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Rebecka Martinsson 04 - Bis dein Zorn sich legt

Rebecka Martinsson 04 - Bis dein Zorn sich legt

Titel: Rebecka Martinsson 04 - Bis dein Zorn sich legt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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Schreibtisch geblieben ist, obwohl ich gekommen bin. Und jetzt das hier. Sie erweist dir wirklich großen Respekt. Eigentlich ist sie der totale ›Einmannshund‹. Das hier ist sehr ungewöhnlich.«
    »Ich mag Hunde«, sagte Rebecka.
    Sie sah ihm in die Augen. Wich seinem Blick nicht aus. Er sah zurück.
    »Viele mögen Hunde«, sagte er. »Aber Hunde scheinen auch dich zu mögen. Willst du dir bald einen anschaffen?«
    »Vielleicht«, sagte sie. »Aber ich hab immer noch die Hunde meiner Kindheit im Kopf. Schwer, solche klugen alten Jagdhunde zu finden. Ich jage selbst ja auch nicht. Ich will einen Hund, der im Winter im Dorf frei herumläuft, aber das dürfen sie doch nicht mehr. Als ich klein war, durften sie das noch. Sie haben alles verstanden. Und haben auf den Stoppelfeldern Wühlmäuse gejagt.«
    »So eine hier?«, fragte er und schaute zu Tintin hinüber. »Wäre das nichts für dich?«
    »Sicher. Sie ist doch wunderbar.«
    Einige lange Sekunden verstrichen. Tintin setzte sich zwischen sie und ließ ihren Blick hin- und herwandern.
    »Also«, sagte Rebecka endlich. »Ihr habt ihn nicht gefunden.«
    »Nein, aber das wusste ich schon vorher.«
    »Wie konntest du das wissen? Was soll das heißen?«
    Krister Eriksson schaute aus dem Fenster. Sonne an einem hellblauen Himmel. Brachte die Eiskruste auf dem Schnee zum Schmelzen. Die Eiszapfen hingen in schönen Reihen an den Dachrinnen und tropften. Die Bäume schmerzten vor Frühling.
    »Ich weiß nicht«, sagte er. »Manchmal spüre ich das einfach. Manchmal kann ich wissen, noch ehe sie losbellt, ob sie etwas finden wird. Oder wie jetzt, dass wir nichts finden werden. Wenn ich … wie soll ich das erklären … offen bin, das ist vielleicht das richtige Wort. Ein Mensch ist etwas Wichtiges. Wir sind größer, als wir begreifen. Und Mutter Erde ist kein toter Stein. Auch sie lebt. Wenn ein toter Mensch in der Natur liegt. Ja, dann ist das an Ort und Stelle zu spüren. Die Bäume vibrieren von diesem Wissen. Die Steine wissen es. Das Gras. Es hat einen Einfluss. Und wir können das in uns aufnehmen, wenn wir nur …«
    Er beendete seinen Satz mit einem Schulterzucken.
    »Wie Leute, die mit einer Wünschelrute Wasser suchen«, sagte Rebecka und merkte, wie ungeschickt sich das anhörte. »Dieses Teil brauchen sie im Grunde gar nicht. Sie haben alles in sich.«
    »Ja«, sagte er leise. »So ungefähr, vielleicht.«
    Er musterte sie forschend, fand, sie sah aus, als ob sie etwas auf dem Herzen hätte.
    »Was ist los?«, fragte er.
    »Dieses Mädchen, das sie da gefunden haben«, sagte Rebecka. »Ich habe von ihr geträumt.«
    »Ja?«
    »Ach, das war nicht wichtig. Jetzt fahre ich nach Hause. Soll ich euch mitnehmen?«
    »Nein, aber vielen Dank jedenfalls. Ich warte auf einen Kumpel, der hilft mir mit meinem Wagen. Du hast also Wilma gesehen?«
    »Ich habe von ihr geträumt.«
    »Und was glaubst du, was sie wollte?«
    »Es war ein Traum«, wiederholte Rebecka. »Heißt es nicht, dass alle Menschen, die uns im Traum begegnen, wir selbst sind?«
    Krister Eriksson lächelte.
    »Tschüss«, sagte er nur.
    Und verschwand mit dem Hund.
    Anna-Maria Mella fuhr allein zum sechzig Kilometer südöstlich von Kiruna gelegenen Piilijärvi. Der Schnee war von der Straße verschwunden. Nur mitten auf der Fahrbahn war noch ein Eisbuckel zu sehen. Anna-Maria Mella war auf dem Weg zu Anni Autio, Wilmas Urgroßmutter, um ihr zu erzählen, dass sie Wilma gefunden hatten, dass sie tot war. Es wäre schön gewesen, wenn Sven-Erik bei ihr gewesen wäre, aber so war das nun eben. Er konnte ihr die tödlichen Schüsse in Regla nicht verzeihen.
    »Und was kann ich verdammt noch mal daran ändern?«, fragte Anna-Maria laut. »Da muss er eben bald in Pension gehen, dann ist er mich los. Dann kann er bei Airi und ihren Katzen zu Hause sitzen.«
    Aber er machte ihr zu schaffen. Das merkte sie. Sie war daran gewöhnt, mit allen Kollegen zu reden und zu scherzen. Früher war es immer schön gewesen, zur Arbeit zu kommen. Jetzt war es …
    »Nicht mehr so verdammt schön«, sagte sie laut und bog auf die schmale, kurvenreiche Landstraße ab, die von der E 10 in das Dorf führte.
    Und es wurde auch nicht besser. In letzter Zeit fragte sie die anderen schon gar nicht mehr, ob sie mit zum Mittagessen kommen wollten. Immer häufiger fuhr sie in der Mittagspause nach Hause und verschlang in ihrer Einsamkeit Dickmilch mit Müsli. Sie hatte angefangen, Robert von der Arbeit aus anzurufen. Mitten am Tag. Um

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