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Rebellion des Herzens

Rebellion des Herzens

Titel: Rebellion des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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denen man hier hört?«
    Sie hatte keine Lust, darauf zu antworten. Leute wie ihn hatte sie schon früher getroffen, Leute, die begierig darauf waren, Geschichten aus dem »Wilden« Westen zu hören, sich jedoch niemals selbst dorthin wagen würden. Und das, obwohl mit dem Vorrücken neuer Eisenbahnlinien überall große, blühende Städte aus dem Erdboden schossen. Auch die Gold- und Silberstädte, die mit jedem neuen, glücklichen Fund entstanden und vergingen, und die vielen kleinen Viehmärkte, die alle nur wenige Tagesreisen mit dem Zug entfernt lagen, konnten Leute wie ihn nicht dazu bringen, ihre sicheren, zivilisierten Städte zu verlassen. Solche Leute hungerten nur nach blutrünstigen Geschichten aus dem primitiven Grenzland.
    Sie beschloß, ihm trotzdem eine Antwort zu geben. »Wir bekommen ziemlich oft kleine Banden herumstreunender Indianer zu Gesicht, aber sie belästigen eigentlich nur einsam lebende Siedler und ab und zu einmal eine Postkutsche. Sie sind lange nicht mehr so lästig wie früher. Aber ich war erst letzten Monat selbst in eine Schießerei verwickelt. Das Ganze war jedoch zu schnell vorüber, um wirklich aufregend zu sein, und meine Kugel war es auch nicht, die den Mann getötet hat. Diese Ehre gebührt einem Revolverhelden namens Angel. Man nennt ihn übrigens den Engel des Todes. Schon mal von ihm gehört?«
    »Nicht, daß ich wüßte«, antwortete er. »Warum ›Engel des Todes‹?«
    »Weil er niemals sein Ziel verfehlt und nur schießt, um zu töten.« Jetzt hatte sie aber genug Zeit mit diesem Mann verschwendet, fand sie. »Wenn Sie mich nun bitte entschuldigen würden, Mister …«
    »Bartholomew Lawrence, aber meine Freunde nennen mich Bart, und Sie sind …?«
    »Cassandra — Angel.«
    Sie zögerte zu lange mit dem »Angel«. Sein Blick sagte, daß er an der Wahrheit ihrer Worte zweifelte. Aber es war ihr egal, was er glaubt. Er hielt sie von ihrem eigentlichen Vorhaben ab, und ihr blieb nicht mehr viel Zeit. Catherine war plötzlich am Eingang des Speisesaals erschienen und suchte bereits nach ihr.
    »Für Sie Mrs. Angel«, fügte Cassie schroff hinzu, da sie sich nun darüber ärgerte, sich überhaupt auf ein Gespräch mit diesem Mann eingelassen zu haben.
    Ohne ein weiteres Wort an ihn zu richten, ging sie zum Empfangstisch. Ihr blieben nur etwa zehn Sekunden, um dort nach einer Nachricht zu fragen, bevor ihre Mutter sie erreicht haben würde. Zu Ihrer Überraschung reichte man ihr tatsächlich eine Mitteilung. Cassie hatte es gerade noch geschafft, sie verschwinden zu lassen, als Catherine auch schon hinter ihr stand. Sie war direkt an Bartholomew Lawrence vorbeigegangen, ohne ihn zu erkennen.
    »Cassie, was machst du hier?«
    Cassie drehte sich um und stellte fest, daß Lawrence immer noch da stand, wo sie ihn verlassen hatte, in Hörweite. Aber zu ihren besonderen Fähigkeiten gehörte es eindeutig, sich der Eingebung des Augenblicks folgend irgendwelche lächerlichen Entschuldigungen auszudenken.
    »Ich habe mich nur erkundigt, ob man hier etwas von Angel gehört hat, Mama.« Dann fügte sie bedeutungsvoll hinzu: »Dies ist mal wieder einer der Augenblicke, in denen er uns recht nützlich sein könnte.«
    Catherine folgte ihrem Blick, erkannte Lawrence und verstand auf der Stelle. Der Mann, der Cassies Worte verstanden hatte, lachte tatsächlich höhnisch, bevor er gleich anschließend verschwand.
    Aber Catherine war sichtbar wütend. »Hat er dich belästigt?«
    »Nein, nicht wirklich. Er hat mich erkannt und mir eine Unterhaltung aufgezwungen, um sich vorzustellen.«
    »Auch, um sich zu entschuldigen?«
    »Ich habe so eine Andeutung gemacht, daß eine Entschuldigung angebracht sein könnte, aber er bezeichnete seine Unverschämtheit als Kunstform, und offensichtlich bemüht er sich da nach Kräften um Vollkommenheit. Ich fand ihn jedenfalls abscheulich genug, um zu versuchen, die ›Furcht vor dem Engel‹ in sein Herz zu pflanzen. Aber er hat mir nicht geglaubt.«
    »Man muß diesen Revolverhelden von dir schon sehen, um glauben zu können, daß er ein kaltblütiger Killer ist.«
    »Er ist kein …«
    »Ach, was soll's«, unterbrach Catherine und ging zur Treppe voraus. »Aber ich werde jetzt endgültig meinen Colt auspacken.«

31

    Der Name des Detektivs war Phineas Kirby. Er hatte ein Zimmer im selben Hotel gemietet, ja sogar auf derselben Etage. Aber Cassie lief keineswegs sofort zu ihm, nachdem sie seine Nachricht gelesen hatte. So sehr sie es auch bedauerte, ihn

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