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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»Jedenfalls brauchen wir gar nicht erst anzufangen, nach dem Buch zu suchen, das der Boss haben will«, sagte er.
    Der Schwarze ließ sich in einen altersschwachen Sessel fallen, der unter seinem Gewicht hörbar stöhnte. »Du glaubst doch nicht etwa wirklich an den Quatsch, oder?«, fragte er.
    Standley zuckte die Achseln, nahm wahllos eines der Bücher vom Regal und klappte es auf. »Was ich glaube, interessiert keinen Menschen. Chuck möchte ein bestimmtes Buch von dem Alten, und ich werde es ihm holen.«
    »Du weißt genau, was ich meine«, sagte Lorimar.
    »Weiß ich das?« Standley klappte das Buch zu und warf es achtlos zu Boden. »Und wenn es sich um das Kochbuch meiner Großmutter handeln sollte«, meinte er, »würde ich es ihm bringen. Chuck mag es nicht, wenn man zu viel fragt.« Plötzlich wechselte er das Thema: »Du weißt von dieser merkwürdigen Sache mit Thompson?«
    Lorimar nickte. »Ich hab davon gehört. Reiner Blödsinn, wenn du mich fragst.«
    Standley schien nicht ganz dieser Meinung zu sein. »War schon eine verdammt seltsame Sache«, sagte er nachdenklich.
    »Seltsame Sache, so, so.« Lorimar grinste plötzlich. »Und da sagt man uns Schwarzen nach, wir seien abergläubisch.«
    Standley wollte etwas darauf erwidern, aber ein Geräusch von der Tür her ließ ihn verstummen.
    »Ich denke, der Alte kommt erst in einer Stunde?«, fragte Lorimar.
    »Schnauze!«, zischte Standley. »Versteck dich lieber!«
    Die beiden Einbrecher nahmen rechts und links der Tür Aufstellung und warteten mit angehaltenem Atem. Ein Schlüssel wurde ins Schloss geschoben, dann schwang die Tür leise nach innen, und eine gebückte, schmalschultrige Gestalt betrat den Raum.
    Die beiden Gangster reagierten wie ein Mann. Während Lorimar den Alten mit einem harten Griff am Rockaufschlag packte und in den Raum zerrte, fuhr Standley herum, warf einen blitzschnellen Blick in den Hausflur und schlug die Tür dann ins Schloss.
    »Hilfe!«, keuchte Wilburn. »Was ...?«
    Lorimar schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht, und Wilburn brach mit einem entsetzten Keuchen ab. »Schnauze«, zischte der Gangster, »oder du verlierst deine dritten Zähne!« Er hob Wilburn wie ein Kind hoch, trug ihn durch den Raum und warf ihn wuchtig in einen Sessel.
    »Was - was wollen Sie von mir?«, stöhnte Wilburn. Er war bleich geworden, und sein Blick irrte ängstlich zwischen den beiden hochgewachsenen Schlägern hin und her.
    »Wo kommst du her?«, schnappte Standley statt einer direkten Antwort.
    »Aus - aus der Bibliothek«, antwortete Wilburn hastig, als der Gangster drohend die Hand hob, um seiner Frage mehr Nachdruck zu verleihen. »Ich habe mir eher frei genommen, um ...«
    »Um?«, fragte Standley.
    Wilburn biss sich auf die Lippen. Man sah ihm an, dass er das letzte Wort lieber nicht ausgesprochen hätte.
    »Es ist besser, du beantwortest unsere Fragen«, drohte Lorimar. Er baute sich breitbeinig vor dem schmächtigen alten Mann auf und verzog das Gesicht zu einer wütenden Grimasse. »Also?«
    »Ich - ich wollte mich mit jemandem treffen«, sagte Wilburn ängstlich.
    »Und dieser jemand ist zufällig ein Privatschnüffler?«, fragte Lorimar.
    Wilburn erbleichte noch mehr. »Woher wissen Sie das?«
    »Wir wissen noch viel mehr«, grinste Lorimar. »Wir wissen auch, warum du dich mit ihm triffst. Es geht um irgendein altes Buch, nicht?«
    Wilburn schluckte und schwieg verstockt.
    »Um es kurz zu machen«, sagte Lorimar, »unser Boss interessiert sich zufällig auch für die Schwarte. Besser, du rückst sie raus.«
    »Ich - ich habe sie nicht«, keuchte Wilburn. »Und wenn ich sie hätte ...« Er brach mit einem heiseren Schrei ab, als Lorimar ihm ohne Vorwarnung die Faust in die Rippen stieß.
    Gemessen an den Kräften des hünenhaft gebauten Schwarzen war der Hieb eher sanft, aber Wilburn krümmte sich trotzdem zusammen und rang minutenlang nach Atem, ehe er in der Lage war weiterzusprechen.
    »Ich habe das Buch nicht«, versicherte er weinerlich. »Wirklich. Darum habe ich ja den Detektiv beauftragt, mir zu helfen.«
    »Und was drinsteht, weißt du auch nicht, wie?«, höhnte Lorimar. Er packte Wilburn bei den Jackenaufschlägen und schüttelte ihn. »Ich kann auch grob werden, wenn es sein muss«, sagte er. »Reiz mich lieber nicht, du alter Knacker! Rück die Schwarte raus, und wir verschwinden! Wenn nicht ...«
    »Vielleicht hat er sie wirklich nicht«, wandte Standley ein. »Ganz umsonst wird er diesen Schnüffler ja wohl

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