, trat einen Schritt zurück und blieb schwer atmend stehen. Eine seltsame Erregung hatte von ihm Besitz ergriffen. Plötzlich fühlte er sich stark, unglaublich stark - eine Stärke, wie er sie nie zuvor gekannt hatte. Es war, als wäre die Kraft des Dämons auf ihn übergegangen.
    Aber nicht nur seine Kraft. Da war noch etwas Anderes. Etwas, für das Raven kein passendes Wort fand - ein dunkles, bohrendes Gefühl, als wäre tief in ihm eine Tür aufgestoßen worden, ein Tor zu einem Bereich seiner Seele, von dessen Existenz er bisher nichts gewusst hatte. Ein dunkler, böser Bereich, ein Land der Gewalt und des Schreckens, das jeder Mensch mit sich herumträgt. Er dachte an die anderen drei Dämonen, aber der Gedanke erfüllt ihn mit einem Mal nicht mehr mit Schrecken, sondern mit einem kalten, berechnenden Kampfeswillen.
    Er trat zurück, richtete sich hoch auf und sah auf den vergehenden Körper des Dämons hinab. Der Schattenreiter zerfiel innerhalb weniger Sekunden vor seinen Augen. Aber der Anblick erfüllte Raven diesmal nicht mit Abscheu und Grauen, sondern mit Triumph.
    Er hatte getötet. Und plötzlich spürte er die Verlockung, die davon ausging. Die dunkle, dämonische Befriedigung, die es ihm bereitete, Macht über Leben und Tod zu haben.
    Er rammte sein Schwert in die Scheide zurück, drehte sich um und drang mit weit ausgreifenden Schritten in den nächsten Stollen ein ...
    Der Regen hatte aufgehört, aber dafür war ein kalter, schneidender Wind aufgekommen. Das Meer war aufgewühlt und unruhig. Schäumende Wellen brachen sich gischtend an der Küste, hämmerten gegen den schlanken Rumpf des Patrouillenbootes und überschütteten die Männer an Deck mit feinen, eiskalten Wassertropfen. Die beiden Dieselmotoren im Heck des Polizeibootes dröhnten unter der Belastung, das Schiff gegen die stürmische See auf Kurs zu halten. Die beiden voll aufgeblendeten Bugscheinwerfer rissen zwei lange, asymmetrische Lichtsplitter aus der Dunkelheit.
    Card setzte den Feldstecher ab und rieb sich mit dem Handrücken das Wasser aus dem Gesicht. Sein Haar hing klatschnass am Schädel, auch sein Trenchcoat war schon nach wenigen Augenblicken durchnässt gewesen.
    »Sehen Sie irgendetwas?«, fragte Kemmler.
    »Ja«, sagte Card. »Wasser. Jede Menge Wasser.« Sein Blick wanderte an Kemmler vorbei zu der hünenhaften Gestalt des Schattenreiters. »Bist du sicher, dass sie diesen Kurs genommen haben, Boraas?«, fragte er.
    Der Dämon löste sich von seinem Platz an der Reling und kam mit schlurfenden Schritten zu Card hinüber. Er hatte Helm, Harnisch und Umhang abgelegt. Sein weißer Schulterverband leuchtete geisterhaft hell durch die Nacht. Der Riese wirkte trotz der normalen Kleidung, die er jetzt trug, kaum weniger barbarisch als zuvor.
    »Ich bin sicher«, grollte er. »Wir müssten sie eigentlich jeden Moment einholen. Und sie wissen, dass wir kommen.«
    Kemmler zuckte zusammen. »So?«
    Boraas grinste. »Sie können zwar meine Gedanken nicht lesen, aber ich Ihre, Sergeant«, sagte er leichthin. »Sie wussten im selben Moment, in dem wir aufbrachen, dass ich sie verraten habe. Aber da war es schon zu spät.«
    Card bewegte sich unruhig. Der Pakt, den er mit dem Dämon geschlossen hatte, behagte ihm immer noch nicht. Er traute dem schwarzen Riesen nicht über den Weg - wenn Boraas auch bisher die Wahrheit gesprochen hatte.
    Sie waren sofort aufgebrochen, um zu dem kleinen Dorf auf der anderen Seite der Insel zu gelangen, aber sie waren zu spät gekommen. Die beiden Schattenreiter hatten einen der Fischer aus dem Dorf gezwungen, sein Boot klarzumachen und auszulaufen. Wohin, das wussten wohl nur die beiden Unheimlichen selbst - und Boraas. Falls der die Wahrheit sprach.
    Card drehte sich herum, kontrollierte zum zehnten Mal

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