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Red Rabbit: Roman

Red Rabbit: Roman

Titel: Red Rabbit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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essen. Genau wie die von Gewissensbissen Getriebenen. Und die Geltungssüchtigen sahen schnell ein, dass ein gutes Leben weiß Gott eine großartige Form der Rache war.
    Zu welcher Sorte zählst du, Iwan? fragte sich Foley. Was treibt dich, dein Land zu verraten? Die Russen waren extrem patriotische Menschen. Die Worte Stephen Decaturs – »Unser Land, ob im Recht oder Unrecht« – hätte durchaus auch von einem russischen Bürger ausgesprochen worden sein können. Aber tragischerweise wurde dieses Land verheerend schlecht regiert. Russland musste im Grunde die unglücklichste Nation der Erde sein – erstens zu groß, um überhaupt vernünftig regiert werden zu können, zweitens von
den hoffnungslos unfähigen Romanows übernommen, und schließlich, als nicht einmal sie die Vitalität ihres Landes zügeln konnten, in den blutigen Rachen des Ersten Weltkriegs geworfen, in dem die Nation so gewaltige Verluste erlitt, dass Wladimir Iljitsch Uljanow  – Lenin – es hatte übernehmen und ihm ein politisches Regime aufoktroyieren können, das darauf abzielte, sich selbst Schaden zuzufügen. Und am Ende, als das Land vollends daniederlag, wurde es dem bösartigsten Psychopathen seit Caligula in Gestalt Josef Stalins in die Hände gelegt. Die Häufung dieser Art von Missbrauch hatte den Glauben der Menschen hier mehr und mehr erschüttert …
    Du lässt deine Gedanken aber wirklich abschweifen, Foley, sagte sich der COS. Noch eine halbe Stunde. Er wollte die Botschaft pünktlich verlassen, die U-Bahn nehmen und einfach mit offenem Mantel dastehen und abwarten. Er ging auf die Toilette. Manchmal wurde seine Blase so aufgeregt wie sein Verstand.
     
    Auf der anderen Seite der Stadt ließ sich Zaitzew Zeit. Er würde mit einem Nachrichtenformular auskommen müssen – ein bereits angefangenes vor aller Augen einfach wegzuwerfen war zu gefährlich, dem Verbrennungssack konnte er nicht trauen, und in seinem Aschenbecher konnte er schlecht eines verbrennen. Deshalb setzte er seine Nachricht im Kopf auf, ging den Text sorgfältig durch, um ihn dann noch einmal und noch einmal zu überprüfen, immer wieder.
    Dieser Vorgang nahm mehr als eine Stunde in Anspruch, aber schließlich war er so weit. Er schrieb die Nachricht verstohlen auf einen Zettel, faltete ihn und steckte ihn in seine Zigarettenschachtel.
     
    Der kleine Eddie schob sein Lieblings- Transformers -Video in den Rekorder. Mary Pat, die hinter ihrem gebannt auf dem Wohnzimmerboden hockenden Sohn saß, starrte abwesend auf den Bildschirm. Plötzlich schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf.
    Ich verwandle mich von der adretten blonden Hausfrau in eine CIA-Spionin, und zwar nahtlos. Die Vorstellung gefiel ihr. Davon bekäme der sowjetische Bär ein – hoffentlich offenes – Magengeschwür, das sich nicht mit Milchtrinken und Rolaids beheben ließe. In vierzig Minuten wird Ed herausfinden, ob sein neuer
Freund wirklich mit ihm spielen will, und wenn ja, werde ich ihn führen müssen. Ich werde ihn an der Hand nehmen, ihm den Weg zeigen und seine Informationen aufnehmen und nach Langley schicken.
    Was wird er uns bieten? fragte sie sich. Etwas richtig Spektakuläres? Arbeitet er in der Kommunikationszentrale, oder hat er lediglich Zugriff auf einen Block mit Nachrichtenformularen? Von denen gab es in der Zentrale wahrscheinlich eine Menge … na ja, das hing wahrscheinlich von ihren Sicherheitsvorkehrungen ab. Die waren vermutlich ziemlich streng. KGB-Nachrichten wurden garantiert nur sehr wenigen Leuten anvertraut …
    Und das war der Wurm am Haken, dachte sie, während sie zusah, wie sich ein Kenworth-Sattelschlepper in einen zweibeinigen Roboter verwandelte. Weihnachten würden sie diese Spielsachen vermutlich schon kaufen müssen. Sie fragte sich, ob Eddie wohl mit dem Verwandlungsmechanismus allein zurechtkam.
     
    Der Zeitpunkt rückte näher. Wenn es einen Beschatter gab, würde ihm wieder die grüne Krawatte auffallen und ihn in der Überzeugung bestärken, dass die vorherige keineswegs ungewöhnlich gewesen war – jedenfalls nicht so ungewöhnlich, als dass man sie unbedingt als eine Art Zeichen für einen Informanten zu deuten vermochte. Nicht einmal der KGB konnte annehmen, dass jeder Botschaftsangehörige ein Spion war, sagte sich Foley. Sein Freund von der New York Times hatte zudem wahrscheinlich seinen Kontakten erzählt, dass Foley ein dummer Trottel war, der nicht einmal das Zeug zum Polizeireporter in New York gehabt hatte. Die denkbar beste

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