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Rebellische Herzen

Rebellische Herzen

Titel: Rebellische Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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beeilte sich, die beiden einander vorzustellen. »Miss Dalrumple, darf ich Sie mit meinem Sohn Wynter, Lord Ruskin, bekannt machen. Wynter, darf ich vorstellen: Lady Charlotte Dalrumple, die Gouvernante für … oder besser gesagt, eine Expertin für gutes Benehmen.«
    Lord Bucknell hüstelte, was Charlotte korrekt als Wortmeldung interpretierte, aber nicht weiter beachtete. Es war Wynter, Lord Ruskin, der ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich zog. Sie war fest entschlossen, so zu tun, als seien sein Konversationsstil und seine unverschämten Blicke völlig normal. Also knickste sie einfach. »Ich, bin erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mylord.«
    Wynter schaute sie nur verständnislos an. »Und was mache ich jetzt?«, fragte er.
    Einem Reflex folgend stellte Charlotte die Reisetasche ab und erklärte: »Sie verbeugen sich und sagen Ihrerseits: ›Ich bin erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Miss Dalrumple‹.«
    »Aber Sie haben einen Titel.«
    »Nur weil mein Vater ein Earl war. Und ganz abgesehen davon gilt es als ungehobelt, übermäßigen Gebrauch von einem Adelstitel zu machen. Sogar Königin Victoria lässt sich von ihrem Gefolge häufig mit ›Madam‹ anreden.«
    »Ich verstehe.« Er verbeugte sich, ein Ausbund an Höflichkeit. »In etwa so?«
    »Ganz genau so.«
    »Und ich darf eingestehen,« – er nahm ihre Hand, deutete einen Handkuss an und schaute ihr in die Augen – »ich bin hocherfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Miss Dalrumple.«
    In diesem Moment wurde ihr klar, dass er mit ihr gespielt hatte. Er wusste ganz genau, was er zu tun hatte.
    Sie mochte ihn nicht. Sie mochte ihn nicht im Geringsten, aber wenn er wie die anderen Väter war, mit denen sie es zu tun gehabt hatte, dann würde sie ihn nach diesem ersten Treffen ohnehin nicht mehr zu Gesicht bekommen.
    Allerdings schaute er sie jetzt an, als habe sie sich seine Aufmerksamkeit verdient. Sein anfangs rein analytischer Blick bekundete ihr, dass er sie näher kennen lernen wollte. Als er sich sanft ihre Hand an die Wange drückte, glaubte sie zu wissen, was er wirklich wollte.
    Seine Bartstoppeln kratzten über ihren Baumwollhandschuh. Charlotte wurde sich ihres schreckgeweiteten Blicks bewusst. Sie schaute zu Adorna und Bucknell hinüber, aber die beiden waren ins Gespräch vertieft. Also zog sie ihre Hand zurück, die Wynter schließlich widerwillig freigab. »Wenn Sie gestatten, Mylord, würde ich gerne Ihr Benehmen korrigieren.«
    Er richtete sich auf und ließ sie nicht aus den Augen. »Selbstverständlich.«
    »Ich denke, ich habe den Grund für Lady Howards Avancen erkannt. In England ist es absolut unüblich, sich die Hand eines Gastes an die Wange zu legen. Sie hat darin möglicherweise ein gewisses Interesse Ihrerseits gesehen. Es wäre vielleicht das Beste, wenn Sie derartige Gesten so lange unterlassen, bis Ihr Gespür für den richtigen Benimm wiederhergestellt ist.«
    Er legte die Hände auf den Rücken und nahm die Schultern zurück. »Tatsächlich halte ich mein diesbezügliches Gespür für zutreffend und gesund.«
    Plötzlich sah sie ihn so, wie andere Menschen ihn sehen mochten; als einen stolzen, kraftstrotzenden Mann von Welt. »Sicherlich … nur britisch ist es nicht.«
    »Sie glauben wohl, die Briten haben den Benimm erfunden.«
    »Das tue ich allerdings. In Ihrer Lage, nach so vielen Jahren des Exils, wäre es von gesellschaftlichem Vorteil, sich mit den britischen Umgangsformen vertraut zu machen.«
    Wynter lachte herzlich und aufrichtig amüsiert. »Wie bezaubernd Sie sind, Mond meiner Freude. Ohne Sie war mein Leben öde und kalt wie die nächtliche Wüste, über die der klagende, ewige Harmattan hinwegfegt.«
    Charlotte wollte gerade erläutern, wie taktlos und ungehörig ein derartiger Wortschwall war, da sah sie – jetzt wo er sein Haar auf den Rücken geworfen hatte – einen goldenen Ring an einem seiner Ohrläppchen blitzen.
    Sie hätte nicht schockierter sein können.
    Ein Ohrring. An seinem Ohr. Nur Zigeuner und Frauen der untersten Gesellschaftsschicht trugen so etwas, und er war keines von beidem. Aber es war ganz fraglos Gold, was da glänzte.
    »Kommt doch herein, ihr beiden«, rief Adorna, die sich bei Lord Bucknell untergehakt hatte, fröhlich. »Charlotte und ich waren stundenlang unterwegs, wir brauchen jetzt einen Tee.«
    Wynter folgte Charlotte zur Tür. Seine nackten Füße bewegten sich lautlos über die glatten, sonnenwarmen Stufen, während in Charlottes Kopf ein wahres Gewitter der

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