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Reckless - Lebendige Schatten

Reckless - Lebendige Schatten

Titel: Reckless - Lebendige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
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vergoldet waren. Jacob wusste nicht, wie lange er schon dastand und die kunstvoll geschnitzten Bilder anstarrte, die die Taten irgendeines toten Trolls beschrieben. Um ihn herum gingen Männer, Frauen und Kinder zur Arbeit. Karren holperten die schlecht gepflasterte Straße vor dem Friedhofstor entlang. Ein Hund bellte einem Lumpensammler nach, der seine Runde zwischen den einfachen Häusern machte, und er stand nur da, starrte die Gräber an und konnte immer noch nicht denken.
    Jacob war so sicher gewesen, dass er einen Weg finden würde, sich zu retten. Schließlich gab es nichts, was er nicht finden konnte. Diese Überzeugung hatte ihn begleitet, seit er Chanutes Lehrling geworden war. Der beste Schatzjäger aller Zeiten … seit seinem dreizehnten Lebensjahr hatte er kein anderes Ziel gehabt – und keinen anderen Namen für sich selbst. Aber es schien, dass er am Ende nur die Dinge finden konnte, die andere begehrten. Was bedeutete ihm ein gläserner Schuh, der niemals endende Liebe brachte, ein Knüppel, der jeden Feind erschlug, eine Gans, die goldene Eier legte, oder eine Muschel, mit der man seine Feinde belauschen konnte? Er hatte der Mann sein wollen, der diese Wunderdinge fand, nichts weiter. Und er hatte sie alle gefunden. Doch sobald er für sich selbst nach etwas suchte, suchte er vergebens: So war es mit seinem Vater gewesen, und so war es nun mit dem Zauber, der ihm das Leben retten sollte.
    Pech, Jacob.
    Er kehrte den Grabtafeln und ihren vergoldeten Schnitzereien den Rücken zu. Die meisten zeigten Wirtshausschlägereien oder Trinkwettbewerbe – die Taten, auf die Trolle stolz waren, waren selten ehrenwert –, aber einige beschrieben, was der Tote aus Holz hatte machen können: lebende Marionetten, singende Tische, Kochlöffel, die man sich selbst überlassen konnte. Was wird dein Grabstein über dich sagen, Jacob? Jacob Reckless, geboren in einer anderen Welt, getötet durch den Fluch einer Fee … Er bückte sich und richtete einen winzigen Grabstein auf, unter dem ein Heinzel begraben lag.
    Schluss mit dem Selbstmitleid.
    Sein Bruder hatte seine Haut zurück.
    Für einen Moment wünschte er sich so heftig, dass Will nie durch den Spiegel gekommen wäre, dass ihm übel wurde. Such dir ein Stundenglas, Jacob. Dreh die Zeit zurück und reite nicht zu der Fee. Oder zerschlag den Spiegel, bevor Will dir nachkommt .
    Eine Frau öffnete das angerostete Tor in der Friedhofsmauer. Sie legte ein paar blühende Zweige auf ein Grab. Vielleicht dachte er bei ihrem Anblick an Fuchs, weil es das war, was sie tun würde. Allerdings würde sie ihm wohl eher einen Strauß wilder Blumen aufs Grab legen. Veilchen oder Primeln. Es waren ihre Lieblingsblumen.
    Er wandte sich um und ging auf das Tor zu.
    Nein. Er würde kein Stundenglas suchen. Auch wenn er die Zeit zurückdrehte, es würde nur alles wieder genauso kommen. Und es hatte ein gutes Ende genommen. Zumindest für seinen Bruder.
    Jacob öffnete das Tor und blickte zu dem Hügel, auf dem sich der Turm der Ruine vor dem Morgenhimmel abzeichnete. Sollte er zurückgehen und Will sagen, wie es um ihn stand?
    Nein. Noch nicht.
    Erst musste er Fuchs finden.
    Er schuldete niemandem die Wahrheit mehr als ihr.

7
UMSONST
    D ie Dunkle Fee wich zurück. Jacob Reckless. Sie wollte sein Gesicht nicht mehr sehen. All die Angst darauf, den Schmerz … Sie spürte den Tod, den ihr Name ihm brachte, wie eine Wunde auf der weißen Haut.
    Es war nicht ihre Rache. Auch wenn der Teich, der ihr seine Angst zeigte, derselbe Schlossteich war, an dessen Ufer er ihre Haut in Rinde verwandelt hatte.
    Ihre rote Schwester sah sicher dieselben Bilder auf dem See, der sie beide geboren hatte. Was erhoffte sie sich von seinem Tod? Dass er den Schmerz über seine Untreue linderte oder ihren verletzten Stolz heilte? Ihre rote Schwester wusste nicht viel über die Liebe.
    Der Teich wurde dunkel wie der Himmel, der sich in ihm spiegelte, und auf den Wellen zitterte nur noch ihr eigenes Bild. Das Wasser verzerrte es, als zerliefe ihre Schönheit. Und? Kami’en sah sie ohnehin nicht mehr. Er sah nur noch den geschwollenen Leib seiner Menschenfrau.
    Die Geräusche der Stadt drangen in den nächtlichen Garten.
    Die Dunkle drehte sich um. Sie wollte nichts mehr sehen, weder sich selbst noch den untreuen Geliebten ihrer Schwester. Manchmal wünschte sie sich die Blätter und die Rinde zurück, die er ihr gegeben hatte.
    Er sah seinem Bruder so gar nicht ähnlich.
    Die Motte, die sich auf

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