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Red Rabbit: Roman

Red Rabbit: Roman

Titel: Red Rabbit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Hand.
    »Mein Name ist Jack«, korrigierte Ryan. »Zu einem richtigen Ritter fehlen mir das Pferd und die Rüstung.« Jack schüttelte seinem zukünftigen Arbeitskollegen die Hand. Die war, wie er fühlte, klein und dünn. Aber die blauen Augen wirkten tatsächlich blitzgescheit.
    »Geben Sie gut auf ihn Acht, Simon«, sagte Sir Basil, der sich gleich darauf zurückzog.
    Es war schon ein Schreibtisch für ihn frei gemacht worden, wie Jack feststellte. Er nahm probehalber in dem dazugehörigen Drehsessel Platz. Es würde ein wenig eng werden in dem Raum, dachte er. Der Telefonapparat seines Schreibtisches stand auf einem Scrambler, der unbefugte Abhörversuche verhindern sollte, und Ryan fragte sich, ob dieses Gerät denn auch so zuverlässig war wie das STU-System, das ihm in Langley zur Verfügung stand. Das bei Cheltenham stationierte Hauptquartier des britischen Auslandsgeheimdienstes, kurz GCHQ, arbeitete eng mit der NSA zusammen.
Vielleicht hatte der Kasten dieselben Innereien und sah anders aus. Dennoch würde er sich stets in Erinnerung rufen müssen, dass er hier nicht zu Hause war. Was aber wohl nicht schwer fallen würde, hoffte Ryan. Die britische Aussprache – mit den lang gezogenen As wie in grass, raspberry oder castle etwa – würde ihm eine permanente Erinnerungsstütze sein. Allerdings war festzustellen, dass sich durch den Einfluss amerikanischer Filme und Fernsehbeiträge auch in England ein amerikanischer Akzent durchzusetzen begann.
    »Hat Basil mit Ihnen schon über den Papst gesprochen?«, wollte Simon wissen.
    »Ja. Er fragt sich, wie die Russen auf diesen Brief reagieren werden, der es ja wirklich in sich hat.«
    »Darauf sind wir alle gespannt. Haben Sie schon eine Vorstellung, Jack?«
    »Nun, ich kann nur wiederholen, was ich Ihrem Chef gegenüber schon erwähnt habe: Wenn Stalin noch im Kreml säße, würde er dem Papst nach dem Leben trachten. Doch so viel Dreistigkeit ist der gegenwärtigen Führung nicht zuzutrauen.«
    »Es sieht zwar so aus, dass es bei denen recht kollegial zugeht. Allerdings hat Andropow, wie mir scheint, Höheres im Sinn. Er strebt an die Spitze und ist weniger zimperlich als die anderen.«
    Jack lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Wissen Sie, Freunde meiner Frau aus dem Hopkins-Krankenhaus sind vor einigen Jahren in Moskau gewesen, um Michail Suslow zu behandeln, der an einer Augenfibrose litt und außerdem stark kurzsichtig war. Gleichzeitig wollten sie den russischen Kollegen vor Ort ein bisschen Nachhilfeunterricht geben. Cathy war damals noch im Praktikum und ist nicht mitgeflogen. Aber Bernie Katz, der Chefarzt von Wilmer, war mit von der Partie. Ein hervorragender Augenspezialist. Als er und die anderen wieder zurück waren, sind sie von der CIA befragt worden. Haben Sie den Bericht darüber gelesen?«
    Harding merkte auf. »Nein. Aber lassen Sie hören.«
    »Der Bericht ist hochinteressant. Es scheint wohl überall auf der Welt so zu sein, dass ein Patient seinem Arzt gegenüber meist offen und ehrlich ist. Auf der anderen Seite bemerkt ein Arzt an seinen Patienten einiges, was andere schlichtweg übersehen. Bernie gab zu Protokoll, dass Suslow einen durchaus höflichen und geschäftsmäßigen Eindruck machte, aber dennoch durchblicken ließ, dass es
ihm überhaupt nicht passte, von Amerikanern behandelt zu werden, beziehungsweise dass es in Russland niemanden gab, der ihn hätte operieren können. Andererseits waren Bernie und seine Kollegen überwältigt von der Gastfreundschaft, die ihnen entgegengebracht wurde. Damit hatte Bernie nicht gerechnet – er kommt aus einer jüdischen Familie polnischer Herkunft. Soll ich Ihnen den Bericht zukommen lassen?«
    Harding hielt ein brennendes Streichholz über den Pfeifenkolben. »Ja, bitte. Die Russen, das sind wirklich komische Vögel. Auf der einen Seite bewundernswert kultiviert: Russland ist wohl der letzte Ort auf der Welt, wo man noch mit Gedichten seinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Die Russen verehren ihre Dichter, und das bewundere ich an ihnen. Auf der anderen Seite aber … Sie wissen schon: Stalin und seine Schreckensherrschaft. Nun, selbst er war ungewöhnlich zurückhaltend in seinem Terror gegen Schriftsteller. Schreckte aber letztlich auch davor nicht zurück …«
    »Sprechen Sie Russisch?«, fragte Ryan.
    Harding nickte. »Eine schöne, sehr poetische Sprache, die sich, wie gesagt, hervorragend zur Dichtkunst eignet. Aber mit ihr lassen sich eben auch Dinge schönreden, die

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