Rebecca
Dusche aus Holz?«
»Na und?«, murmelte Rebecca. Die letzte Holzdusche in Gelderland, Abfluss und Wasserhahn Marke Eigenbau, alles selbst gelötet und gezimmert, olivgrün gebeizt und innen mit einer dicken Schicht Bootslack gestrichen. Den Boden aufgemeißelt, ein Loch durch die Außenwand gebrochen, ein Abflussrohr zum Abwassertank im Garten gelegt. Sie war damals dreizehn gewesen, hatte fleißig mitgeholfen beim Graben und hatte schubkarrenweise Schutt und Erde weggebracht.
Robbi war zu verliebt, um den spöttischen Unterton herauszuhören. »Ich wollte sie dir ja nur mal zeigen«, sagte er.
»Wirklich ein Kuriosum.«
Elena schmiss mit solchen Wörtern um sich. Sie besuchte das Gymnasium in Utrecht und wollte nach dem Abitur studieren. Soweit Rebecca wusste, hatte sich Robbi in sie verliebt, als Elena auf einem Schulfest von Freundinnen dazu überredet worden war, ein Stück mit Robbis Band zu singen. Seitdem machte er sich an jedem freien Abend und an den Wochenenden mit dem Zug auf den Weg zu ihr und heute war Elena zum ersten Mal in Acquoy, hauptsächlich auf Drängen Suzans, die neugierig auf Robbis neueste Flamme war. Schon beim Mittagessen erkannte Rebecca, dass Robbis Illusionen ihn wieder einmal blind machten. Armer Robbi, dachte sie. Sie konnte seine Verlegenheit durch die Zwischenwand hindurch spüren.
»Es ist eine abgeschlossene Wohnung«, erklärte er. »Mit eigenem Eingang.«
»Diese komische Tür, durch die wir eben reingekommen sind?«
Er hörte den Spott immer noch nicht. »Nein, das war früher die Stalltür für die Kühe. Hier standen früher zwanzig Kühe, weißt du, oder vielleicht hier die Kälber und auf der anderen Seite die Kühe. Vor drei Jahren haben wir den Betonestrich gegossen und die Holzwand gezogen, um diesen Teil als Anbau zu nutzen. Eine Zeit lang hatten wir ihn an eine Familie mit zwei Kindern vermietet.«
»Und jetzt wohnst du hier?«
»Ja, und im Moment noch Becky, oben sind zwei Schlafzimmer.«
Im Moment noch?, dachte Rebecca. Spinnt er?
Sie hörte die Tür zum kleinen Flur aufgehen. »Das hier ist die Haustür«, sagte er, »wir haben sogar eine eigene Hausnummer, na ja, im Grunde dieselbe Nummer, nur mit einem A dahinter.«
Rebecca entfernte sich von der Zwischenwand und rannte durch die Tenne zum Wirtschaftsraum, der auf dieser Seite an das alte Vorderhaus angebaut war. Außer dem Heizungskessel und der Kühltruhe bestand auch hier alles aus Holz; ihr Vater war ein regelrechter Künstler in der Holzbearbeitung und zimmerte alles selbst. Auch die Treppe und die Dusche hatte er gebaut, wobei die Dusche hier wenigstens von innen gefliest war. Rebecca schlich die Treppe hinauf. Leider war das Haus durch das viele Holz ziemlich hellhörig. Eine Tür in der Brandmauer führte zum Flur über dem Vorderhaus. Am Ende befand sich die Zwischentür zum oberen Stockwerk des Anbaus, wo Robs und ihr Zimmer lagen und von wo aus eine Treppe zum unteren Flur führte. Rebecca schlüpfte in ihr Zimmer, schloss die Tür ab und legte sich auf den Fußboden. Sie waren unten.
Eine halbe Minute lang hörte sie nichts. Dann fragte Elena: »Ist das dein Computer?«
»Ja, aber meistens sitzt Becky daran und chattet stundenlang mit Gott und der Welt.«
»Ziemlich kahl hier.«
»Ja, der Raum wird auch ansonsten nicht bewohnt, wir benutzen nur die Zimmer oben, aber wir könnten daraus machen, was wir wollten.«
Wieder schwiegen sie. Rebecca machte dieses ganze Wir- Gerede nervös. Die Tischtennisplatte wurde verschoben, als wolle jemand ans Fenster.
»Sollen wir ein Stück spazieren gehen, am Fluss entlang?«
»Es regnet«, wandte Robbi ein.
»Dafür wurde der Regenschirm erfunden.« Ein nervöses Lachen. »Du bist doch so gerne an der frischen Luft.«
Robbi erwiderte unglücklich ihr Lachen. »Ich wollte dir erst mal alles zeigen.«
»Aber ich habe doch jetzt alles gesehen.«
»Nein, oben noch nicht.«
»Was sollen denn deine Eltern denken? Und was meinst du mit ›erst mal‹?«
Rebecca konnte förmlich vor sich sehen, wie Elena die Augenbrauen hochzog. Elena hatte schöne Augenbrauen und lange Wimpern und grünliche Augen, die alles aufmerksam betrachteten und dann blinzelten, wie der Verschluss einer Kamera, als mache sie Fotos zu einem Artikel, den sie später für die Zeitung schreiben würde.
Sie hatte beim Essen erzählt, dass sie Geschichte studieren und danach Journalistin werden wollte. Alle hatten mit erstaunten Gesichtern erst Elena und dann Robbi angeschaut, der
Weitere Kostenlose Bücher