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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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Eßzimmerfenster würden die vollen Knospen der weißen Magnolie sich langsam entfalten.
    Nichts würde Manderley je etwas anhaben können. Eingebettet in seine Rasenflächen, von seinem Wald umgeben, würde es für al-le Zeiten hier stehen, ein Märchenschloß, geborgen und unvergänglich, während unten das Meer gegen den Strand brandete und verebbte und wieder heranflutete.
    Maxim schlief noch, und ich weckte ihn nicht. Der Tag, der vor uns lag, würde lang und anstrengend sein. Die Landstraße und die Telegraphenpfähle, die Eintönigkeit der flachen Landschaft und dann die schwierige Einfahrt nach London. Wir wußten nicht, was uns am Ende der Fahrt erwartete. Die Zukunft lag im Dunkeln. Irgendwo im Norden von London lebte ein Mensch namens Baker, der nie von uns gehört hatte und der doch unser Glück in seiner Hand hielt. Bald würde auch er aufwachen und sich räkelnd und gähnend auf den neuen Tag vorbereiten. Ich ging ins Badezimmer und ließ mir ein Bad ein. Ich hatte wieder bei jedem Schritt und bei jedem Handgriff die gleiche Empfindung von Bedeutsamkeit wie gestern abend, als ich Robert beim Aufräumen zusah. Früher hatte ich dies alles automatisch getan, aber als ich an diesem Morgen den Schwamm ins Wasser warf, das gewärmte Hand-tuch über den Stuhl hängte und in die Wanne stieg, erlebte ich jede Einzelheit mit vollem Bewußtsein. Jeder Augenblick war etwas Kostbares, weil er das Wesen der
    Unwiederbringlichkeit in sich barg. Als ich wieder im Schlafzimmer war und mich anzuziehen begann, vernahm ich leise Schritte, die vor der Tür anhielten, und dann wurde der Schlüssel sachte umgedreht. Ein paar Sekunden darauf war alles still, und die Schritte entfernten sich wieder.
    Mrs. Danvers hatte nicht vergessen. Ich hatte dasselbe Geräusch gestern abend gehört, kurz nachdem wir das Schlafzimmer betreten hatten. Sie hatte nicht angeklopft und sich bemerkbar gemacht, nur die leisen Schritte und das Geräusch des Schlüssels waren zu hören gewesen. Es brachte mich in die Wirklichkeit zurück und mahnte mich an meine Pflicht, dem Schicksal mutig die Stirn zu bieten.
    Als ich mich angekleidet hatte, ließ ich das Bad für Maxim ein. Gleich darauf kam auch Clarice mit dem Tee. Ich weckte Maxim. Er starrte mich zuerst wie ein verschlafenes Kind an, und dann zog er mich an sich. Wir tranken unseren Tee. Und während er badete, fing ich an, meinen kleinen Handkoffer zu packen. Wir mußten ja damit rechnen, längere Zeit in London aufgehalten zu werden. Ich packte die Bürsten, die Maxim mir geschenkt hatte, ein Nachthemd, meinen Morgenrock und die Pantoffeln und auch noch ein zweites Kleid und ein zweites Paar Schuhe ein. Mein kleiner Koffer kam mir ganz fremd vor, als ich ihn aus dem Schrank holte. Es schien mir so lange her zu sein, seit ich ihn zum letztenmal benutzt hatte, und doch waren es nur vier Monate. Das Kreidezeichen der französischen Zollabfertigung war noch deutlich sichtbar.
    Mein Schlafzimmer fing an, wie alle Zimmer auszusehen, deren Bewohner verreisen wollen.
    Der Frisiertisch war ohne die Bürsten ganz kahl. Auf dem Boden lag Seidenpapier und ein Kofferschildchen. Die Betten, in denen wir geschlafen hatten, wirkten fremd und verlassen.
    Im Badezimmer hatten wir die Handtücher achtlos auf den Boden geworfen. Die
    Wandschränke gähnten mit offenen Türen.
    Ich setzte mir bereits den Hut auf, um nicht noch einmal nach oben gehen zu müssen, und ergriff Handtasche, Handschuhe und Köfferchen. Ich sah mich noch einmal im Zimmer um, ob ich auch nichts vergessen hätte. Die Sonne brach durch den Nebel und zeichnete Lichtkringel auf den Teppich. Als ich den Korridor entlangging, hatte ich plötzlich ein unerklärliches Gefühl, daß ich noch einmal zurückgehen müsse. Ohne zu überlegen, kehrte ich um und starrte noch einmal auf die leeren Betten, den offenen Schrank und die Teetassen auf dem Nachttisch. Das Bild grub sich mir unauslöschlich für immer ein, und ich fragte mich, warum es mich so bewegte und traurig stimmte, als ob diese leblosen Dinge mich nicht fortgehen lassen wollten.
    Dann wandte ich mich um und ging zum Frühstück hinunter. Es war kalt im Eßzimmer; die Sonne hatte das Fenster noch nicht erreicht, und ich war dankbar für den heißen, bitteren Kaffee und den würzigen, gebratenen Schinken. Maxim und ich aßen schweigend. Hin und wieder blickte er auf seine Uhr. Ich hörte Robert das Handgepäck hinaustragen und gleich darauf den Wagen vorfahren.
    Ich trat auf die

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