Rebellion des Herzens
etwas ausmachen würde –, würde er auf alle Fälle an ihren Ruf denken. Schließlich waren sie beide in Cheyenne gut bekannt. Es gäbe eine Menge skandalträchtiges Gerede, wenn sie sich in Gesellschaft des berüchtigten Angel sehen ließe.
»Du bläst ja schon wieder Trübsal«, bemerkte Catherine, als sie nur noch einen Block von Madame Cecilias Geschäft entfernt waren.
»Das tue ich nicht.«
»Tust du doch.«
»Na schön, ich vermisse Marabelle.«
Die Rancharbeiter, die für den Fall, daß eine kleine Demonstration der Stärke notwendig geworden wäre, mit Catherine nach Texas gekommen waren, hatten Marabelle mit nach Hause genommen, da die vornehmen Hotels keine übermäßige Begeisterung für Haustiere dieser Art zeigten. Und es war auch nur eine halbe Lüge, die Cassie ihrer Mutter da aufgetischt hatte. Sie vermißte ihre Katze wirklich. Angel allerdings vermißte sie noch mehr.
»Ich weiß. Deswegen habe ich telegrafiert, daß man sie in unserem privaten Schlafwagen hierher bringen soll«, sagte Catherine. »Aber wir müssen nicht unbedingt darauf warten, wenn du schon früher nach Hause fahren willst.«
»Nein!« sagte Cassie ein wenig zu heftig. Hastig berichtigte sie sich. »Ich meine, ich kann durchaus ein paar Wochen ohne sie auskommen und umgekehrt.«
»Was das umgekehrt betrifft, bin ich mir gar nicht so sicher«, bemerkte Catherine. »Schließlich – warst nicht du es, die ihr den halben Weg bis nach Denver nachjagen mußte, als du deinen Vater zum ersten Mal besucht hast? Und hast du nicht all diesen guten Leutchen da erklärt, daß sie nicht einen wilden Panther befördern, sondern das Haustier meiner Tochter, das nicht genug Verstand hatte, um zu Hause zu bleiben, wo es die Leute nicht halb zu Tode erschreckt?«
Cassie schmunzelte bei der Erinnerung an den langen, mit wüsten Beschimpfungen gespickten Brief, der Marabelle in ihrem großen Käfig, den Catherine für den Transport hatte anfertigen lassen müssen, begleitet hatte. Marabelle hatte versucht, Cassie zu folgen, hatte jedoch schon nach der ersten Haltestelle des Zuges jenseits der Grenze von Colorado ihre Spur verloren, und nicht auf dem halben Weg nach Denver, wie ihre Mutter es übertriebenerweise darstellte. Aber Catherine war damals eindeutig sowohl auf ihre Tochter als auch auf deren Haustier sehr böse gewesen.
»Als wir letzten Sommer nach Chicago gefahren sind, ist sie ohne Probleme zu Hause geblieben«, erinnerte Cassie ihre Mutter.
»Damals waren wir auch nur zehn Tage weg, und sie war in der Scheune eingeschlossen, mit dem alten Mac als ständigem Begleiter, der sie davon abhielt, die Wände zu zerfetzen.«
Gegen diese Unterstellung protestierte Cassie heftig. »Sie zerfetzt keine Wände, Mama. Aber wenn du dich gern über Wände und Haustiere unterhalten möchtest, dann laß uns doch über Short Tail sprechen, deinen süßen Elefanten. Was meinst du? Ob die Scheune noch steht, wenn wir nach Hause kommen?«
Catherine warf ihr einen verdrossenen Blick zu. »Ich beginne langsam zu glauben, daß dieser Mann einen schlechten Einfluß auf dich ausgeübt hat.«
»Welcher Mann?« fragte Cassie unschuldig.
»Du weißt genau, welchen ich meine«, fuhr Catherine sie an. »Deine Unverschämtheit wird immer schlimmer.«
»Und ich dachte, sie würde langsam besser.«
»Verstehst du nicht, was ich meine?«
Cassie verdrehte die Augen. »Mama, falls du es immer noch nicht gemerkt haben solltest – ich bin mittlerweile erwachsen. Wann hörst du endlich auf, mich wie ein Kind zu behandeln?«
»Wenn du fünfundsechzig bist und ich tot bin, und keinen Tag früher.«
Wenn Catherine nicht so ernst geklungen hätte, wäre Cassie über diese Bemerkung höchst belustigt gewesen. »Na schön, du hast gewonnen, Mama. Ich werde meine Unverschämtheiten für mich behalten. Aber könntest du nicht wenigstens aufhören, mich in aller Öffentlichkeit Baby zu nennen?«
Catherines Lippen zuckten leicht. »Nun, darauf können wir uns unter Umständen einigen, obwohl …«
Sie konnte ihren Satz nicht mehr beenden. Ihr Fahrer riß plötzlich die Zügel zurück, um die Kutsche zum Stehen zu bringen, und sie konnten sich nur mit Mühe an ihren Sitzen festhalten. Ein großer Lieferwagen war aus einer Nebenstraße gekommen und hatte sich vor sie gestellt, offensichtlich in der Absicht, genau in die entgegengesetzte Richtung ihrer Kutsche zu fahren. Aber der Verkehr auf der anderen Straßenseite war so stark, daß der Fahrer des Lieferwagens
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