Rebella - Alpenblues & Huettenflirt
das Geburtstagsgeschenk ihrer Schwestern dachte. Und daran, wie letztens beim gemeinsamen Abendessen die komplette sechsköpfige Familie darüber diskutiert hatte, ob Sara die Pille nehmen sollte oder nicht. Also echt, wo bitte blieb da die Intimsphäre! Als ob das ein Thema für die Familienrunde wäre! Jeder hatte dazu etwas zu sagen gehabt, sogar ihr Bruder! Noch immer sah sie die LeLes vor sich, wie sie auf ihre Eltern einredeten und ihnen erklärten, dass eine Fünfzehnjährige ohne Pille garantiert die nächste minderjährige Schwangerschaft bedeutete und man da ja wohl vorsorgen könnte – ganz so, als ob sie, Sara, nicht mit am Tisch gesessen und kein Recht auf eine eigene Meinung gehabt hätte.
»O Gott, o Gott, und wo bitte bleibt die Romantik?«, rief Theresa theatralisch und holte sie in die Gegenwart zurück.
»Es ist ja wohl kaum romantisch, wenn man jeden anspringt, der einem über den Weg läuft«, fuhr Sara Theresa an. Die war prompt ein wenig sauer und verzog das Gesicht. »Willst du damit sagen, dass ich …?«
»Nein, natürlich nicht«, sagte Sara schnell, obwohl »ja, natürlich « ehrlicher gewesen wäre. »Ich meine doch nur, dass man ja mal ein paar Wochen warten und sich besser kennenlernen kann, bevor es ernst wird.«
»Ach ja? Und in ein paar Wochen sehe ich Toni nie wieder, und wir beide werden nie erfahren, was wir verpasst haben? Schau ihn dir doch mal an, so einen trifft man im Leben nur einmal!«
Tatsächlich stand Toni groß und schön im Gegenlicht und sah Leo und Nele entgegen, die von ihrer Gipfeltour zurückkamen. Zu seinen Füßen saßen Sofia und Jenny und versuchten, mit möglichst vorteilhaften Posituren seine Aufmerksamkeit zu erregen. Viel Zeit hatten sie nicht mehr, denn kaum dass Leo bei ihnen angekommen war, jagte er sie gnadenlos auf die Beine.
Nele schien das nichts auszumachen. »Der Traum«, rief sie schon von Weitem und schwenkte ihre kleine Digicam. »Mein erster Gipfel, schaut mal, Leo hat mich fotografiert. Ich hoffe auf mindestens zwanzig solcher Fotos. Leo meint zwar, das sei schwierig, aber mal sehen.«
Wie Nele wegen so ein bisschen Gipfelkreuz strahlen konnte, war unglaublich. Als hätte jemand eine Kerze in ihrem Inneren angezündet. Pfff, die eine wollte Gipfel erobern, die andere Jungs. Sara kam sich direkt ein wenig ziel- und planlos vor. Sie wollte einfach nur mit ihren Freundinnen Spaß haben, die Strecke schaffen, sonst nichts. Und endlich Ruhe haben vor dem ständigen Sex-Kram und ihren Geschwistern natürlich. Gott sei Dank hatten sie keine Handys dabei. Sonst hätte sie bestimmt täglich nervige SMS erhalten.
Als Eric plötzlich neben ihr stand und dabei auf einen Träger ihres nagelneuen Rucksacks getreten war, schreckte Sara von ihren Gedanken auf. »Hey, kannst du mal von meinem Rucksack runtergehen?«, motzte sie ihn an, doch er ließ nur weiter seinen Blick interessiert zwischen Leo und Nele hin und her schießen, trat wortlos zur Seite und gab den Riemen frei.
Was war denn mit dem los?, fragte sich Sara. Normalerweise hätte er ihr jetzt mit einem saftigen Kommentar zu verstehen gegeben, dass er seinen Fuß hinsetzen konnte, wo immer er wollte. So in der Art von »Brauchst du ein high five? Ins Gesicht? Mit der Faust? Oder wo ist dein Problem?«.
Aber nein, er glotzte nur und sah dabei aus, als wäre ihm die heilige Madonna begegnet und er hätte in dieser Sekunde den Sinn des Lebens entdeckt. Wie er Nele angaffte! Saras Freundin Nele, wohlgemerkt, mit der sie zwei vergnügte Wochen verbringen wollte – ohne irgendwelchen Jungskram, einfach so! Ihre Nele, die garantiert nichts von so einem Typen wie Eric wissen wollte, verdammt noch mal! Es fehlte nicht viel und Sara hätte ihm die letzten Worte ins Gesicht geschrien. Weil sie jetzt doch ziemlich genervt war und sie sich ihren ersten Tag überhaupt ganz anders vorgestellt hatte.
Während sie weitergingen, hielt Frau Neuhaus einen Vortrag über die Benediktinerwand, die sich vor ihnen auftürmte. »Hoffentlich gibt es gleich einen ordentlichen Anstieg«, meinte Theresa, »dann geht ihr die Puste aus und wir müssen nicht mehr diesen langweiligen Mist ertragen.«
Theresa war ein wenig ungehalten, da sie schon eine ganze Weile einen Grat entlangbalancierten, auf dem man unmöglich nebeneinandergehen konnte. Sie musste sich damit begnügen, entweder Toni von hinten anzuhimmeln oder vor ihm zu gehen und ihm ihre Kehrseite so attraktiv wie möglich zu präsentieren. Dabei kam ihr
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