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Red Rabbit: Roman

Red Rabbit: Roman

Titel: Red Rabbit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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aber wenn sie so eine Nummer auch nur ein einziges Mal bei uns zu Hause
bringen würden, könnten sie einpacken. Man würde sie nicht mal mehr an einen Hund ranlassen.«
    »Und der Patient? Bei ihm alles in Ordnung?«
    »O ja. Die tiefgefrorene Probe kam eiskalt zurück. Hundertprozent nicht bösartig. Sie haben den Tumor entfernt und die Wunde wieder zugemacht. Er wird es ohne Probleme überstehen – in vier oder fünf Tagen ist er wieder voll auf dem Damm. Keine Einschränkung seines Sehvermögens, keine Kopfschmerzen mehr, aber diese zwei Knallköpfe haben ihn mit Alkohol im Blut operiert!«
    »Wo kein Schaden, da kein Kläger, Schatz«, argumentierte Jack etwas lahm.
    »So sollte es aber nicht sein.«
    »Dann melde es doch deinem Freund Byrd.«
    »Das sollte ich wirklich tun.«
    »Und was würde dann passieren?«
    Sie geriet erneut in Rage. »Keine Ahnung!«
    »Es ist keine Kleinigkeit, jemandem das Brot vom Tisch zu nehmen. Und du stündest als Unruhestifterin da«, warnte Jack.
    »Im Hopkins hätte ich die beiden auf der Stelle gemeldet, und das wäre sie verdammt teuer zu stehen gekommen, aber hier – hier bin ich nur Gast.«
    »Und es herrschen andere Sitten.«
    »Also, Jack, das ist in höchstem Maß unverantwortlich. Es ist potenziell gefährlich für den Patienten, und das ist eine Grenze, die man nie überschreiten darf. Wenn du im Hopkins einen Patienten im Aufwachraum hast oder am nächsten Tag operieren musst, trinkst du nicht mal zum Abendessen ein Glas Wein! Und zwar nur aus dem einen Grund: Weil das Wohl des Patienten an erster Stelle steht. Sicher, wenn du von einer Party nach Hause fährst und einen Verletzten am Straßenrand liegen siehst, und wenn du der Einzige weit und breit bist, dann tust du natürlich, was du kannst, und bringst den Verletzten zu einem Arzt, der noch all seine fünf Sinne beisammen hat, und wahrscheinlich erzählst du diesem Arzt auch, dass du ein paar Gläser intus hattest, als du den Verletzten entdecktest. Ich meine, klar, als Assistenzarzt drücken sie einem unmögliche Arbeitszeiten auf, damit man schon mal lernt, auch dann gute Entscheidungen zu treffen, wenn man nicht mehr voll da ist. Aber in einer solchen Situation ist auch immer jemand da, der einem hilft,
wenn man nicht im Vollbesitz seiner Kräfte ist, und man sollte eigentlich in der Lage sein zu sagen: Halt, ich fühle mich überfordert. Sind wir uns da einig? Mir ist das einmal passiert, als ich für die Pädiatrie eingeteilt war. Ich bekam es ganz schön mit der Angst zu tun, als ein kleiner Junge zu atmen aufhörte. Aber ich hatte eine gute Schwester dabei, und der Oberarzt kam auch sofort angeschossen, sodass wir ihn Gott sei Dank ohne bleibende Schäden wieder hingekriegt haben. Aber Jack, man lässt es doch nicht mutwillig darauf ankommen!«
    »Na gut, Cathy, und was willst du jetzt tun?«
    »Ich weiß es nicht. Zu Hause würde ich auf der Stelle zu Bernie gehen, aber ich bin hier nicht zu Hause …«
    »Und möchtest du meinen Rat hören?«
    Sie richtete ihre blauen Augen auf ihren Mann. »Aber sicher. Was denkst du?«
    Was er dachte, spielte an sich keine Rolle. Für ihn ging es vielmehr darum, sie zu ihrer eigenen Entscheidung zu begleiten. »Wie wirst du dich nächste Woche fühlen, wenn du nichts unternimmst?«
    »Schrecklich, Jack. Was ich da gesehen habe …«
    »Cathy …« Er nahm sie in die Arme. »Mach einfach, was du für richtig hältst. Sonst, na ja – sonst lässt es dir keine Ruhe. Hast du jemals bereuen müssen, etwas getan zu haben, was du für das Richtige hieltest, Mylady?«
    »So nennen sie mich im Krankenhaus auch. Mir ist das unangenehm …«
    »Tja, Schatz, mich nennen sie bei der Arbeit mitunter Sir John. Ich lass es gelten. Es ist ja schließlich nicht als Beleidigung gemeint.«
    »Hier spricht man einen Chirurgen mit Mr Jones oder Mrs Jones an, nicht mit Doktor Jones. Was ist das nun wieder für eine seltsame Angewohnheit?«
    »Das ist hier so üblich. Der Grund dafür reicht bis ins achtzehnte Jahrhundert zurück. Damals war in der Royal Navy der Schiffsarzt in der Regel ein junger Lieutenant, und an Bord eines Schiffes spricht man diesen Dienstgrad mit Mister an und nicht mit Lef tenant. Irgendwie wurde das dann auch im zivilen Leben übernommen.«

    »Woher weißt du das?«, fragte Cathy.
    »Cathy, wie du dich vielleicht noch erinnern kannst, hast du deinen Doktor in Medizin gemacht, ich den meinen hingegen in Geschichte. Ich weiß alles Mögliche – seit dieser

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