Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Messer, oder bringen wir ihm das Fliegen bei?« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf das Treppengeländer und lachte hässlich. »Wenn einer schon Raven heißt, sollte er auch fliegen können, oder?« Er klappte sein Messer zusammen und schlug ohne Vorwarnung zu.
    Raven krümmte sich im Griff seines Bewachers und rang verzweifelt nach Luft. Vor seinen Augen wallten blutige Schleier. Er spürte kaum, wie Mallory ihn bei den Beinen ergriff und ihn zusammen mit seinem Kumpan über das schmale Treppengeländer hob ...
    Constabler Freeland sog an seiner Zigarette, schnippte die Asche aus dem halb geöffneten Seitenfenster und sah zum wiederholten Male in der vergangenen halben Stunde auf die Armbanduhr.
    »Ungeduldig, Constabler?«, fragte Sanders, sein jüngerer Kollege.
    Freeland warf dem schlanken Polizei-Sergeant einen undefinierbaren Blick zu, seufzte hörbar und lehnte sich weiter in die Polster des Wagens zurück. Man konnte nicht direkt behaupten, dass die beiden Beamten Freunde waren. Sanders war vor ein paar Wochen frisch von der Polizeiakademie gekommen und dem älteren und schon wesentlich ruhigeren Constabler zugeteilt worden. Seither ging er ihm - gelinde gesagt - auf die Nerven. Sanders entwickelte eine ganz bestimmte Art von Diensteifer, die Freeland schon mehr als einmal an den Rand eines Tobsuchtsanfalls gebracht hatte. Wäre es nach dem frischgebackenen Polizisten gegangen, hätten sie wahrscheinlich jeden Parksünder gleich in Handschellen abgeführt und für mindestens fünf Jahre ins Zuchthaus geworfen. Und die Mußestunden, die Freeland während der Nachtschicht von Zeit zu Zeit einlegte, schienen in seinen Augen so etwas wie eine Todsünde zu sein.
    »Ich bin nicht ungeduldig«, antwortete er mit einiger Verspätung auf Sanders' Frage. »Nur ein komisches Gefühl.«
    »Warum? Bisher war doch alles ruhig.«
    »Eben.« Freeland nickte, warf seinen Zigarettenstummel aus dem Fenster und angelte nach einem neuen Glimmstängel. Seit er zusammen mit Sanders Dienst tat, hatte sich sein Zigarettenkonsum beinahe verdreifacht. »Lesen Sie eigentlich keine Kriminalromane?«, fragte er in einer Mischung aus Ernst und Spott. »Wenn es ruhig ist, kommt meistens der große Hammer hinterher.«
    Sanders blickte unsicher auf das Funkgerät im Armaturenbrett, dann in Freelands Gesicht und versuchte zu lächeln. »Sie - Sie meinen das nicht ernst, Constabler, nicht?«, fragte er verwirrt.
    Freeland unterdrückte ein Grinsen. »Todernst«, sagte er. »Jedenfalls mit gewissen Einschränkungen. Nehmen Sie eine Nacht wie diese, Freeland. Alles ist still und friedlich, und selbst die Ganoven scheinen ordnungsgemäß in ihren Betten zu liegen und zu schlafen. Der Dienst ist schon beinahe langweilig, nicht?«
    Sanders nickte zögernd und versuchte offensichtlich vergeblich, hinter den Sinn der Worte zu kommen.
    »Was glauben Sie«, fuhr Freeland nach einem weiteren Zug aus seiner Zigarette fort, »wie viele Nächte wie diese ich schon erlebt habe? Und meistens passiert dann kurz vor Dienstende irgendetwas Unerwartetes. Scheint so eine Art Naturgesetz zu sein.« Er registrierte die Betroffenheit auf dem Gesicht seines jüngeren Kollegen mit einem Anflug grimmiger Befriedigung.
    Er wollte noch weiterreden und Sanders' Unruhe noch ein bisschen schüren, um sich für die Magengeschwüre, die ihm Sanders in den vergangenen Wochen mit Sicherheit beschert hatte, wenigstens zum Teil zu revanchieren, aber in diesem Moment begann im Armaturenbrett eine rote Birne zu flackern, und Sanders fuhr wie von der Tarantel gestochen hoch und drückte die Sprechtaste.
    »Wagen vier sieben«, sagte er. »Kommen!«
    »Standortmeldung, bitte«, krächzte der Lautsprecher.
    Sanders sah hastig auf die Straßennamen auf dem Schild, unter dem sie parkten, und gab ihre Position durch, während sich Freeland mit betont langsamen und umständlichen Bewegungen aufsetzte und nach dem Zündschlüssel griff.
    »Fahren Sie Kreuzung Kensington und Surrow Lane, vier sieben«, kam die Anweisung aus dem Lautsprecher.
    Sanders bestätigte und wollte die Verbindung unterbrechen, aber Freeland schlug ärgerlich seine Hand beiseite und drückte noch einmal die Sprechtaste.
    »Hier Freeland«, knurrte er. »Was ist los, Mark?«
    Der Mann in der Funkzentrale zögerte einen Moment. »Das weiß ich selbst nicht so genau«, antwortete er dann ausweichend. »Wir bekamen eine Meldung von Wagen neununddreißig. Sie hatten eine verdächtige Person gesichtet.«
    »Diesen

Weitere Kostenlose Bücher