Rebellion des Herzens
nicht die Absicht, diese Frau da mit irgend jemandem zu teilen.«
Angel erinnerte sich selbst daran, daß Cassie gerade dabei war, St. Louis zu verlassen. Er brauchte also nichts zu sagen. Aber ihm war eben danach.
»Ich auch nicht«, sagte er, und beide Männer drehten sich zu ihm um. Automatisch bewegte sich seine Hand, um den gelben Mantel zurückzuschlagen.
»Wie bitte?« erwiderte Bartholomew Lawrence und trat dann einen Schritt zurück, während er sich den Mann, der ihn unterbrochen hatte, genauer ansah.
»Die Dame ist verheiratet«, sagte Angel in der für ihn typischen gedehnten Sprechweise.
»Bart mag aber nun mal zufällig verheiratete Frauen«, stellte sein Freund kichernd fest, da es »Bart« bei Angels Anblick die Sprache verschlagen hatte.
»Wenn er versucht, diese da zu mögen, ist er ein toter Mann.«
Sobald Bartholomew die Waffe an Angels Hüfte gesehen hatte, war ihm klargeworden, daß er es mit dem Mann zu tun haben mußte, den Cassie den Engel des Todes genannt hatte. Und nach dieser letzten Bemerkung fiel er schlicht und einfach in Ohnmacht.
»0 Gott«, sagte Angel angewidert.
Der Zusammenbruch eines Mannes mitten in der Empfangshalle mußte sowohl Cassies Aufmerksamkeit als auch die ihrer Mutter erregen, aber ein Blick in dieser Richtung zeigte ihm, daß sie bereits gegangen waren. Er drehte sich gerade rechtzeitig um, um noch zu sehen, wie sie durch die Tür gingen und verschwanden.
»Machen Sie das einfach so zum Spaß?« fragte Phineas hinter ihm. »Oder können Sie nur einfach nichts dagegen tun?«
Angel warf einen letzten angewiderten Blick auf den Mann auf dem Fußboden, bevor er sich zu dem Detektiv umdrehte. »Was wollen Sie, Kirby?«
Phineas lachte. »Ich schätze, Sie können einfach nicht dagegen an. Aber Sie sollten diese Waffe da wirklich besser wieder zudecken. Sie wissen es vielleicht nicht, aber die Leute in der Stadt werden leicht nervös, wenn sie einen anderen als den Sheriff mit einer Waffe sehen.«
»Ich bin daran gewöhnt, die Leute nervös zu machen«, erwiderte Angel ungerührt. »Wenn das also alles ist, was Sie mir zu sagen haben …«
»Ich könnte noch hinzufügen, daß Sie schrecklich aussehen.«
»Auch diese Feststellung hätten Sie durchaus für sich behalten können.«
Angel wandte sich ab, um zu gehen, Phineas trottete hinter ihm her. »Sie sind in einer lausigen Stimmung, nicht wahr?«
Angel ignorierte ihn. »Vielleicht wird Sie das hier ein wenig aufheitern.«
Ein Stück Papier tauchte plötzlich vor Angels Gesicht auf. Er blieb stehen, griff aber nicht danach. Phineas zog es rasch zurück, als ihm einfiel, daß Angel vielleicht nicht lesen konnte, eine durchaus realistische Möglichkeit, wenn man die Art Erziehung bedachte, die er genossen hatte. Phineas beschloß, ihn nicht danach zu fragen.
»Sie haben eine alte Zeitung gefunden?« riet Angel.
Phineas nickte. »Eine, die damals einen sehr gewissenhaften Reporter beschäftigte. Die Story stand tatsächlich auf der Titelseite und hat sie auch beinahe ausgefüllt.«
»Die Namen?«
»Cawlin und Anna O'Rourke.«
»O'Rourke?«
»Das war auch meine Reaktion. Ich hätte nie geglaubt, daß Sie irischer Abstammung sein könnten. Jeder Ire, den ich bisher getroffen habe, selbst wenn er schon in der zweiten oder dritten Generation in Amerika lebte, hat etwas von seinem gälischen Akzent beibehalten, aber Sie haben den Ihren vollkommen verloren.«
»O'Rourke«, sagte Angel und dann noch einmal, wobei er den Namen über seine Zunge rollen ließ.
An einen solchen Namen konnte er sich recht schnell gewöhnen. Und das war auch alles, was er wollte, rief er sich noch einmal ins Gedächtnis. Einen Namen, den er hinter denjenigen, den er schon hatte, setzen konnte, weil er es verdammt müde war, den Leuten sagen zu müssen: »Einfach nur Angel.« Aber er ließ den Detektiv auch nicht stehen, als dieser anfing, ihm eine Zusammenfassung des Zeitungsartikels zu geben.
»Anna O'Rourke kam mir ihrem Sohn hierher, um eine Freundin aus ihrer Kindheit zu besuchen. Es tut mir leid, Ihnen sagen zu müssen, daß Sie damals gerade verwitwet war. Ihr Vater, Cawlin O'Rourke, lebte in der zweiten Generation in Amerika und arbeitete als Landvermesser für die Eisenbahn, was wahrscheinlich der Grund dafür ist, daß Sie sich nicht an ihn erinnern. Bei einem solchen Job muß ein Mann im ganzen Land herumreisen.
Ihre Mutter war aus Irland hier eingewandert und heiratete Ihren Vater, kurz nachdem sie in Amerika
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