Rebellin der Liebe
Angesichts des Vs dunkler Brusthaare, das aus dem Ausschnitt seines Hemdes quoll, und seiner in die Hüfte gestemmten Hände hätte man beinahe glauben können, dass er ein verruchter Hexenmeister war. Willow hatte immer gedacht, blaue Augen wäre seelenlos und kalt, aber in den Augen dieses Mannes blitzte heiße Leidenschaft, und seine rabenschwarzen Brauen türmten sich wie bedrohliche Gewitterwolken über ihnen auf.
»Gütiger Himmel, Frau!«, donnerte er denn auch erbost. »Wessen Genick habt Ihr versucht zu brechen, meins oder Euer eigenes?«
Ohne ihn anzusehen, schob Willow ihre Hand von ihrem Bauch hinauf zu ihrer Brust. »Verzeiht, Mylord. Ihr habt mich einfach überrascht.«
Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Nicht halb so wie Ihr mich. Wohin wolltet Ihr so schnell? Brennt vielleicht der Turm?« Er kniff die Augen zusammen. »Oder hat mein ungezogener Sohn eine Stinkbombe durch das Fallrohr der Toilette geworfen?«
Da es ihr peinlich war zuzugeben, dass sie vor nichts weiter als einer weichen Matratze und einem Nest weicher Rosenblätter geflüchtet war, schüttelte Willow den Kopf. »Ich habe die Angewohnheit, abends immer noch ein wenig an die frische Luft zu gehen. Ich wollte einfach einen... einen Spaziergang auf der Brustwehr machen.
Er zog seine linke Braue hoch. »Ohne Euren Umhang?«
»Wie dumm von mir«, antwortete Willow und sah eine Möglichkeit zur Flucht. »Am besten hole ich ihn noch.«
Sie wandte sich eilig zum Gehen, aber Bannor folgte ihr, wobei seine Gesten verrieten, dass er es sich nicht noch einmal gefallen lassen würde, schlüge sie eine Tür vor seiner Nase zu.
Als Willow ihm, wenn auch widerwillig, Einlass gewährte, traten sie beide auf den zu Boden gefallen Zobelpelz. Die Hälfte der Bettvorhänge war von den Stangen gerissen, sodass man das zerwühlte Laken und die wild verstreuten Blüten deutlich sah.
Bannor schlenderte in Richtung des Bettes, zupfte eine vorwitzige weiße Gänsefeder aus einem Kissen und hielt sie in die Luft. »Wäre ich von Natur aus eifersüchtig, würde ich jetzt wahrscheinlich unter das Bett gucken, ob dort nicht einer meiner Ritter liegt.«
»Ich habe ein kurzes Nickerchen gemacht«, log Willow verzweifelt. »Und ich wälze mich, wenn ich schlafe, sehr oft hin und her.«
»So sicht es aus.« Er ging in die Hocke, hob eins der Blütenblätter auf und schüttelte den Kopf. »Daran war sicher mal wieder Fiona schuld. Wenn sie nicht gerade Glucke für eins der Küken spielt, gibt sich die Frau einem geradezu schamlosen Hang zur Romantik hin.«
»Eine Leidenschaft, die Ihr nicht teilt?«
Das Blütenblatt segelte auf den Boden zurück, als er sich aufrichtete. »Ich bin ein Krieger, Mylady, kein altes, sentimentales Weib.«
Unter seinem direkten Blick zuckte ein weiterer Blitz durch Willows Bauch. Oder besser gesagt war es ein Gefühl, als ob ein ganzer Schwarm von Schmetterlingen gleichzeitig mit den Flügeln schlüge.
Verlegen tastete Willow zwischen den auf dem Bett verteilten Kissen herum. »Ich war mir sicher, dass mein Umhang irgendwo hier liegt.«
Bannor runzelte die Stirn. Ihm blieb nicht verborgen, dass sich Willow weigerte, ihm ins Gesicht zu sehen. Bei ihrer Ankunft hatte sie keine derartige Schüchternheit gezeigt. Vielleicht bedauerte sie die kühne Abfuhr, die sie ihm erteilt hatte, und fürchtete sich vor seinem Zorn.
Als sie ihn das nächste Mal verstohlen von der Seite musterte, lehnte er an einem der Bettpfosten und sah sie mit seinem jungenhaften Lächeln an, von dem er wusste, dass es selbst der schüchternsten Jungfrau ihre Ängste nahm.
Bei Willow jedoch bewirkte sein Lächeln das genaue Gegenteil. Sie wurde kreidebleich und senkte stirnrunzelnd die Lider. Verwundert nahm Bannor sie am Kinn und zwang sie sanft, ihn endlich einmal gerade anzusehen. Hätte sie nicht eilig die Augen zugekniffen, hätte er vielleicht der Versuchung widerstehen können, mit dem Daumen über ihre samtige Unterlippe zu fahren.
»Weshalb zittert Ihr so, Mylady?«, murmelte er ein-schmeichelnd. »Habe ich ein derart grausiges Äußeres, dass es Euch bereits von Ferne zurücktaumeln lässt?«
Sie riss die Augen auf, und Bannor stellte dankbar fest, dass das, was in ihren Tiefen glitzerte, nicht Furcht war, sondern Trotz. »Vielleicht laufe ich einfach Gefahr, dem Zauber Eurer Legende zu verfallen«, antwortete sie beinahe erbost. »Erst hat mir Eure Dienerin von Eurer eher schauerlichen Angewohnheit erzählt, Männern mit einer Hand die
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