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Rebellin der Liebe

Titel: Rebellin der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Nachttopf, sondern eine dekadent luxuriöse Toilette fand. Rings um den einer Königin würdigen, mit einem Holzsitz versehenen Thron war frisches Stroh gestreut. Am liebsten hätte sie wie ein kleines Kind in Erwartung eines Echos laut hallo in das dunkle Loch geschrien.
    An der Wand gegenüber dem Bett stand ein reich verzierter Kleiderschrank. Willow schluckte den letzten Bissen der Pastete herunter und trat vor das beeindruckende Möbelstück. Der in die Türen geschnitzte, auf den Hinterbeinen stehende, röhrende Hirsch schien sie geradezu lüstern anzusehen, und sein mächtiges Geweih kam ihr wie eine Warnung für jede Jungfrau vor, die es wagen sollte, die Geheimnisse zu erforschen, die er so wachsam hütete.
    »Es ist ein wahres Wunder, dass Lord Bannor nicht gleich einen brünstigen Hirsch als Wappentier genommen hat«, murmelte sie erbost.
    Als sich die Tür des Schrankes knarrend öffnete, machte sie sich halb darauf gefasst, die zu Staub zerfallenen Knochen seiner bisherigen Frauen dort zu sehen. Doch in dem mit Seide ausgelegten Fach lagen einzig ein silberner Kamm und ein aus so feiner Seide gewobenes Nachthemd, dass sie durch zwei Lagen Stoff hindurch immer noch ihre gespreizten Finger sah.
    Es lud einfach dazu ein, dass man es vorsichtig betastete. Aber als Willow das Hemd an ihren Körper hielt, sah sie nicht ihre Hände, die die zarte Seide streichelten, sondern die Hände eines Mannes - dunkel behaart und riesengroß.
    Sie verfluchte sich für ihre allzu lebhafte Phantasie, warf das Nachthemd auf den Boden und stolperte einen Schritt zurück. Dabei stieß sie mit der Ferse gegen eine der Holzdielen und purzelte rücklings auf das Bett, wo die mit Daunen gefüllte Matratze sie gierig verschlang. Die Ledergurte des Rahmens jaulten vor Empörung auf, als sie sich eilig aus Lord Bannors parfümierter Falle zu befreien trachtete.
    Bannor verlangsamte seine Schritte erst, als er den Fuß der Wendeltreppe des Südturms erreicht hatte. Das Entsetzen angesichts der Konfrontation mit seinen Kindern war nichts im Vergleich zu der Panik, die jetzt von ihm Besitz ergriff. Zahllose Male schon hatte er, ohne mit der Wimper zu zucken, dem Tod ins Auge gesehen, aber bei der Aussicht darauf, einer unschuldigen jungen Schönheit wie Willow gegenüberzutreten, schwitzten seine Hände, und sein Herz schlug ihm furchtsam bis zum Hals.
    Er fürchtete sich weniger vor ihr als vielmehr vor sich selbst. Jedes Mal, wenn er während einer kurzen Gefechtspause die Stufen dieser Wendeltreppe erklommen hatte, um eine seiner Frauen in ihrem Schlafgemach zu sehen, hatte sie neun Monate später ein Baby auf die Welt gebracht. So ungern er es sich auch eingestand, schien er in dieser Beziehung genau wie sein Vater zu sein. Kein Herr von Elsinore hatte je eine Frau berühren können, ohne dass sie sofort von ihm schwanger war. Und Bannor fürchtete, dass er, hätte er seine neue Gattin erst einmal berührt, nie mehr damit aufhören könnte.
    Entschlossen, dieser Lady Willow zu erklären, dass seinem Verwalter, wenn auch ohne jede böse Absicht, ein furchtbarer Fehler unterlaufen war, stieg er die Steinstufen hinauf, und hatte gerade den oberen Treppenrand erreicht, als plötzlich krachend die Schlafzimmertür geöffnet wurde und seine Braut herausgeschossen kam.
    Bannor streckte instinktiv die Hände nach ihr aus, wobei er hoffte, dass keiner von ihnen beiden kopfüber die Treppe hinunterfiel. Als er sie fing, hob sie ruckartig den Kopf, und er sah tief in ihre von dunklen Wimpern gerahmten, rauchiggrauen Augen.
    Dass sie überrascht sein würde, hatte er erwartet. Nichts jedoch hatte ihn auf den Schrei gefasst gemacht, der das Blut in seinen Adern gefrieren und ihn unmännlich juchzend rückwärts taumeln ließ.

6
    Das Echo ihres spitzen Schreis noch in den Ohren, befreite sich Willow von dem dunklen Fremden, der ihr Gatte war.
    Noch während sie die Augen abwandte und schützend eine Hand auf ihren Bauch legte, wusste sie, dass sie sich vollkommen lächerlich verhielt. Sie hatte zehn Geschwister. Sie war nicht so dumm zu glauben, dass ein Mann eine Frau schwängern konnte, einfach, indem er ihr tief in die Augen sah. Aber wie sollte sie sich das Kribbeln in ihrem Bauch erklären, das just dann eingesetzt hatte, als sich ihre Blicke begegnet waren?
    Sie sah Bannor verstohlen von der Seite an. Er trug einzig ein über der schmalen Hüfte gegürtetes elfenbeinfarbiges Leinenhemd, eine schwarze Strumpfhose und kalbslederne Halbschuhe.

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