Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Red Rabbit: Roman

Red Rabbit: Roman

Titel: Red Rabbit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
war überflüssig.
    »Im Süden ist es mit der Sicherheit nicht weit her, anders als in der anderen Richtung«, erklärte Andy. »In der Nähe der österreichischen Grenze wäre die Angelegenheit erheblich schwieriger, aber Jugoslawien – vergessen Sie das nicht – ist ein kommunistischer Bruderstaat. Das möchte man hier zumindest gern glauben. Die Grenzer auf der ungarischen Seite machen es jedenfalls richtig  – viele freundschaftliche Arrangements mit den Schmugglern. Das ist ein blühender Wirtschaftszweig, aber wer schlau ist, hält sich bedeckt. Sonst könnte das Belügyminisztérium, das Innenministerium, Wind davon bekommen, und das will man tunlichst vermeiden.«
    »Aber wenn das hier die Hintertür des Warschauer Pakts sein soll … Himmel, dann weiß der KGB doch davon, nicht wahr?«
    Hudson führte den Gedankengang fort. »Warum also schießen die Russen nicht alles in Trümmer? Ich nehme an, dass sie dazu durchaus in der Lage wären, aber die hiesige Wirtschaft würde darunter leiden, und die Sowjets bekommen hier eine ganze Menge Sachen, die ihnen sehr gefallen. Trent berichtet, dass unser Freund eine Reihe größerer Einkäufe getätigt hat. Videorekorder und Seidenstrumpfhosen… verfluchte Seidenstrumpfhosen … russische Frauen würden für solche Dinge töten. Wahrscheinlich sind die meisten für Freunde und Kollegen in Moskau bestimmt. Wenn also der KGB sich einmischt oder den AVH dazu zwingt, würden die Russen eine Menge Güter verlieren, die sie sehr schätzen. Ein bisschen Korruption richtet keinen großen Schaden an und stillt die Gier auf der anderen Seite. Vergessen Sie nicht, dass auch die Russen Schwächen haben. Wahrscheinlich sogar mehr als wir, auch wenn die Leute gern und oft das Gegenteil behaupten. Sie wollen dieselben Sachen haben wie wir
auch. Und offizielle Kanäle können gar nicht so gut funktionieren wie die inoffiziellen. Es gibt ein ungarisches Sprichwort, das mir sehr gefällt: A nagy kapu mellett, mindig van egy kis kapu. In der Nähe eines großen Tors ist immer eine kleine Tür. Diese kleine Tür sorgt dafür, dass hier Verschiedenes funktioniert.«
    »Und ich werde durch sie hindurchgehen.«
    »So ist es.« Andy trank seinen Wein aus und verzichtete auf ein zweites Glas. Er hatte in der Nacht noch eine ordentliche Strecke zu fahren, in der Dunkelheit, auf Nebenstraßen. Stattdessen zündete er sich eine Zigarre an.
    Ryan nahm sich auch eine. »So etwas habe ich noch nie zuvor getan, Andy.«
    »Ängstlich?«
    »Ja«, gab Jack ohne Umschweife zu. »Ja, ich habe Angst.«
    »Das erste Mal fällt es niemandem leicht. Dafür waren in meinem Haus noch nie Leute mit Maschinenpistolen, das nur zu Ihrem Trost.«
    »Als Unterhaltungsprogramm nach dem Dinner gefällt mir ein solcher Auftritt auch nicht«, entgegnete Jack mit einem schiefen Lächeln. »Aber wir sind zum Glück heil davongekommen.«
    »Ich glaube nicht an Glück … nun ja, höchstens manchmal. Das Glück sucht sich jedenfalls keinen Idioten, Sir John.«
    »Kann schon sein.« Ryan dachte wieder an jene schreckliche Nacht. Das Gewicht der Uzi in seiner Hand. Der Schuss musste sein Ziel erreichen. Eine zweite Chance in diesem Ballspiel gab es nicht. Er ließ sich auf ein Knie nieder, zielte und … traf. Den Namen des Burschen in dem Boot kannte er nicht. Merkwürdig, dachte er. Wenn du schon einen Mann direkt neben deinem Haus umbringst, solltest du wenigstens seinen Namen kennen.
    Ryan hatte sein Ziel damals getroffen. Er hatte es geschafft. Also würde er sein Ziel jetzt ebenfalls erreichen. Er warf einen Blick auf seine Uhr. Es würde noch etwas dauern, und er brauchte nicht zu fahren. Es sprach also nichts dagegen, noch ein Glas Wein zu trinken. Aber dann war auch für ihn Schluss.
     
    Im Astoria brachten die Zaitzews ihre Tochter zu Bett. Oleg bestellte beim Zimmerservice Wodka. Er war nach russischem Vorbild gebrannt, das Getränk der Arbeiterklasse. Die Halbliterflasche
krönte ein Verschluss aus Alufolie, die im Grunde nur den Zweck hatte, den Besitzer dazu zu zwingen, den Inhalt in einer einzigen Sitzung zu verbrauchen. In dieser Nacht war das nicht die schlechteste Idee. Zaichik war schon eingeschlafen. Oleg saß auf dem Bett, seine Frau in einem der Polstersessel. Sie tranken aus den Wassergläsern, die sie im Bad vorgefunden hatten.
    Vor Oleg Iwan’tsch lag noch eine schwierige Aufgabe. Seine Frau ahnte immer noch nichts von seinen Plänen. Er wusste nicht, wie sie darauf reagieren würde.

Weitere Kostenlose Bücher