Rebellion der Verlorenen
nebeneinander, und die Computerkonsolen vor ihnen summten. Admiral Ackbar arbeitete an einem weiteren Terminal, daneben andere hochrangige Militärs. Sie waren damit beschäftigt, die X-Flügler aufzuspüren, die Coruscant nach der Instandsetzung bereits verlassen hatten. Admiral Ackbar hatte vorgeschlagen, Offiziere niedrigerer Rangstufen für diese Aufgabe einzusetzen, aber davon wollte Leia nichts wissen. Daß sie den Weggefährten hier vertrauen konnte, wußte sie, aber von den anderen Offizieren kannte sie nicht viele und wußte deshalb auch nicht, ob sie verläßlich waren.
Zu viele Leben standen auf dem Spiel. Sie mußte Gewißheit haben, daß alles richtig gemacht wurde.
Außerdem lenkte sie das wenigstens für den Augenblick von ihrem Zorn auf Meido ab. Über den Mißtrauensantrag würde am nächsten Tag entschieden werden, und Senator Gno wollte, daß sie kämpfte. Und das würde sie: mit einer mobilisierenden Ansprache unmittelbar vor der Abstimmung. Sie konnte sich aus den Tagen der Alten Republik an Abstimmungen über Mißtrauensanträge erinnern. Bei solchen Anträgen wurde oft nach Gefühl abgestimmt. Wenn es ihr gelang, die verbliebenen Senatoren emotional auf ihre Seite zu ziehen, würde sie die Abstimmung überstehen.
Aber im Augenblick mußte sie sich beschäftigen, obwohl sie dabei allem Anschein nach nicht so viel bewirkte, wie das normalerweise der Fall war. Leias Verdruß über Meido wurde von einem Gefühl tiefer Unruhe überlagert. Das Totenkopfgesicht, das sie in der Eingangshalle erneut gesehen hatte, tauchte immer wieder vor ihrem inneren Auge auf, und dabei überkam sie jedesmal eine die tiefsten Gründe ihres Wesens erfassende Angst, als ob Han oder eines der Kinder in ernster Gefahr schwebte. Sie hatte Kontakt mit Anoth aufgenommen, und Winter hatte ihr versichert, daß die Kinder wohlauf waren. Und wenn Man etwas Ernsthaftes zugestoßen wäre, würde sie das wissen.
Wenigstens redete sie sich das ein.
»Frau Präsidentin Organa Solo.« Ein Lieutenant beugte sich über ihre Computerstation. Er sah unglaublich jung aus, und seine Stimme zitterte. Sie hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, daß allein ihre Position andere nervös machte. »Eine Nachricht für Sie. Möchten Sie sie allein entgegennehmen?«
Sie sah sich um. Diese Leute hier waren ihre Freunde. Sie vertraute jedem einzelnen von ihnen voll und hatte keine Geheimnisse vor ihnen. »Nein, ich nehme sie hier entgegen.«
»Ich lasse sie durchstellen. Sie ist holokodiert.« Der junge Lieutenant wandte sich ab.
Wedge blickte auf. Seine Stirn lag in Falten. »Holokodierung. Das habe ich seit dem Imperium kaum mehr gesehen.«
Leia nickte und schob ihren Stuhl zurück. Auf dem Boden zwischen den Stationen war eine freie Stelle. Dort würde das Holo erscheinen.
Plötzlich lief ein Zittern durch die Luft, dann glättete sie sich und wurde zu einer durchsichtigen Wand. »Es kommt aus großer Distanz«, bemerkte Admiral Ackbar.
Leia starrte wie gebannt auf die Stelle am Boden. Das Gefühl der Unruhe, das sie seit der jüngsten Sitzung im Inneren Rat verfolgt hatte, steigerte sich noch.
Schließlich setzten sich die Luftwirbel zu einem Gesicht zusammen.
Leia stöhnte auf. Das bleiche Totenschädelgesicht ihrer Visionen. Seine Augen waren dunkel, endlos tiefe Höhlen, sein Mund ein schmaler schwarzer Strich. Die Wangen waren eingefallen, und die Stirn schimmerte wie entblößter Knochen. Das Gesicht füllte die Mitte des Raums.
»Leia Organa Solo.« Der Mund bewegte sich, als er die
Worte sprach. Dies war keine starre Maske wie jene, die Vader getragen hatte.
»Ich bin Präsidentin Organa Solo«, sagte sie und erhob sich.
Der Antwort ging ein kurzes Schweigen voran. »Mein Name ist Kueller. Ich bin sicher, daß Sie noch nie von mir gehört haben, aber Sie haben meine Präsenz gespürt.«
Ein Schauder lief Leia über den Rücken. Wie konnte er das wissen?
»Sie haben sie gespürt, als ich in einem einzigen Augenblick das gesamte Volk von Pydyr vernichtete, ohne etwas so Plumpes wie einen Todesstern oder einen Sternzerstörer dafür einzusetzen. Ich ziehe elegante, schlichte Waffen vor. Sie nicht auch?«
Leia reckte das Kinn vor. Sie mußte diesem Verrückten ein Bild der Majestät und der Furchtlosigkeit zeigen. »Was wollen Sie?« Sie sprach mit derselben kalten, schneidenden Stimme, mit der sie zu Meido gesprochen hatte.
Wieder eine Pause. Dann lächelte die Totenkopfmaske. »Ihre Aufmerksamkeit, Exzellenz.«
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