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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Polizeiboot auf die Seite legte. Card kämpfte um sein Gleichgewicht und hielt sich an der Reling fest. Das Boot bäumte sich auf, als die siebenhundert Pferdestärken in seinem Heck mit aller Macht aufbrüllten. Der Bug schwenkte mit quälender Langsamkeit herum.
    Cards Blick haftete wie hypnotisiert an dem riesigen Umriss des Fischerbootes. Das Schiff näherte sich mit fantastischer Geschwindigkeit.
    »Er rammt uns!«, brüllte einer der Uniformierten neben ihm. Seine Stimme vibrierte vor Angst.
    Card klammerte sich verzweifelt an der Reling fest, schloss die Augen und wartete auf den Zusammenprall.
    Aber er erfolgte nicht. Der Kutter änderte im letzten Augenblick den Kurs. Eine hohe Welle überspülte das niedrige Deck des Polizeibootes und riss die Männer von den Beinen. Der schwarze Rumpf des Kutters glitt knapp an der Reling vorbei.
    Dann geschah alles mit fantastischer Geschwindigkeit. Ein riesiger schwarzer Schatten schien neben Card aus dem Boden zu wachsen. Boraas' Wutschrei übertönte selbst das gequälte Dröhnen der Motoren. Der Dämon sprang mit einer fließenden Bewegung auf die Beine, federte hoch und landete mit einem kraftvollen Satz auf dem Deck des Fischerbootes.
    »Er haut ab!«, schrie Kemmler. »Der Kerl türmt! Er hat uns reingelegt, Card!«
    Card versuchte fluchend, auf die Beine zu gelangen, und riss seine Waffe hoch. Aber das auf und ab hüpfende Deck unter seinen Füßen verhinderte einen sicheren Schuss. Er erhaschte noch einen letzten Blick auf den riesigen Dämon, dann war das Fischerboot vorbei und in der Nacht verschwunden.
    »Hinterher!«, schrie Card. »Dreht um, verdammt noch mal! Ich will den Kerl haben!«
    Die Dieselmotoren brüllten erneut auf. Das Boot legte sich auf die Seite und schwang träge herum ...
    Janice brauchte lange, um das Bild, das ihr der magische Spiegel gezeigt hatte, zu verarbeiten. Was sie gesehen hatte, konnte nicht wahr sein. Sie wusste, wie schnell Raven sein konnte, aber das - seine Bewegungen waren so schnell gewesen, dass sie ihnen mit dem Auge kaum mehr hatte folgen können. Raven schien für einen Moment selbst zu einem huschenden Schatten geworden zu sein.
    Hinter ihr ertönte ein leises, meckerndes Lachen. Sie riss sich gewaltsam von dem Bild vor ihr los, ballte die Hände und drehte sich langsam um.
    Der Assassine war lautlos hinter ihr in die Kammer getreten. Sie wusste nicht, wie lange er sie schon beobachtet hatte. Dem boshaften Lächeln auf seinen verwitterten Zügen nach zu schließen, auf jeden Fall lange genug.
    »Nun?«, fragte er lauernd. »Hast du dich entschieden?« Er trat einen Schritt vor und deutete mit der Linken auf den Spiegel an der Wand. »Das war nur eine Kostprobe, Janice. Diesmal habe ich ihm beigestanden. Aber die gleichen Kräfte, die ich ihm gab, können sich das nächste Mal gegen ihn richten. Glaubst du im Ernst, er hätte eine Chance gegen einen Feind, der schneller als das menschliche Auge ist?«
    Janice schluckte die Verwünschung, die ihr auf der Zunge lag, hinunter und starrte den Alten feindselig an. Sie wusste nicht, was sie mehr abstieß - ihre Angst vor dem Alten oder die kaltblütige, berechnende Art, in der der Assassine einen seiner eigenen Diener geopfert hatte, einer bloßen Demonstration wegen, die ganz und gar unnötig gewesen wäre. Es hätte keiner weiteren Beweise seiner Macht mehr bedurft.
    »Über lege nicht zu lange, Janice«, drängte der Assassine. »Die drei übrigen Schattenreiter sind ihm auf der Spur. Und sie brennen darauf, den Tod ihres Kameraden zu rächen.«
    Janice schluckte.
    »Was - verlangst du?«, fragte sie mit zitternder Stimme.
    Der Assassine lachte triumphierend auf. »Unterwerfung«, keuchte er. »Freiwillige und totale Unterwerfung, Janice. Du wirst mir gehören, mir allein. Du wirst dein Leben vergessen, deine Vergangenheit, alles. Als Gegenleistung verspreche ich dir sein Leben.«
    Er trat unruhig auf der Stelle und sah mit kleinen, nervösen Blicken zum Spiegel hinüber. Janice drehte sich halb um. Das Bild zeigte jetzt einen Ausschnitt der großen Halle, in der sie dem Assassinen das erste Mal begegnet war. Eine der Türen schwang lautlos auf, und unter der halbrunden Öffnung erschien eine dunkel gekleidete Gestalt. Raven!
    Aber Janice sah auch die drei anderen Schatten, die mit schnellen, huschenden Bewegungen in den Saal schlüpften und sich hinter den steinernen Statuen verbargen.
    »Ich - ich bin einverstanden«, sagte sie mühsam.
    Die Tür schlug mit dumpfem

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