Reagans Satellit
Milliarden? Unser Haushalt ist bereits unausgeglichen, Claude. Ich wüßte nicht, wie wir ...«
»Vier Milliarden?«
»Ich will versuchen, zwei herauszuschlagen«, murmelte der Präsident. »Der Rest muß von privater Seite aufgebracht werden.«
Regan hatte es geahnt. Er stand auf und ließ seinen Blick über die Versammlung schweifen. »Gentlemen, vor uns liegt ein großes Werk. Ich nehme an, ich darf mit Ihrer Hilfe rechnen?«
Es gab Gemurmel. Regan unterband es. »Ich möchte Ihre Namen im Briefkopf der Ausstellungsleitung verwenden. Dieser Ausschuß wird wahrscheinlich nie mehr zusammentreffen. Ich möchte nur Ihre Namen. Die Arbeit kann ich allein erledigen.«
Darüber waren sie unglücklich. Regan ließ ihnen die Wahl. Der Ausschuß hatte versagt. Entweder gaben sie ihre Namen her und verzichteten darauf, an den Entscheidungen teilzuhaben, oder sie durften die ganze Verantwortung tragen – ohne ihn.
Sie zogen es vor, ihre Namen zur Verfügung zu stellen.
Regan lächelte in heiterer Gelassenheit. »Danke, Gentlemen. Das wäre alles.«
*
Er eröffnete ein Büro in Washington, indem er drei Stockwerke eines Wolkenkratzers mietete, nicht weit vom Kapitol entfernt, und nannte es Zentralbüro der Weltausstellung 1992. Der Ausschuß hatte bereits ein Hauptquartier in New York unterhalten, doch diese Lage war zu ungünstig für Regan. Es dauerte eineinhalb Tage, die Akten in das neue Büro zu schaffen.
Regan zog ein. Eine Direktverbindung mit Denver ermöglichte es ihm, die Tätigkeit der Global Factors Inc. im Auge zu behalten, während er sich in seine neue Aufgabe einarbeitete. Sein erster Schritt bestand darin, die Protokolle des nun aufgelösten Ausschusses einzusehen, um festzustellen, was seit dessen erster Konferenz im Jahre 1988 erreicht worden war.
Das Ergebnis war erschreckend. Diese Leute hatten sich bisher auf nichts einigen können als auf das Datum der Eröffnung, den 4. Juli 1992. Warum am 4. Juli?
Die Weltausstellung würde zwei Jahre lang geöffnet sein. Jedes Land der Welt würde einen Pavillon haben. Die Pavillons würden natürlich auf Kosten der Aussteller errichtet. Aber wer bezahlte die Grundstückspacht? Wer übernahm die Veranstaltungskosten? Um Gottes willen, wo sollte die Weltausstellung stattfinden? Es gab keine Antworten.
»Auf diese Weise hat man unser Land heruntergebracht«, schimpfte Regan in Anwesenheit eines Stabes von Sekretären, die zu seiner Unterstützung aus Denver eingeflogen wurden. »Vor hundert Jahren hätte das niemand so angepackt. Wir sind verweichlicht. Wir können keine Entscheidungen treffen. Wir bringen nichts zustande. Unterdessen stellt Brasilien jede Woche einen neuen Staudamm fertig ...«
Regans erste wichtige Entscheidung gab er am Nachmittag auf der Pressekonferenz bekannt. »Der Eröffnungstermin der Kolumbus-Weltausstellung ist korrigiert worden«, erklärte er vor den Kameras. »Sie wird nunmehr am 12. Oktober 1992 beginnen. Der Ausschuß ist zu dem Entschluß gelangt, die Weltausstellung am tatsächlichen Jahrestag der Entdeckung Amerikas zu eröffnen.«
Wie man es nun nannte, ob Aufschub oder Korrektur, die Tatsache blieb bestehen, daß Regan drei Monate gewonnen hatte. Ihm standen nun sechsundzwanzig statt dreiundzwanzig Monate zur Verfügung. Er suchte nach einem Vorwand, den Termin noch weiter aufzuschieben, fand jedoch keinen. Kolumbus war im Oktober an Land gegangen, der verdammte Kerl. Regan brauchte Zeit, aber es ließ sich keine bekommen.
Noch durfte er welche vergeuden; ein Standort mußte gewählt, der Aufbau begonnen werden. Aber wo?
Ein langbeiniger junger Mann namens Hal Martinelli hatte dem ehemaligen Ausschuß als Berater gedient, und Regan beließ ihn in dieser Funktion, weil er der einzige war, der mit dem Ausschuß zusammengearbeitet hatte und anscheinend trotzdem eine Vorstellung davon besaß, wie an die Probleme heranzugehen war. Der Mann hatte ständig mit seiner übermächtigen Furcht vor Regan zu kämpfen.
»Wir hatten schließlich sechs Städte in die engere Wahl gezogen, Sir. Aber dann konnten wir uns nicht entscheiden, Sir.«
»Lassen Sie die Anrede«, befahl Regan. »Wir haben keine Zeit. Welche sechs Städte?«
»Nun, Sir, es gab ...«
»Martinelli!«
»Verzeihung, Sir.« Der Berater errötete, biß sich auf die Unterlippe und nahm einen tiefen Atemzug. »New York, San Francisco, Chicago, Houston, Boston und New Orleans.«
»Was haben diese Städte mit Kolumbus zu tun?«
»Nichts, Sir. Aber sie
Weitere Kostenlose Bücher