Red Rabbit: Roman
Hochofen werfen, wie man es in den fünfziger Jahren mit einer anderen GRU-Quelle gemacht hatte. Selbst für russische Verhältnisse unter Chruschtschow eine ziemlich brutale Hinrichtungsmethode und etwas, das dessen Führungsoffizier sicher einige schlaflose Nächte bereitet hatte, dachte der COS.
Demnach musste man also zwei, vielleicht sogar drei Informanten auf diese Sache ansetzen. Einen guten Mann hatten sie im KGB, einen anderen im Zentralkomitee der Partei. Vielleicht hatte einer von ihnen etwas von einer Operation gegen den Papst gehört.
Teufel, dachte Foley, sind die wirklich so verrückt? Er sah sein Vorstellungsvermögen arg strapaziert. Seiner Abstammung nach Ire, seiner Erziehung und Religionszugehörigkeit nach Katholik, hatte Ed Foley Mühe, seine persönlichen Gedanken aus dem Spiel
zu lassen. So ein Vorhaben ging eindeutig zu weit, aber andrerseits hatte er es hier mit Leuten zu tun, denen der Gedanke an ethischmoralische Grenzen fremd war. Für sie war die Politik Gott, und eine Bedrohung ihrer politischen Welt war wie die Auflehnung des Leibhaftigen gegen die himmlische Ordnung. Nur dass die Übereinstimmung hier bereits ihr Ende hatte. Diese Geschichte hier war eher so, als fordere der Erzengel Michael die Ordnung der Hölle heraus. Mary Pat nannte es die Höhle des Löwen, und das hier war ein verdammt fieser Löwe.
»Daddy!«, rief Sally, als sie wie üblich mit einem Lächeln wach wurde. Er ging mit ihr ins Bad und dann nach unten, wo bereits ihr Porridge bereitstand. Sally hatte noch ihren gelben Häschen-Schlafanzug mit dem langen Reißverschluss an. Er war ihr mittlerweile eine Nummer zu klein. Bald musste sie in etwas anderem schlafen, aber dafür war Cathy zuständig.
Es lief alles nach Schema F ab. Cathy fütterte den kleinen Jack, und ihr Mann legte die Zeitung beiseite, obwohl er sie erst zur Hälfte durch hatte, und ging nach oben, um sich zu rasieren. Bis er angezogen war, hatte seine Frau Jack zu Ende gefüttert und ging sich waschen und anziehen, während Jack dem Kleinen ein Bäuerchen entlockte und Socken anzog, damit er keine kalten Füße bekam.
Bald läutete es an der Tür. Es war Margaret van der Beek. Kurz darauf tauchte auch Ed Beaverton auf, sodass die Eltern zur Arbeit flüchten konnten. An der Victoria Station küsste Cathy ihren Mann zum Abschied und ging zur U-Bahnstation, um zum Moorefields zu fahren, während Jack in eine andere Linie umstieg, um zum Century House zu gelangen. Jetzt ging der Tag allmählich richtig los.
»Guten Morgen, Sir John.«
»Hallo, Bert.« Ryan dachte kurz nach. Bert Canderton war der ehemalige Soldat auf die Stirn geschrieben, und es wurde Zeit, ihn zu fragen: »Bei welchem Regiment waren Sie?«
»Ich war Regimental Sergeant Major bei den Royal Green Jackets, Sir.«
»Infanterie?«
»Richtig, Sir.«
»Hatten die nicht früher rote Uniformen?«, bemerkte Ryan.
»Tja, daran sind Sie schuld – die Yankees jedenfalls. Im amerikanischen Freiheitskrieg hat mein Regiment von Ihren Schützen so viele Treffer abbekommen, dass der Oberst des Regiments entschied, grüne Jacken wären sicherer. Und das hat man seitdem beibehalten.«
»Wie sind Sie hier gelandet?«
»Ich warte, dass im Tower eine Stelle als Gardist frei wird, Sir. Soll spätestens in einem Monat eine neue rote Uniform bekommen, hat man mir gesagt.«
Candertons Rent-a-cop-Hemd hatte ein paar Dienststreifen, die er wahrscheinlich nicht erhalten hatte, weil er sich die Zähne immer so gründlich putzte, und ein Regimental Sergeant Major in der British Army war auch nicht irgendjemand, sondern in etwa vergleichbar mit einem Gunnery Sergeant beim US Marine Corps.
»Da war ich schon mal, auch in dem Club, den es dort gibt«, sagte Ryan. »Gute Truppe.«
»Und ob. Ich habe dort einen Freund, Mick Truelove. Er war beim Queen’s Regiment.«
»Also, Sar-Major, dann lassen Sie hier mal keine Bösen rein«, sagte Ryan, während er seine Karte in den elektronischen Kontrollschlitz am Eingangstor steckte.
»Bestimmt nicht, Sir«, versprach Canderton.
Harding saß schon an seinem Schreibtisch, als Ryan eintrat. Er hängte sein Jackett an den Garderobenständer.
»Sie sind heute aber früh dran, Simon.«
»Ihr Judge Moore hat Basil gestern Abend ein Fax geschickt – kurz nach Mitternacht, um genau zu sein. Hier.« Er hielt es Ed über den Schreibtisch entgegen.
Ryan überflog es. »Der Papst, hm?«
»Ihr Präsident interessiert sich dafür und, wie sollte es anders
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