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Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Titel: Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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aufzusaugen. Das Prickeln auf meiner Haut und die Glücksschauer in
meinem Bauch, wenn sein Arm zufällig meinen berührt. Ich stelle mir vor, wie
wir beide frei sind und durch einen grünen Wald laufen. Nur die rauschenden Baumkronen,
die goldene Sonne und der blaue Himmel über uns – und seine warme Handfläche
fest an meine gepresst. Wir reißen jubelnd die Arme hoch und goldene Blätter
rieseln auf uns herab.
    Die spitzen Steine wecken mich aus meinem
Tagtraum. Kill lässt los und springt. Ich mache es ihm nach und strecke beide
Arme nach ihm aus. Er greift danach und zieht mich auf den Bereich mit den runden
Kieselsteinen.
    »Geht doch!« Wieder schiebt er seine Finger zwischen
meine und wir laufen weiter. Erleichtert realisiere ich, dass ich tatsächlich das
gesamte Stück über die spitzen Steine in einem Sprung geschafft habe. Am
Sandstrand möchte ich mich am liebsten hinwerfen. Mit ihm, Arm in Arm. Aber Kill ist gewissenhaft. Er läuft mit mir auch noch
die zwölfte Runde.
    Vor den dolchähnlich hochragenden Steinen bleibt
er diesmal stehen. Er nimmt mich in seine starken Arme und springt mühelos mit
mir hinüber.
    Wow, wie viel Kraft in ihm steckt. Für ihn war dieser
Lauf nicht mehr als ein Spaziergang mit einem Kleinkind.
    Hoffentlich hat Erikson uns nicht gesehen, denke ich
flüchtig. Dann wäre ihm klar, wen er
da als Trainer angestellt hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Erikson
weiß, wer oder was Kill ist.
    Auch über den Sandstrand sprintet Kill leichtfüßig.
Er tritt auf die dreizehnte Matte, um das Signal für das Rundenende auszulösen,
und wirft mich dann im hohen Bogen ins Becken.
    Mit einem Schrei auf den Lippen und mit offenem
Mund gehe ich unter. Das Becken ist so tief, dass ich keinen Boden fühlen kann.
Im nächsten Moment schieße ich wie ein Sektkorken an die Wasseroberfläche. Und
da ist Kill. Mein Retter, mein wunderschöner Wolfer. Voller Panik strecke ich
die Arme nach ihm aus. Er zieht mich an sich und ich klammere mich an seinen
Hals.
    »Du hast Angst. Das ist gut. Dann lernst du
schneller schwimmen.« Kill lacht – noch immer weiß ich nicht, wieso seine Zähne
nicht mehr spitz sind.
    Er klatscht mit einer Hand durchs Wasser. Erfrischende
Tropfen spritzen mir ins heiße Gesicht. Ich blinzele. Lachend streckt er sich
auf dem Wasser und liegt im nächsten Moment wie ein ruhiges Brett auf dem
Rücken. Wie macht er das? Er muss doch untergehen. Panisch klammere ich mich an
seiner Schulter fest und beginne mit den Beinen zu rudern und nach Grund zu suchen.
    Aber da ist nichts, außer Wasser.
    »Streck dich, so wie ich!«, fordert er mich auf.
    Ich kann es nicht, zappele mit den Beinen und
bohre meine Fingernägel in seinen Oberkörper. Es ist mir völlig unverständlich,
wie man sich auf dem Wasser strecken kann.
    »Tu, was ich sage!« Kills Augen blitzen. »Sonst
lass ich dich los!«
    Ich hole Luft, halte den Atem an, mache mich steif
und schließe die Augen. Immer noch stehe ich senkrecht wie ein Kegel im Wasser,
nur dass ich jetzt untergehe. Kill dreht mich auf den Rücken, ich habe das
Gefühl rückwärts zu fallen und gleichzeitig schwerelos zu sein.
    »Augen auf!«, sagt er ganz sanft neben meinem Ohr.
Seine tiefe, schnurrende Stimme weckt mich aus meinen Todesängsten. Und
tatsächlich liege ich neben ihm im Wasser. Ich spüre seinen kräftigen Arm unter
meinem Rücken.
    »Dir kann nichts passieren. Ich halte dich«,
verspricht er. Seine Augen tauchen kurz über meinen auf. Das Haar glänzt
schwarz und das Wasser perlt auf seiner bronzenen Haut. Ich kann nicht anders,
ich muss lächeln.
    Kill sieht auf die Uhr. »Die Zeit ist gleich um.
Lauf das nächste Mal schneller, dann haben wir mehr Spaß im Wasser.«
    Mir ist völlig
schleierhaft, wie man Schwimmen spaßig finden kann.
    »Zurück?«
    Er nickt. »Wir tauchen!«
    »Ich bin doch kein Fisch«, protestiere ich.
    »Bleib cool, hole tief Luft und zähle bis drei! Ich
halte deine Hand und ziehe dich. Unter Wasser öffnest du die Augen. Alles klar?«
    Er umfasst meinen Nacken und zieht mich zu sich
heran. Dir kann nichts passieren. Vertrau mir!«
    Meine Lippen zittern, doch
ich nicke.
    »Eins, zwei, drei«, flüstert er und ich fühle den
Sog nach unten. Wieder klammere ich mich an seine Hand. Tatsächlich schaffe ich
es, die Augen zu öffnen. Das Wasser ist klar. Nur der Grund des Beckens ist
Schwarz, nein Dunkelblau. Ich sehe den weißen Sand näher kommen.
    Fasziniert beobachte ich Kills ruhige, elegante
Bewegungen,

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