Red Rabbit: Roman
gelernt, aber dieser Ansicht sind zumindest meine Quellen. Sie glauben auch Folgendes: Wenn Suslow das Zeitliche segnet, wird Michail Jewgeniewitsch seinen Platz einnehmen.«
»Tatsächlich? Das muss ich dem Botschafter erzählen.«
»Und dem COS?«
»Wissen Sie, wer das ist?«, fragte Foley. »Ich jedenfalls nicht.«
Ein Augenverdrehen. »Ron Fielding. Mein Gott, das weiß doch jeder .«
»Nein, das ist er nicht«, widersprach Foley, so scharf es ihm seine schauspielerischen Fähigkeiten erlaubten. »Er ist der ranghöchste Konsularbeamte und kein Spion.«
Prince dachte lächelnd: Du hast tatsächlich immer schon auf der Leitung gesessen, hm? Seine russischen Kontakte hatten mit dem Finger auf Fielding gezeigt, und er wusste, dass sie ihn nicht belogen. »Aber das ist natürlich nur so eine Vermutung«, fuhr der Journalist fort.
Und wenn du dächtest, ich wäre es, würdest du es genauso hinausposaunen? dachte Foley seinerseits, du übereifriger Trottel. »Nun ja, wie Sie wissen, bin ich ermächtigt, einige Dinge zu wissen, aber das zählt nicht dazu.«
»Ich weiß, wer es weiß«, lockte Prince.
»Klar, aber ich werde mich hüten, den Botschafter zu fragen, Tony. Er würde mich gewaltig zur Schnecke machen.«
»Er ist aus rein politischen Erwägungen auf diesen Posten gekommen, Ed – also keine große Leuchte. Eigentlich wäre das eine Stelle für jemanden, der etwas von Diplomatie versteht, aber der Präsident hat mich nicht um Rat gefragt.«
Gott sei Dank, dachte der COS insgeheim.
»Fielding trifft sich ziemlich oft mit ihm, nicht wahr?«, fuhr Prince fort.
»Ein Konsularbeamter arbeitet direkt mit dem Botschafter zusammen, Tony. Das wissen Sie doch.«
»Ja. Sehr praktisch, finden Sie nicht auch? Wie oft sehen Sie ihn?«
»Den Boss, meinen Sie? Normalerweise einmal am Tag«, antwortete Foley.
»Und Fielding?«
»Häufiger. Vielleicht zwei-, dreimal.«
»Sehen Sie?«, folgerte Prince großspurig. »Da zeigt es sich doch.«
»Sie lesen zu viele James-Bond-Bücher«, sagte Foley abschätzig. »Oder vielleicht Matt Helm.«
»Jetzt kommen Sie aber wieder auf den Teppich, Ed.« Prince strotzte vor weltgewandter Jovialität.
»Wenn Fielding der Oberspion ist, wer sollen dann seine Helfer sein? Können Sie mir das vielleicht sagen?«
»Also, die sind immer schwer auszumachen«, gab Prince zu. »Was diesen Punkt angeht, habe ich wirklich keine Ahnung.«
»Schade. Das ist nämlich ein beliebtes Spiel in der Botschaft – wer sind die Spione?«
»Da kann ich Ihnen leider nicht weiterhelfen.«
»Außerdem ist das wahrscheinlich sowieso etwas, was ich nicht zu wissen brauche«, gab Foley zu.
Du warst nie neugierig genug, um ein guter Journalist zu werden, dachte Prince mit einem beiläufigen, freundlichen Lächeln. »Und? Haben Sie genug zu tun?«
»Den Buckel krumm arbeiten muss ich mir hier nicht gerade. Aber hätten Sie vielleicht Interesse an einem Geschäft?«
»Klar«, antwortete Prince. »Worum geht es denn?«
»Wenn Ihnen was Interessantes zu Ohren kommt, geben Sie uns hier Bescheid?«
»Das können Sie dann in der Times nachlesen, normalerweise in der oberen Hälfte von Seite eins.« Letzteres fügte er hinzu, um sicherzugehen, dass Foley auch wirklich zur Kenntnis nahm, wie wichtig er und seine tiefgründigen Analysen waren.
»Na ja, in einigen Fällen wüsste der Botschafter aber schon gern vorab Bescheid. Er hat mich gebeten, Sie zu fragen – nur unter uns, versteht sich.«
»Da wäre allerdings ein kleines moralisches Problem, Ed.«
»Ernie wird nicht gerade begeistert sein, wenn ich ihm das erzähle.«
»Tja, Sie sind es schließlich, der für ihn arbeitet, nicht ich.«
»Sie sind doch amerikanischer Staatsbürger, oder?«
»Kommen Sie mir bloß nicht auf die patriotische Tour!«, erwiderte Prince säuerlich. »Also gut, wenn ich rausfinde, dass die Russen einen Atomschlag planen, lasse ich es Sie wissen. Aber wie es im Moment aussieht, sind Dummheiten eher auf unserer Seite zu erwarten.«
»Jetzt machen Sie aber mal einen Punkt, Tony.«
»Dieser ›Inbegriff des Bösen in der Welt‹-Quatsch war nun wirklich nicht gerade im Stil von Abe Lincoln.«
»Wollen Sie damit sagen, der Präsident hatte damit nicht Recht?«, hakte der COS nach und fragte sich, wie tief seine Meinung von diesem Trottel wohl noch sinken konnte.
»Ich kenne natürlich die Geschichten vom Gulag. Aber das gehört der Vergangenheit an. Seit Stalins Tod sind die Russen deutlich moderater geworden,
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