Rebel Force 06 - Der Aufstand
sondern auch bei der Warnung seiner Freunde. Er hätte niemals versuchen dürfen, Soresh auszutricksen. Wer wusste, wie viele Gefangene inzwischen wegen seiner Überheblichkeit ihr Leben verloren hatten?
„Sieh mal einer an", sagte eine bekannte Stimme. „Das ist also der berühmte Luke Skywalker. Der Mann, der den Todesstern vernichtete und es mit meinem besten Killer aufnehmen konnte. Ich muss zugeben, ich hatte gedacht, du wärst größer."
Luke bündelte all seine verbliebenen Kräfte und zwang sich auf die Beine, um Soresh direkt in die Augen blicken zu können. Die Ketten waren gerade lang genug, um zu stehen. Aber sie waren in die Wand eingelassen, weshalb sie ihn festhielten und verhinderten, dass er Soresh an die Gurgel ging.
„Wo bin ich?", fragte Luke, bemüht, nicht ängstlich zu klingen. „Wo sind meine Freunde?"
Soresh schnalzte mit der Zunge. „Ich glaube, das willst du lieber nicht wissen."
„Was hast du mit ihnen getan?", fragte Luke. Schmerz überkam ihn. Er musste fliehen. Wenn Han und Leia in Schwierigkeiten waren, dann musste er etwas unternehmen. Wenn ihnen irgendetwas zustieß, nur weil sie darauf bestanden hatten, an seiner Seite zu bleiben ...
„Du willst doch nur mich", sagte Luke. „Lass sie gehen, und tu mit mir, was du willst."
„Ich kann mit dir sowieso tun, was ich will", sagte
Soresh kühl. „Ich sehe also keinen Grund, warum ich mich hierauf Verhandlungen einlassen sollte. Und außerdem ist das Schicksal deiner Freunde ohnehin schon besiegelt. Ebenso wie deines."
Luke zerrte an seinen Handschellen und warf sich auf Soresh, aber die Ketten hielten ihn zurück.
„Nur Geduld", sagte Soresh. „Wir beginnen bald, dann wird dir alles klar." Er wandte Luke den Rücken zu und verschwand in der Dunkelheit.
„Womit beginnen?!", rief Luke.
Er bekam keine Antwort. Er wusste noch nicht, wie, aber irgendwie musste er es alleine schaffen.
Konzentration, dachte Luke. Es war ihm schon einmal geglückt, und er wusste, dass es ihm wieder gelingen würde. Doch die Macht zu rufen bedeutete, dass er einen freien Kopf bekommen und alle Gedanken verscheuchen musste. Er musste sich nach innen wenden und sich konzentrieren. Und gerade das fiel ihm unsagbar schwer. Er war zu verzweifelt, machte sich zu viele Sorgen um Leia, Han, Chewbacca und die Gefangenen. Er wusste, dass er sich nicht so verkrampfen durfte. Auf die Macht zuzugreifen bedeutete: loszulassen. Doch je mehr er sich anstrengte, es nicht mehr zu versuchen, desto sinnloser wurde es.
Vergiss alles um dich, dachte er und begann sich einzureden, Ben wäre bei ihm und gäbe ihm Ratschläge. Konzentriere dich auf die Betäubungshandschellen!
Luke starrte die Handschellen eindringlich an. Er prägte sich ihre schwarz schimmernde Oberfläche und die glatte Rundung des Durastahls ein. Er schloss für einen Augenblick die Augen und konzentrierte sich auf den kühlen Druck an seinen Handgelenken. Er stellte sich vor, er könne in die Handschellen hineinsehen, zwischen die miteinander verwobenen Moleküle, die ihn an sein Gefängnis banden. Die Macht durchfloss diese Handschellen, so wie sie alles durchfloss. Und wenn er eine Verbindung zur Macht bekam, dann konnte er vielleicht diese Moleküle dazu bewegen, sich auszudehnen. Nur ein wenig, sodass er seine Hände befreien konnte. Helft mir heraus, flehte er die Handschellen an. Obwohl er sich dabei etwas lächerlich vorkam. Lasst mich frei!
Luke konnte nicht sagen, wie lange er so bewegungslos dagesessen, sich auf die Handschellen konzentriert und versucht hatte, sich aus ihnen zu befreien. Es kam ihm vor wie Stunden, aber genauso gut konnten es nur Minuten gewesen sein. Und dann geschah es. Als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Tief in seinem Innern spürte er, dass er jetzt seine Hände aus den Handschellen ziehen konnte, wenn er es versuchte.
„Bitte", flüsterte er. Dann umfasste er mit der Rechten die Schelle an der linken Hand und zog.
Die Fessel rutschte über sein Handgelenk und über die Hand, blieb jedoch an den Fingerknöcheln stecken. Er zerrte fester und zuckte zusammen, als seine Knochen aneinanderrieben. Seine Hand war rutschig vom Schweiß, doch er weigerte sich aufzugeben. Nur noch ein bisschen weiter, dachte er und versuchte zu spüren, wie die Macht durch sein Handgelenk floss und ihm zur Freiheit verhalf. Er zerrte noch ein letztes Mal mit aller Kraft, und tatsächlich streifte er die Handschelle ab. Die andere glitt problemlos über seine rechte Hand.
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