Rebella - Verliebt oder was?
McNuggets
habe ich trotzdem nicht stehen lassen. Hatte ich dann
überhaupt schon mal richtig Liebeskummer?
Und jetzt?, frage ich mich. Heißt das, ich bin gar nicht verliebt?
Punkt sechs passt absolut. Wenn jemand ständig über alles
nachgrübelt, dann bin ich es.
»Marie! Du chattest doch nicht etwa?!«
Schnell klicke ich die Seite weg. Mist, jetzt weiß ich noch
immer nicht, was bei dem Test rauskommt!
Ich drehe mich wie ertappt um und sehe Lynn im Türrahmen
stehen. »Mann! Ich dachte, es wäre meine Mutter!« Ich
schlage mir die Hand aufs Herz. »Mach das nie wieder!«
Lynn sieht mich grinsend an. Sie hat ihre roten Haare
locker hochgesteckt und auf ihren Lippen liegt ein leicht
schimmerndes Lipgloss.
»Du siehst aus, als hättest du für heute Abend wilde Pläne«,
sage ich.
»Wir!«, antwortet Lynn, während sie meinen Kleiderschrank
aufreißt und ein schwarzes Spitzentop herausnimmt.
»
Wir
haben wilde Pläne für heute Abend. Ist es okay, wenn
ich mir das von dir leihe?«
»Wir?«, frage ich. »Wieso?«
Mit einem Ruck zieht sich Lynn ihren Pulli aus.
»Ich hab gerade mit Jasper gechattet und der fragte, ob wir
heute Abend auch zu Tim kommen. Er hat sturmfrei, deshalb.
«
»Seine Eltern sind schon wieder weg? Wo sind die denn die
ganze Zeit?«
Lynn zuckt mit den Schultern. »Ich hab gehört, sie haben
so eine Art zweite Verliebtheit. Plötzlich unternehmen sie
lauter Sachen gemeinsam, ohne Tim.«
Ich bekomme eine Gänsehaut. Verliebte Eltern stelle ich
mir noch schlimmer vor als Eltern, die versuchen, einen auf
Kumpel zu machen, so wie meine.
»Komm, los!« Lynn hat das Top übergezogen und zupft es
zurecht. »Ich habe deiner Mutter schon Bescheid gesagt, aber
ich glaube, sie ist nicht sonderlich begeistert.«
»Wundert dich das?«, erwidere ich. »Es ist Montag. Nie im
Leben lässt sie mich heute Abend ausgehen.«
»Es ist nicht Montag, es sind Ferien!« Lynn zieht mich vom
Bett. »Und jetzt hau rein, du hast nur noch zwei Stunden, um
dich fertig zu machen.«
Blitzschnell stelle ich mir sämtliche Outfits vor. Will ich
lässig aussehen, mit dunkelblauer Jeans, engem weißen Shirt
und Sneakers? Oder bin ich dann neben Lynn zu sehr
girl-next-door?
Zu lässig möchte ich auch wieder nicht wirken.
»Übrigens …«, sagt Lynn mit ihrer unschuldigsten Miene. »Ich habe aus zuverlässiger Quelle erfahren, dass Raoul heute
Abend auch kommt.«
Ich kann nichts dagegen tun, dass sich mein Bauch wieder
verkrampft. Raoul! Meine Mutter muss mich heute Abend
einfach gehen lassen!
»Bist du sicher? Woher weißt du das? Hat Jasper das
gesagt?«
Lynn lacht laut. »Etwas weniger Verzweiflung reicht auch.
Ja, Jasper fragte, ob du heute Abend dabei bist. Weil Raoul
kommt. Das hat er mit so einem Smiley dahinter gefragt.«
In meinem Bauch kribbelt es seltsam. »Wissen schon alle
von uns?«
Ich hasse es, wenn Leute über mich reden.
Lynn zuckt mit den Schultern. »Scheißegal, oder? Kümmer
dich jetzt lieber um deine Mutter. Du musst heute Abend
einfach dabei sein.«
Meine Mutter steht unten in der Küche und rührt in einer
Suppe. Sorgfältig wirft sie eine Handvoll Gemüse in den Topf, vermengt alles kurz miteinander und gibt dann das
restliche Gemüse hinzu.
»Sag mal, Mam«, fange ich an, »Lynn fragte, ob ich Lust
habe, heute Abend mit zu ein paar Freunden zu gehen.«
»Warst du nicht am Samstag auch schon auf einer Fete?«,
erwidert meine Mutter und klopft die Suppenkelle am Topfrand
ab.
Im Kopf zähle ich bis zehn. Jetzt nicht patzig werden, das
geht nur nach hinten los.
»Das heute Abend ist keine richtige Party. Ich verspreche,
dass ich rechtzeitig zu Hause bin.«
»Zehn Uhr«, sagt meine Mutter.
Warum macht sie das bloß? Wenn ich um zehn Uhr zu
Hause sein muss, brauche ich gar nicht erst hinzufahren.
Dann geht es doch gerade erst los, ist das so schwer zu verstehen?
»Wenn ich verspreche, mit mehreren nach Hause zu radeln,
darf ich dann bis zwölf?«
»Und mit ›mehreren‹ meinst du Lynn?«
Meine Mutter sieht mich mit zusammengekniffenen Augen
an, während sie die Suppe abschmeckt.
»Ma-ham!«
»Ma-rie-hi!«, äfft meine Mutter mich nach und zieht ein
seltsames Gesicht.
Ich kann nichts dafür, aber ich muss lachen. Sie hat recht.
Ich klinge wie ein kleines Kind mit meinem ›Ma-ham‹. Als
ob ich meine Mutter damit rumkriegen würde.
»Ich verspreche, mit mehreren nach Hause zu fahren«,
sage ich noch mal. »Halb zwölf, okay?«
»Elf Uhr. Und wehe dir, wenn es eine Minute nach
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