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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hat sich nicht genau ausgedrückt. Wahrscheinlich wusste er es selbst nicht. Aber wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    »Nein, das haben wir wirklich nicht.« Raven überlegte sekundenlang. »Professor Biggs' Tod kompliziert die Sache leider«, murmelte er. »Wäre er noch am Leben, könnten wir einfach zu ihm gehen und ihm die Geschichte erzählen. Er würde uns glauben. Aber so ...«
    »Was geschah mit dem Buch?«
    Raven hob andeutungsweise die Schultern. »Als ich es zum letzten Mal sah, hatte es Inspektor Card von Scotland Yard in Besitz. Ich vermute, er hat es Biggs zurückgegeben.«
    Er vermied absichtlich, Wilburn gegenüber zu erwähnen, dass Biggs beabsichtigt hatte, das Buch zu vernichten. An diese Möglichkeit wollte er lieber gar nicht erst denken. Wenn das Buch nicht mehr existierte, war die Katastrophe sowieso nicht mehr aufzuhalten.
    »Ich werde zuerst Card anrufen und ihn nach dem Verbleib des Bandes fragen«, sagte er. »Vielleicht hat er ihn ja noch. Die Ereignisse haben sich damals alle ein wenig überstürzt.«
    »Und wenn nicht?«
    »Befindet er sich höchstwahrscheinlich wieder in Biggs' Haus. Keine Ahnung, wer dort jetzt wohnt. Aber wir werden irgendwie drankommen. Glauben Sie, dass Sie das Buch wiedererkennen?«
    Wilburn nickte impulsiv. »Warum?«
    Raven grinste. Er konnte sich eines gewissen Gefühles der Schadenfreude kaum erwehren, als er sagte: »Weil Ihnen, mein lieber Mr. Wilburn, die ehrenvolle Aufgabe zufallen wird, den Band unter Professor Biggs' übrigen zehntausend Büchern herauszusuchen. Vielleicht sind es auch noch ein paar mehr.«
    »Das ist kein Problem«, sagte Wilburn zu Ravens Überraschung. »Ein Buch, das ich einmal in der Hand gehabt habe, vergesse ich nie wieder. Aber wie wollen Sie in das Haus hineinkommen?«
    »Darüber zerbreche ich mir später den Kopf. Zur Not besorgt uns Card einen Durchsuchungsbefehl. Jedenfalls hoffe ich das.« Er wandte sich zur Tür. »Gibt es hier irgendwo einen Apparat, von dem aus ich telefonieren kann?«
    Wilburn nickte und stand umständlich auf. »Draußen in der Halle hängt ein Münzfernsprecher.«
    »Münzfernsprecher?« Raven griff in die Jackentasche und zog die Hand mit einem bedauernden Achselzucken wieder zurück. »Ich habe leider kein Kleingeld bei mir«, sagte er. »Sie können nicht zufällig eine Hundert-Pfund-Note wechseln?«
    »Doch, ich kann. Aber es ist nicht nötig. Hier.« Er kramte eine Hand voll Kleingeld aus der Westentasche und hielt sie Raven hin. »Nehmen Sie ruhig.«
    Raven grinste verlegen und verließ dann hinter dem Bibliothekar den Raum.
    Standley deutete mit der Hand auf die Tür am Ende des Korridors. »Hier muss es sein.«
    »Hier?« Der Zweifel in Lorimars Stimme war unüberhörbar. »Du willst mir im Ernst einreden, in diesem Rattenloch könne jemand leben?«
    »Nicht so laut«, zischte Standley. »Muss ja nicht gleich jeder wissen, dass wir hier sind, oder?« Er brachte den hünenhaften Schwarzen mit einem drohenden Blick zum Schweigen, sah sich blitzschnell nach allen Seiten um und eilte dann rasch auf die Tür zu.
    Seine Hand fuhr in die Tasche und kam mit einem ganzen Bündel verschiedenartiger Dietriche wieder zum Vorschein. Eine Zeit lang machte er sich schweigend am Schloss zu schaffen, dann schwang die Tür mit hörbarem Quietschen nach innen.
    »Hereinspaziert«, meinte er aufgeräumt.
    Lorimar zuckte zusammen, trat hastig durch die Tür und sah sich nervös in der winzigen Wohnstube um. Seine Hand tastete unbewusst nach der Waffe unter seiner Jacke.
    Standley schob die Tür hinter sich zu und betrachtete den anderen mit einem belustigten Blick.
    »Bist du immer so nervös, oder ist es das erste Mal, dass du irgendwo einsteigst?«, fragte er.
    Lorimar verzog die Lippen. »Weder - noch«, gab er zurück. »Ich bin nur vorsichtig, das ist alles. Man weiß nie ...«
    »Hier schon. Ist alles ganz genau ausgekundschaftet«, versicherte ihm Standley. »Der alte Knabe kommt erst in einer guten Stunde nach Hause. Und Freunde oder Verwandte hat er nicht. Wir können's uns bequem machen.« Er sah sich mit dem geübten Blick eines versierten Einbrechers um und schüttelte beim Anblick der unzähligen Bücher, die die Wände der Wohnung bedeckten, den Kopf. »Mein Gott, ist das eine Bruchbude«, sagte er. »Das reinste Rattenloch.«
    »Wenigstens wird es uns nicht langweilig, während wir auf den Alten warten«, witzelte Lorimar. »Es ist genug zu lesen da.«
    Standleys Gesicht verdüsterte sich.

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