Rebellion des Herzens
falschen Blick zuwarf, gleich den Kopf abreißen. Cassie schaute ebenfalls nicht allzu freundlich drein, aber Angel hatte auch nicht die Absicht, sie anzusprechen. Er wollte lediglich sichergehen, daß sie heute noch die Stadt verließen. Inzwischen hatte er nun beinahe acht Stunden gewartet, um das herauszufinden. Cassie war offensichtlich noch einmal eingeschlafen, nachdem er sie verlassen hatte, und er war den Tag über in der Empfangshalle herumgelungert und hatte die Treppe beobachtet, müde und hungrig, da er gestern nacht sein ganzes Geld gebraucht hatte, um den Mann am Empfang zu bestechen, damit dieser ihm den Ersatzschlüssel zu Cassies Zimmer gab.
In der vergangenen Nacht hatte er nur ein paar Stunden geschlafen, bevor Kirby an seiner Tür erschienen war. Seither war er nicht wieder ins Bett gekommen – jedenfalls nicht zum Schlafen. Er war auch nicht in seinem Zimmer gewesen, um sich frisch zu machen, daher zeigten sich Bartstoppeln auf seinen Wangen, sein Haar war noch immer zerzaust von Cassies Umarmung, und an seinem Hemd fehlten die Knöpfe, mit denen er es für gewöhnlich schloß.
Schon zweimal war jemand von der Geschäftleitung bei ihm gewesen, um ihn zum Gehen aufzufordern. Er schüchtere die Gäste ein. Zuerst waren nur zwei Männer in ihren schmucken Hotellivreen bei ihm aufgetaucht. Dann waren es vier gewesen. Er hatte ihnen immer dasselbe gesagt. Er würde nicht gehen, bevor seine Frau ginge. Offensichtlich hatten sie sich entschlossen, ihn nicht weiter zu bedrängen, obwohl sie im Register nachgesehen hatten, ob seine Frau wirklich bei ihnen wohnte. Aber es hätte ihm auch nichts ausgemacht, wenn sie ihn ein wenig bedrängt hätten. Er war gerade in der richtigen Stimmung dafür.
Trennung. Er wollte, daß Cassie ging, wußte aber genau, daß er schon heute abend wünschen würde, sie wäre immer noch in diesem Hotel, wo er sie aufsuchen konnte, statt Meilen von ihm entfernt. Nach wie vor ärgerte er sich darüber, daß sie sich wieder einmal eingemischt hatte, wünschte jedoch, sie hätten sich diesmal nicht im Zorn voneinander getrennt. Das konnte er, bevor sie ging, natürlich noch korrigieren, aber er würde es nicht tun, weil es besser für sie wäre, wenn sie sich weiter über ihn ärgerte. Dann würde sie nicht noch mehr Zeit verlieren, ihre Ehe zu beenden.
Bevor sie das nicht getan hatte, konnte er unmöglich nach Cheyenne zurückkehren. Dort wäre er ihr zu nahe, und die letzte Nacht hatte bewiesen, daß er es nicht aushielt, in ihrer Nähe zu sein, ohne in dieser Hinsicht etwas zu unternehmen. Auf diese Weise würde sie niemals ihre Scheidung bekommen. Statt dessen bekäme sie am Ende ein Baby.
Der Gedanke durchzuckte ihn plötzlich, aber die Erkenntnis, die damit verbunden war, war noch schlimmer. Er wollte, daß sie ein Baby bekam. Es war die einzige Möglichkeit, sie für immer zu behalten, ohne weiteres Gerede über eine Scheidung, und das konnte er sich ebensogut auch eingestehen. Er wollte diese Frau, die sich immer und überall einmischte, für sich selbst, wollte sie mehr, als er je im Leben irgend etwas gewollt hatte.
Aber das war es nicht, was sie wollte. Und es wäre wirklich eine Gemeinheit von ihm, ihr ein Baby zu wünschen.
Aber wer hatte schon jemals von ihm gesagt, er sei ein netter Kerl?
Gerade in diesem Augenblick kamen zwei Männer aus dem Speisesaal und gingen auf den Eingang des Hotels zu. Angel hätte sie nicht weiter bemerkt, wenn sie nicht plötzlich vor ihm stehengeblieben wären und ihm die Aussicht auf den Empfangstisch versperrt hätten. Er erhob keine Einwände, weil er sich ohnehin gerade abwenden wollte, damit Cassie ihn nicht sah, falls sie zufällig in seine Richtung blickte. Das war jetzt überflüssig … Aber zum Teufel damit. Andererseits wollte er nicht auf diese letzten Augenblicke verzichten, in denen er ihren Anblick auskosten konnte. Es würde viel zu lange dauern, bis er sie wiedersah.
Er stand auf, um sich einen neuen Aussichtspunkt zu suchen, irgendwo hinter einer der hohen griechischen Säulen, die die zweistöckige Decke in der Empfangshalle trugen. Dabei mußte er hinter den beiden Männern hergehen und hörte, was der mit dem hübschen Gesicht zu dem anderen sagte.
»Sie nennt sich Mrs. Angel. Zuerst habe ich sie ja kaum bemerkt, aber jetzt – ich weiß nicht, sie hat etwas an sich, das mich fasziniert.«
»Kann ich nicht finden«, sagte sein Freund verwirrt, während sie beide Cassie anstarrten.
»Gut, denn ich habe
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