Rebellin der Liebe
daran gewöhnt, dass jeder ihm gehorchte, dass er von seinem spontanen Wunsch, ihr zu ihrem Mut zu gratulieren, überrascht gewesen war.
Er hätte tatsächlich seinem Kriegerinstinkt folgen und zu ihrer ersten Begegnung in voller Rüstung erscheinen sollen - mit einem Helm, um sich gegen ihre Schönheit abzuschirmen, und einem Brustpanzer als Schutzschild für sein Herz.
Er fuhr sich mit den Händen durch das Haar. »Ich habe darauf vertraut, dass Ihr eine Frau für mich finden würdet, die mich nicht in Versuchung führt, und Ihr bringt mir ein Weib, das mich an nichts anderes mehr denken lässt. Wie lange meint Ihr, wird es dauern, bis ihr Körper meinen Samen trägt? Vierzehn Tage? Eine Woche? Eine Nacht?«
Hollis’ Miene hellte sich auf. »Vielleicht solltet Ihr ein Keuschheitsgelübde ablegen. Ich habe keinen Zweifel daran, dass Gott dieses Opfer sehr beeindruckend finden würde, wesentlich beeindruckender, als hättet Ihr irgendein stämmiges, bärtiges Fischweib geehelicht.«
Bannor stützte beide Hände auf der Tischplatte ab und beugte sich drohend vor. »Falls Euch daran gelegen ist, Eure Zunge zu behalten, solltet Ihr vielleicht ein Schweigegelübde in Erwägung ziehen.«
Hollis klappte den Mund hastig zu.
Bannor richtete sich wieder auf und schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, es gibt nur eine Möglichkeit, das Unglück abzuwenden, das Ihr heraufbeschworen habt.« Er ging zur Tür, aber öffnete sie erst, nachdem er aus dem Fenster gespäht und festgestellt hatte, dass seine Brut anscheinend zu Bett gegangen war.
»Wo wollt Ihr hin?«
»Ich werde meine Braut darüber informieren, dass Euch ein schrecklicher Fehler unterlaufen ist. Ich werde ihr sagen, dass wir Edward um die Annullierung der Ehe bitten müssen, ehe sie vollzogen werden kann.«
Hollis erhob sich von seinem Stuhl und richtete sich zu seiner ganzen Größe auf. »Der Gedanke ist mir unerträglich, dass sie zu einem derart elenden Leben, wie sie es bisher zu führen gezwungen war, zurückkehren soll. Falls Ihr sie nicht wollt, nehme ich sie zu meiner rechtmäßigen Frau.«
Bannor versuchte sich vorzustellen, wie Hollis die cremig weiche Haut seiner Braut streichelte, wie er mit den Fingern durch ihre dichten rabenschwarzen Haare fuhr, wie er ihre köstliche Oberlippe mit seinem Schnurrbart kitzelte. Anscheinend sah er während dieser Überlegung ziemlich missgelaunt aus, denn sein Verwalter trat furchtsam einen Schritt zurück.
»Ich weiß Euer nobles Angebot zu schätzen, Hollis, aber ein solches Opfer wäre eindeutig zu viel verlangt.« Der Sarkasmus in seiner Stimme machte ehrlichem Bedauern Platz. »Falls Lady Willow nach der Annullierung unserer Ehe nicht in den Haushalt ihres Vaters zurückkehren will, eskortiere ich sie zu den Schwestern in der Wayborneschen Abtei. Das ist der einzig angemessene Ort für eine solche Frau.«
Es schmerzte Bannor, sich vorzustellen, dass eine begehrenswerte Frau wie Willow ihr Leben frommer Tugend opferte, aber es erschien ihm immer noch besser, als dass ein anderer sie bekam.
Als er sich zum Gehen wandte, fragte Hollis leise: »Wart nicht Ihr derjenige, der gesagt hat, die Frau, mit der ich nach Elsinore zurückkäme, würde in den Augen Gottes Eure Gattin sein?«
Bannor zögerte, denn der Tadel seines Freundes drang wie ein winziger, Schmach bringender Pfeil durch den Panzer seiner Entschlossenheit. »Dann kann ich wohl nur beten, dass er mir das, was ich jetzt tun werde, verzeihen wird.«
Willow hätte nie gedacht, dass sie jemals Harolds Jammern oder Beatrix’ herrischen Befehlston vermissen würde. Aber als sie sich in ihrem Schlafzimmer umschaute, fehlte ihr tatsächlich der gewohnte Lärm. Früher hatte sie sich nach Stille und Einsamkeit, nach wenigen kostbaren Momenten zum Denken und Träumen gesehnt, doch nun, da sie endlich einmal vollkommen allein war, wagte sie weder das eine noch das andere.
Ein vorsichtiger Blick hinter die Bettvorhänge verstärkte ihre Ängste noch. Der zurückgeschlagene Zobelpelz und das mit den Blütenblättern samtiger Rosen bestreute Leintuch bestätigten ihren dunklen Verdacht, dass Lord Bannor keine Zeit verlieren wollte, bis sie von ihm schwanger war.
Nachdem sie ihren Umhang abgeschüttelt hatte, hob sie die Leinenserviette von dem silbernen Teller auf dem Tisch, nahm die noch warme, duftende Fleischpastete in die Hand, nagte an der herzhaften Kruste und wanderte in Richtung eines hinter einem Vorhang verborgenen Alkovens, wo sie keinen
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