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Rebellische Herzen

Rebellische Herzen

Titel: Rebellische Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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erstaunte Wynter. Seit seiner Ankunft vor ein paar Stunden hatte sich Lord Bucknell völlig korrekt betragen, aber Charlotte behandelte er seltsam herablassend. Zugegeben, Wynter mochte sich nicht mehr auf alle Feinheiten der englischen Gesellschaft verstehen, aber seine Mutter hätte eine Gouvernante niemals so warmherzig behandelt, wenn es nicht den allgemeinen Gepflogenheiten entsprochen hätte.
    Doch Charlotte blieb unbeirrt, als habe sie derartige Demütigungen schon in anderen Häusern erlebt und empfände sie als nicht weiter beachtenswert.
    »Lady Ruskin, sie haben ein schönes Heim.« Sie betrachtete den weitläufigen Salon mit dem blank polierten Parkettboden, den großen Fenstern zu Terrasse und Garten, den Gemälden, Bücherregalen und Teppichen.
    »So sah es hier schon aus, als ich Austinpark Manor zum ersten Mal betrat und ich habe wenig verändert seither. Vollkommenes lässt sich nicht verbessern.« Adorna wies auf die Tischchen und Stühle, die um ein munter flackerndes Kaminfeuer gruppiert waren. Die Dienstmädchen trugen Kuchen und Gebäck auf. »Wir werden den Tee hier nehmen. Trotz des Sonnenscheins ist es an der frischen Luft doch noch winterlich kalt.«
    Mit einem Seitenblick auf Lord Bucknell, der nun intensiv die Titel in den Bücherregalen studierte, sagte Charlotte: »Das wäre reizend, Lady Ruskin, aber ich würde jetzt wirklich gerne die Kinder sehen.«
    »Sicherlich, Sie werden die Kinder sehen müssen,« seufzte Adorna matt, »aber ich bestehe darauf, dass Sie erst eine Stärkung zu sich nehmen.«
    Wynters Lächeln erlahmte. Während sein Sohn Robbie ihren Aufenthalt in England für ein einziges fesselndes Abenteuer hielt, hatte Leila Wutanfälle und bettelte darum, nach Hause gebracht zu werden. Zurück nach EI Bahar, obwohl sie ja wegen ihr nach England gegangen waren.
    Sie verstand nicht. Wie sollte sie auch? In EI Bahar war sie in wilder Freiheit aufgewachsen, war geritten, hatte Pferde trainiert, war mit Karawanen gereist und hatte die schmächtigen, einheimischen Buben herumkommandiert. Nur wurden aus den schmächtigen Buben Männer und Leila … Leila wurde bald zur Frau. Wenn Wynter wieder mal die Konventionen der englischen Gesellschaft aufstießen, brauchte er nur an Leila zu denken, und er wusste wieder, dass er sich richtig entschieden hatte.
    Die Diener brachten das Gepäck herein und Charlotte rief: »Warten Sie! Ich brauche diese Tasche!«
    Wynter beobachtete interessiert, wie Sie einem Diener eine große Reisetasche abnahm. Sie war schwer und zum Bersten voll. Er trat näher heran und schaute ihr zu. Sie lehnte die Tasche an die Wand und ließ sich von einem Dienstmädchen den Mantel abnehmen. Sie war exakt, was seine Mutter zu finden gehofft hatte: kalt, unpersönlich, emotionslos. Er konnte sich nicht vorstellen, wie diese Frau mit einem lebhaften Kind wie Leila zurechtkommen sollte. Falls Charlotte sich als unfähig erweisen sollte, Leila zu erziehen, war sie nutzlos.
    Charlotte löste die Schleife unter ihrem Kinn und nahm den Hut ab – und Wynter war fasziniert wie seit Jahren nicht mehr. »Mein Gott, Frau, warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Sie rotes Haar haben?«, platzte er heraus.
    Charlotte erstarrte mit erhobenen Armen.
    Wynter nahm eine Strähne, die aus dem Knoten in die Stirn gefallen war, zwischen Daumen und Zeigefinger. »So etwas habe ich noch nie gesehen. Ein Mann könnte sich an Ihrem Feuer die Hände wärmen.«
    Dann wurde er eines gedämpften Geräuschs gewahr. Adorna lachte.
    Sie ging hastig zu ihrem Stuhl – aber er konnte noch erkennen, dass sie sich den Mund zuhielt und ihre Augen vor Vergnügen tanzten. Schon wieder eine alberne, englische Regel gebrochen!
    Charlotte übergab dem Dienstmädchen ihren Hut, dann zog sie die Strähne zwischen seinen Fingern hervor. »Sie sollten wissen, Mylord, dass es als ungezogen gilt, sich so freimütig über die körperlichen Attribute anderer zu äußern.«
    »Aber wozu sollte eine Frau ihre Reize zur Schau stellen, wenn sie einem Mann nicht gefallen dürfen?«
    »Ich stelle meine Reize nicht zur Schau! Mein rotes Haar ist …« Sie atmete tief durch. »Sie mögen weibliche Reize schätzen, aber bitte … etwas leiser.«
    Die Hand, mit der sie ihre Haare zu ordnen versuchte, zitterte. Die Verärgerung, die sie empfand, war zwar deutlich an der Röte zu erkennen, die ihren blassen Teint durchflutete, ihrer Stimme aber war nichts anzuhören. Charlotte erhielt ihre unantastbare Fassade aufrecht und Wynter

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