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Reagans Satellit

Reagans Satellit

Titel: Reagans Satellit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Johannesburger Börse fielen die Aktien, aber in New York stiegen sie. Das Wall Street Journal kommentierte Claude Regans Kühnheit und Weitblick nur gedämpft, verwies aber deutlich darauf, daß dieser grandiose Plan keinesfalls neue Belastungen für die leidgeprüften Steuerzahler bringen dürfe. Wir hoffen, äußerte das Journal sich, daß sich eine Finanzspritze aus der Regierungskasse erübrigt. Möge der neue Satellit als glänzendes Beispiel der höchsten Lebenskraft des freien Unternehmertums am Himmel scheinen.
    Claude Regan las die Kommentare der Weltpresse mit großem Interesse. Nur einer davon verunsicherte ihn für einen Moment: der Leitartikel der Londoner Daily Mail, worin es hieß: Bei diesem gigantischen Projekt könnte jedes Versagen sich als Todesstoß für die Vereinigten Staaten als schon wankende Weltmacht erweisen.
    Und daran, das wußte Regan, stimmte jedes Wort. Für einen höchst unbehaglichen Moment lang sah er in die Zukunft, las den Text eines zukünftigen Geschichtsbuchs. Der Niedergang der kapitalistischen US-Wirtschaft, lautete dort ein Absatz, steht im direkten Zusammenhang mit dem Aufstieg eines Finanziers namens Claude Regan, der die längst ermattete Nation gegen Ende des XX. Jh., in ein närrisches Projekt verwickelte, das schließlich ...
    Die Übellaunigkeit wich. Regan gewann sein Selbstvertrauen zurück. Sollte die Geschichte das Urteil über ihn sprechen, das ihr paßte! Besser, man entsann sich seiner wegen eines großen Fehlers, als gar nicht.
    Washington, D.C., 18. Aug. Sonderkorrespondenz. Die Kolumbus gewidmete Weltausstellung des Jahres 1992 wird an Bord eines Satelliten stattfinden. Dies gab heute Claude Regan, Vorsitzender des Exekutiv-Ausschusses, eine Woche nach Übernahme der Projektleitung bekannt. »Mehrere Städte waren in die engere Wahl gelangt«, erklärte der 35jähr. Faktorist Regan, Erster Geschäftsführer der Global Factors Inc. U.a. nannte er San Francisco, Houston und New Orleans. »Nach ernsthafter Beratung jedoch entschieden die Ausschußmitglieder sich gegen die Bewerber«, sagte Regan, »und für die Durchführung der Ausstellung im Weltall.« Der Plan sieht die Konstruktion eines Satelliten mit Position über den Vereinigten Staaten in einer Höhe von 50 000 Meilen vor. Er wird zehnmal größer sein als jeder gegenwärtig im Dienst befindliche Satellit. Die Baukosten werden nach Regans Schätzung »mehrere Milliarden« betragen. Nicht mitgerechnet sind dabei, so Regan, die Kosten für die Raumfähren, die gebaut werden müssen, um die Ausstellungsbesucher von der Erde zum Satelliten zu befördern. Die Konstruktionsarbeiten sollen im nächsten Monat beginnen. Die Weltausstellung selbst soll am 12. Oktober 1992 eröffnet werden, dem 500sten Jahrestag der Entdeckung der Neuen Welt.
    »Aber wird es auch klappen, Claude?« fragte Präsident Hammond schüchtern.
    »Natürlich.«
    »Aber der Flugpreis für die Raumfähren ...«
    »Fünfzig Dollar«, sagte Regan. »Meinst du, die Leute würden keine fünfzig Dollar für einen Flug zu einem Satelliten zahlen?«
    »Der Flugpreis zur Mondbasis beträgt zehntausend Dollar«, wandte der Präsident ein. »Wie kannst du nur fünfzig für ...«
    »Der Fährdienst wird mit Verlust gehandhabt«, antwortete Regan. »Die Weltausstellung soll doch von Leuten besucht werden, nicht wahr?«
    Regan bat um Entschuldigung und beendete das Gespräch. Arbeit lag vor ihm, und er besaß keine Zeit zum Grübeln. Der Satellit mußte gebaut werden, und zwar von der Privatindustrie. Die Regierung der Vereinigten Staaten hatte sich unter Präsident Delafield und seiner Konservativen Partei restlos aller Raumfahrtprogramme entledigt. Seit dem letzten Börsenkrach regierten die Konservativen nur noch in Mississippi und Alabama, während der Rest der USA der Obhut der Nationalliberalen unterlag. Die Raumfahrt jedoch war eine Angelegenheit privater Geschäfte geblieben. Der größte Raumfahrtbetrieb war zufällig eine Tochtergesellschaft der Global Factors. Beim zweitgrößten handelte es sich um Aero do Brasil, ein erst zehn Jahre altes, lateinamerikanisches Riesen-Kombinat. Regan sah mehrere Gründe, die dagegen sprachen, den Auftrag an die eigene Tochtergesellschaft zu vergeben, aber der wichtigste war zweifellos jener, daß der Hersteller des Satelliten höchstwahrscheinlich einen Verlust erleiden würde. Wer vermochte denn jetzt schon zu schätzen, was ein Satellit dieser Größenordnung kosten konnte? Besser also, er verzichtete

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