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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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Terrasse. Der Regen hatte die Luft gereinigt, es roch frisch und süß nach Gras.
    Sobald die Sonne höher stieg, würden wir einen wunderbaren Tag haben. Ich dachte, daß wir heute vor dem Essen einen Spaziergang ins Glückliche Tal gemacht und nachmittags mit unseren Büchern und Zeitungen unter der Kastanie gesessen hätten. Ich schloß die Augen und fühlte die Sonnenwärme auf Gesicht und Armen.
    Maxim rief mich von drinnen. Ich ging ins Haus zurück und ließ mir von Frith in den Mantel helfen. Dann hörte ich wieder einen Wagen vorfahren. Es war Frank.
    «Oberst Julyan wartet schon am Parktor», sagte er. «Er wollte nicht erst hier herunterfahren.»
    «Schön», sagte Maxim.
    «Ich werde mich den ganzen Tag im Büro aufhalten, falls ein Anruf von euch kommt», sagte Frank. «Nach dem Besuch bei Baker werdet ihr mich vielleicht in London gebrauchen können.»
    «Ja», sagte Maxim, «das ist möglich.»
    «Es ist gerade neun», sagte Frank, «du bist ganz pünktlich. Und gutes Wetter habt ihr auch.
    Ihr werdet eine glatte Fahrt haben.»
    «Ja.»
    «Hoffentlich strengt es Sie nicht so sehr an, Mrs. de Winter», sagte Frank dann zu mir. «Sie haben einen langen Tag vor sich.»
    «Oh, das macht mir nichts», sagte ich. Ich sah auf Jasper herunter, der mit hängenden Ohren und seinen traurigen Spanielaugen vorwurfsvoll zu mir aufblickte.
    «Nehmen Sie bitte Jasper mit zu sich ins Büro», bat ich. «Er sieht so traurig aus.»
    «Ja, das werde ich gern tun.»
    «So, jetzt wollen wir aber starten», sagte Maxim, «sonst wird Julyan noch ungeduldig.
    Mach’s gut, Frank.»
    Ich stieg in den Wagen und setzte mich neben Maxim.
    Frank schlug die Tür zu. «Du wirst mich doch bestimmt anrufen, nicht wahr?» sagte er.
    «Ja, natürlich», sagte Maxim.
    Ich blickte zum Haus zurück. Frith stand oben auf der Freitreppe und Robert ein paar Schritte hinter ihm. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich wandte mich ab und machte mir an meinen Schuhen zu schaffen, damit niemand es sähe. Dann startete Maxim den Wagen, wir bogen um die Kurve in die Anfahrt ein, und das Haus war nicht mehr zu sehen.
    Am Parktor hielten wir an, um Oberst Julyan aufzunehmen. Er stieg hinten ein. Als er mich erblickte, sagte er in bedenklichem Ton: «Wir haben einen langen Tag vor uns, ich weiß nicht, ob Sie sich dem hätten aussetzen sollen. Ich hätte schon auf Ihren Mann achtgegeben.»
    «Aber ich wollte gern mit», erwiderte ich.
    Er sagte nichts mehr dazu und machte es sich in seiner Ecke bequem. «Wenigstens haben wir gutes Wetter, das ist immerhin etwas», sagte er.
    «Ja», sagte Maxim.
    «Favell will uns an der Kreuzung treffen. Wenn er nicht schon da ist, warten wir aber nicht auf ihn. Wir kommen sehr viel besser ohne ihn aus. Hoffentlich hat sich dieser Kerl verschlafen!»
    Als wir jedoch die Kreuzung erreichten, sah ich schon von weitem den langen grünen Sportwagen, und mein Herz sank. Ich hatte auch gehofft, er würde nicht pünktlich sein.
    Favell saß hutlos am Steuer, eine Zigarette im Mund.
    Er grinste, als er uns kommen sah, und winkte uns, nicht anzuhalten. Ich rutschte tiefer auf meinem Sitz und legte die Hand auf Maxims Knie. Die Stunden verrannen; Meile nach Meile wurde zurückgelegt. Ich starrte wie in einer Art Betäubung auf die Landstraße. Oberst Julyan hinter uns schlief von Zeit zu Zeit ein. Ich drehte mich gelegentlich nach ihm um und sah ihn mit offenem Mund auf dem Polster ruhen. Der grüne Wagen hielt sich dicht in unserer Nähe; manchmal schoß er an uns vorbei, manchmal blieb er zurück, aber er blieb immer in Sicht.
    Um ein Uhr hielten wir an, um in einem dieser altmodischen Gasthäuser kleiner Provinzstädte zu Mittag zu essen. Oberst Julyan kämpfte sich durch das ganze Menü durch, fing mit Suppe und Fisch an und hörte mit Roastbeef und Yorkshirepudding auf. Maxim und ich nahmen nur etwas kalten Braten und eine Tasse Kaffee.
    Halb und halb hatte ich erwartet, Favell in den Speisesaal kommen und sich an unseren Tisch setzen zu sehen.
    Aber als wir wieder hinaustraten, erblickte ich seinen Wagen vor einem Café auf der anderen Straßenseite. Er mußte uns vom Fenster aus beobachtet haben, denn keine drei Minuten später kam er wieder an uns vorbeigesaust.
    Gegen drei erreichten wir die Vororte von London. Jetzt erst begann ich müde zu werden; der Lärm des Großstadt-verkehrs machte mich schwindlig. Und es war heiß in London. Die Straßen flimmerten und glänzten in der Augusthitze, und die Blätter hingen

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