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Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Titel: Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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hetze ich weiter. Ich passiere ein ziemlich
langes Stück mit murmelrunden Kieselsteinen. Sie knirschen und rutschen unter
meinen Füßen und ich sinke mit jedem Schritt tief ein. Die Strecke scheint kein
Ende zu nehmen, doch dann erblicke ich endlich ein paar Gummiplatten mit
aufgemalten Zahlen, einen weißen Sandstrand und dahinter stehen Kill und
Erikson.
    Die Platten erinnern mich an Hinkel-Kästchen.
Eins, zwei, drei … bis zwölf. Der Laufabstand ist für mich ungünstig und bringt
mich aus dem Tritt. Um in die Mitte der Quadrate zu treten, muss ich größere
Schritte machen. Schließlich erreiche ich die Zwölf, laufe über den weichen Sand
und setze zuletzt den Fuß auf die dreizehnte Matte, und damit den Startpunkt.
Ich höre ein leises »Piep« und blicke auf die digitale Anzeige. Drei Minuten
und fünf Sekunden.
    »Mist!«, fluche ich.
    Erikson nickt jedoch zufrieden und stemmt die
Hände in die Hüften. »Weiter, weiter!«
    Kills Gesichtsausdruck kann ich nicht deuten. Er hat
die Augen zusammengekniffen und hält die Hände hinter dem Rücken verschränkt.
    Mir ist unwohl dabei, dass ich schwitze und
kämpfe, während mein Sportlehrer und mein Trainingspartner zugucken. Machen sie
sich womöglich lustig über mich?
    Schon bin ich wieder bei den Findlingen, hüpfe
drüber und lande bei den weichen Wassermatten. Ich konzentriere mich auf den Pfad,
blinzele immer wieder zur Uhr und merke mir, wie lange ich für jeden Abschnitt
benötige.
    Bis zu den Holzbohlen habe ich anderthalb Minuten
verbraucht. Ich muss auf dem ersten Stück schneller werden. Das leuchtet selbst
einem Greenhorn wie mir ein. Bei den spitzen Steinen und den Kieseln kann ich
kaum was rausholen. Im Gegenteil, wenn ich dort das Tempo anziehe, riskiere ich
zu stürzen.
    Diesmal ignoriere ich die Größe der Gummiplatten
und bleibe bei meiner Schrittlänge. Ich blicke hoch zu Kill, damit ich nicht
aus dem Tritt komme.
    Da ist der Sandstrand. Endlich.
    Erikson ist verschwunden und Kill lächelt. Mein
Herz jubelt. Oh ihr himmlischen Engel, er lächelt mich an. Meine Knie werden
weich und nie gekannte Glücksgefühle durchströmen mich.
    Ich blicke zur Uhr. Drei Minuten. Himmel, wie soll
ich bloß schneller werden?
    Nach der dritten Runde bin ich nassgeschwitzt, und
liege bei drei Minuten und zwei Sekunden.
    »Konzentrier dich!« ruft Kill mir zu. Seine Augen
verdunkeln sich, und mein Herz klopft noch wilder. Es ist nicht zu übersehen,
dass meine Gefühle mich von meiner Trainingsaufgabe abgelenkt haben. Also beiße
ich die Zähne zusammen und ziehe das Tempo bei den sumpfigen Matten an.
    Mit jeder Runde wähle ich einen Abschnitt dazu, bei
dem ich beschleunige. Das klappt eine Weile. Doch danach falle ich ab und mein
Tempo sackt wieder auf drei Minuten.
    Ab der siebten Runde ist Kill plötzlich neben mir.
Er hüpft mit Leichtigkeit über die Felsen und läuft dann vor mir.
    Himmel, mein
Herz rattert, Hitze überrollt meinen Bauch. Er fliegt nur so über die Bohlen,
obwohl er barfuß läuft. Seine Füße setzen kaum auf. Natürlich versuche ich es ihm
nachzumachen und zu ignorieren, dass die dämlichen, rutschigen Pflöcke rund
sind. Überraschend gelingt es mir, halbwegs mit Kill mitzuhalten.
    Dann beschleunigt er und springt über das gesamte
Stück mit den spitzen Steinen. Die Eleganz seiner Bewegungen haut mich schier
um. Im wahrsten Sinne des Wortes stolpere ich und kann mich gerade noch
abfangen, bevor ich auf die Steine aufschlage. Damit ist es zu spät, um zu
springen. Erneut bohren sich die Spitzen in meine Schuhsohlen.
    Kill dreht sich um und lächelt mich an. »Beim
nächsten Mal springst du auch!«
    »N-natürlich«, stottere ich.
    Endlich sind die zehn Runden geschafft und ich
schlüpfe aus den Schuhen. Weißer Sand bohrt sich zwischen meine Zehen.
Feinkörnig und weich. Fünf Minuten habe ich Zeit zum Ausruhen. Ich japse,
vornübergebeugt, presse die Hände gegen die Knie.
    Plötzlich zieht Kill mich sanft zu sich hoch. Er
nimmt mich in die Arme und ich spüre seinen warmen, festen Körper. Für einen
berauschenden, viel zu kurzen Glücksmoment ist er mir so nah, dass ich mein Verlangen,
meine Lippen auf seine zu pressen, kaum unterdrücken kann. Er streift mir sanft
übers Haar. »Den Rest schaffst du auch noch.«
    Schon läuft er los. Aber diesmal hält er meine
Hand fest. Seine Finger zwischen meinen. Warm und so fest. Nie wieder möchte
ich diese Hand loslassen. Während mein Puls beschleunigt, versuche ich Kills
Nähe in mir

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