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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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selbstverständlich nicht.» Er zögerte einen Augenblick. «Gute Nacht!» sagte er dann.
    «Gute Nacht!»
    Als er gegangen war, kam Maxim zu mir herüber. Ich streckte ihm die Arme entgegen, und er kam zu mir wie ein Kind. Ich schlang meine Arme um ihn und hielt ihn ganz fest. Lange Zeit sprachen wir kein Wort. Ich hielt ihn und streichelte ihn wie ein Kind, das sich weh getan hat und zu mir geflüchtet war, um sich von mir trösten zu lassen.
    «Ich will morgen neben dir sitzen», sagte er, «wenn wir nach London fahren.»
    «Ja», sagte ich.
    «Julyan wird nichts dagegen haben.»
    «Nein», sagte ich.
    «Morgen nacht haben wir auch für uns», sagte er. «Ein Tag verstreicht bestimmt, bevor sie sich völlig sicher sein können.»
    «Ja», sagte ich.
    «Heutzutage ist es nicht mehr so streng», sagte er. «Man kann Besuche empfangen, und es wird eine lange Zeit dauern. Ich will versuchen, Hastings zu bekommen. Er ist der Beste.
    Hastings oder Birkett. Hastings kannte meinen Vater sehr gut.»
    «Ja», sagte ich.
    «Ich werde ihm die Wahrheit erzählen müssen», sagte er. «Das erleichtert ihnen die Arbeit.
    Dann wissen sie, woran sie sind.»
    «Ja», sagte ich.
    Die Tür öffnete sich, und Frith trat ins Zimmer. Ich schob Maxim von mir, stand auf und strich mir das Haar zurecht.
    «Werden Sie sich heute abend noch umziehen, Madam, oder soll ich das Essen gleich anrichten lassen?»
    «Nein, Frith, wir werden uns heute nicht umziehen.»
    «Sehr wohl, Madam», sagte er.
    Er ließ die Tür offen. Robert kam herein und begann aufzuräumen. Er zog die Vorhänge zu, schüttelte die Kissen auf, zog die Sofadecke glatt und ordnete die Bücher und Zeitungen auf dem Tisch. Dann nahm er das Tablett mit dem Whisky und die gefüllten Aschenbecher mit hinaus. Ich hatte ihn diese Handgriffe wie ein Ritual Abend für Abend ausführen sehen, aber jetzt schienen sie mir ei-ne besondere Bedeutsamkeit angenommen zu haben, als sollte sich mir die Erinnerung daran für immer einprägen, damit ich noch viele Jahre später sagen konnte: «Ja, ich erinnere mich genau an diesen Augenblick.»
    Dann kam Frith wieder und meldete, das Essen sei angerichtet.
    Ich erinnere mich noch an jede Einzelheit dieses Abends: an die eiskalte Bouillon in Tassen, an die gebratene Scholle und an den zarten Lammrücken. Und ich erinnere mich daran, daß es hinterher Caramelpudding und Roquefort gab.
    In den silbernen Leuchtern steckten neue Kerzen, schlank und weiß und groß. Auch im Eßzimmer waren die Vorhänge zugezogen worden, um den dunklen Abend auszusperren. Es kam mir merkwürdig vor, hier am Tisch zu sitzen und nicht auf den Rasen hinauszusehen. Es war, als ob damit der Herbst angefangen hätte.
    Als wir in der Bibliothek beim Kaffee saßen, läutete das Telephon. Diesmal ging ich an den Apparat. Ich hörte Beatrices Stimme: «Bist du das?» sagte sie. «Ich habe euch schon den ganzen Abend zu erreichen versucht. Aber es war immer besetzt.»
    «Das tut mir leid», sagte ich.
    «Wir haben gerade die Abendzeitungen gelesen», sagte sie. «Und der Befund hat uns einen mächtigen Schock gegeben. Was sagt denn Maxim dazu?»
    «Ich glaube, es ist für uns alle ein Schock gewesen.»
    «Aber, meine Liebe, die ganze Angelegenheit ist ja auch grotesk. Warum sollte ausgerechnet Rebecca Selbstmord begangen haben? Sie war bestimmt der letzte Mensch, der das getan hätte. Da scheint mir ein großer Irrtum vorzuliegen.»
    «Ich weiß nicht», sagte ich.
    «Was sagt Maxim dazu, wo steckt er denn?»
    «Wir haben sehr viele Leute hier gehabt, und Maxim ist sehr müde. Morgen früh fahren wir nach London.»
    «Warum denn das?»
    «Das kann ich dir am Telephon nicht gut sagen; es hat noch mit der Gerichtsverhandlung zu tun.»
    «Ihr solltet versuchen, die Presseberichte darüber zu unterdrücken», sagte sie. «Es ist ja einfach lächerlich, wirklich lächerlich. Und es kann Maxim ja doch nur schaden.»
    «Ja», sagte ich.
    «Kann Oberst Julyan denn nichts tun? Er ist doch schließlich der Polizeirichter. Wozu ist er denn sonst da? Der alte Horridge ist ja wohl ganz von Gott verlassen gewesen. Was soll denn ihr Beweggrund gewesen sein? Ich hab in meinem Leben noch nie so etwas Idiotisches gehört. Man müßte sich mal diesen Tabb vorknöpfen. Woher will er denn wissen, daß diese Löcher absichtlich gemacht wurden. Giles meint, es wären die Felsen gewesen.»
    «Das Gericht scheint eben anderer Ansicht zu sein.»
    «Ich wünschte, ich hätte dabei sein können», sagte

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